"Wir sind so frei - sieben Tage ohne!" heißt die demonstrative Abstinenz-Aktion, bei der die Vereinsverantwortlichen zusammen mit der Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und dem Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW), Dachorganisation von rund 2.800 Vereinen im Fußball-, Freizeit-, Breitensport- und Leichtathletikbereich, in die Offensive gehen. Der gemeinsame Entsagungs-Appell soll präventive Wirkung vor allem bei sportbegeisterten Kindern und Jugendlichen entfalten.
Eingereiht ist der Vorstoß in die bundesweite Suchtwoche vom 14. bis 18. Juni 2007. Unter Regie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm haben die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und viele weitere Partner dafür das Generalmotto "Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze" ausgerufen. Und dabei wiederum animieren BZgA wie auch der Deutsche Olympische Sportbund möglichst viele Vereine, zum Beispiel mindestens ein Sportwochenende alkoholfrei zu halten. Immerhin tummeln sich 70 Prozent aller jungen Leute zumindest zeitweise in einem Sportverein - und sind somit einerseits Alkoholrisiken ausgesetzt, andererseits aber auch mit Vorbeugebotschaften gut anspielbar, so das Kalkül der Veranstalter.
Der FSV Witten 07/32 zum Beispiel setzt noch etwas drauf: Er stellt Bier und Schnaps nicht nur einen Samstag/Sonntag vom Platz, sondern gleich eine ganze Woche. "Eine Woche ist zwar auch nicht die Welt, aber wir wollen erreichen, dass das Thema 'verantwortungsvoller Alkoholkonsum' im Verein, und hier insbesondere in den Jugendmannschaften, diskutiert wird, dass die Kinder und Jugendlichen, aber auch Trainer und Betreuer, auf die Problematik aufmerksam gemacht werden und dass das kritische Bewusstsein für einen risikoarmen Alkoholkonsum geschärft wird", so FSV-Jugendleiterin Christel Schmitt. Zum Mitmachen motivieren zum Beispiel kleine Durchhaltewetten unter den Aktiven, bei denen es Preise zu gewinnen gibt. "Sportlichsoziale Angebote dienen dem Wir-Gefühl und unterstützen die Kinder und Jugendlichen dabei, dem leicht verfügbaren Alkohol zu widerstehen, alternative Möglichkeiten zu erkennen, dem Alltagsdruck zu entfliehen und die Anerkennung Gleichaltriger durch eine starkes Selbstbewußsein und nicht durch riskanten Alkoholkonsum zu erlangen", erklärt Wolfgang Rometsch, Leiter der LWL-Koordinationsstelle Sucht.
Hintergrund: Stichwort Alkoholkonsum, Jugend und Alkohol In Deutschland wird zu viel Alkohol getrunken, sagen Experten. Im Durchschnitt trinkt jeder Erwach-sene hierzulande täglich mehr als vier Gläser Alkohol - das ist mehr als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für unbedenklich hält. Jede vierte Gewalttat und jeder dritte Verkehrsunfall geschieht unter Alkoholeinfluß. 20.000 Babys werden jedes Jahr mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen geboren, weil die Mütter in der Schwangerschaft nicht auf Alkohol verzichtet haben.
Das Einstiegsalter für regelmäßigen Alkoholkonsum ist mittlerweile auf 13 Jahre zurückgegangen. Längst zählen massenhaft Kinder zu den Konsumenten. Jedes zweite Kind in Deutschland hat bereits mit zwölf Jahren erste Erfahrungen mit Alkohol gemacht. Mit 16 liegt die Quote bei 97 Prozent - trotz eines Jugendschutzgesetzes, das den Verkauf jeglichen Alkohols an Kinder unter 16 Jahren verbietet. Der junge Organismus ist extrem anfällig für Schädigungen durch Alkohol.