Die LWL-Volkskundler haben einen Fragebogen entworfen, den man auch im Internet (www.volkskunde-westfalen.de) beantworten kann und suchen Menschen, die zu weiterführenden Interviews zu ihren Essgewohnheiten bereit sind. „Die Tourismusbranche hat das Bild der kräftigen und einfachen westfälischen Kost mit Schinken und Schwarzbrot geprägt. Natürlich sind die Entwicklungen und Trends der letzten 60 Jahre auch an Westfalen nicht spurlos vorübergegangen, völlig selbstverständlich stehen heute Pasta, Feta und Soja-Sauce in westfälischen Küchenschränken“, so Projektleiterin Sonja Böder. Auf der anderen Seite trügen Interessenverbände aus Landwirtschaft und Gastronomie dazu bei, dass Lebensmittel aus der Region an Bedeutung gewännen. Der regionalen Küche werde eine identitätsstiftende Funktion zugeschrieben, über die Nahrung solle eine Verbindung zwischen den Menschen und ihrer Umgebung hergestellt werden, fügt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission, hinzu.
„Was und wie die Menschen im heutigen Westfalen nun wirklich essen und welche Rolle die ‚westfälische Kost’ bei ihrer Ernährung spielt, wollen wir mit diesem Projekt erforschen“, so die beiden Volkskundlerinnen beim LWL. Cantauw und Böder betonen, dass Interessierte den Fragenbogen im Internet ganz einfach ohne lästigen Papierkram ausfüllen können. Für weiterführende Interviews suchen sie nicht nur Konsumenten, sondern auch Erzeuger wie zum Beispiel Landwirte und Kornbrenner und Vermittler wie Gastromome und Interessenverbände.
„Mit den Ergebnissen dieses Dokumentationsprojektes wollen wir Antworten auf die Fragen finden ‚Wie westfälisch isst Westfalen?’ Das ist für uns besonders reizvoll, da wir in unserem Archiv zahlreiche persönliche Berichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts rund um das Essen und Trinken gesammelt haben. Auch im Rahmen des Projektes ‚Mein 18. November’ haben viele Menschen in Westfalen etwas zu diesem Thema geschrieben. Wir wollen unsere Dokumentation des Alltags in Westfalen ergänzen und so auch zukünftigen Forschern Material zur Ermährung am Beginn des 21. Jahrhunderts zur Verfügung stellen“, erklärt Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission. In den hundert Jahre alten Berichten spielen typisch westfälische Nahrungsmittel wie Dicke Bohnen mit Speck übrigens noch eine große Rolle.