Ich heiße Sie alle sehr herzlich im Landtag von Baden-Württemberg willkommen.
Besonders natürlich die 35 Preisträgerinnen und Preisträger, die beim 49. Schülerwettbewerb des Landtags zur Förderung der politischen Bildung einen Ersten Preis gewonnen haben. Bei der Verleihung der Urkunden werde ich Sie persönlich begrüßen. Dadurch haben die anwesenden Abgeordneten Gelegenheit „ihre“ Preisträger schon einmal in Augenschein zu nehmen. Ein herzliches Willkommen geht an die Vorsitzende des Beirats, Frau Abgeordnete Andrea Krueger, den stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats Schülerwettbewerb, Herrn Christoph Bayer, sowie alle weiteren Mitglieder des Beirats. Außerdem freue ich mich, zahlreiche Abgeordnete aus den Wahlkreisen der Gewinner begrüßen zu können. Sie haben sicher Verständnis, dass ich nicht alle namentlich nenne.
Meine Damen und Herren, 135 Schulen beteiligten sich am 49. Schülerwettbewerb des Landtags. 2345 Arbeiten wurden von 3185 Schülerinnen und Schülern eingereicht. Damit wird die Beteiligung des Vorjahres übertroffen. Die Prüfung der Beiträge ergab, dass 37 die Qualität für die Vergabe eines Ersten Preises haben. Ich kann daher heute 22 junge Damen und 13 junge Herren mit dem Ersten Preis des Schülerwettbewerbs des Landtags von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung auszeichnen. Zwei Gewinner können leider nicht persönlich teilnehmen. Beide erhalten ihre Urkunde per Post.
Vielleicht ist Ihnen bei der Nennung der Zahlen aufgefallen, dass viele Gewinner weiblich sind? Dieser Trend lässt sich schon ein paar Jahre beobachten. Es ist erfreulich, dass die Auseinandersetzung mit politischen Fragen inzwischen keine reine Männerdomäne mehr ist. Politische und gesellschaftliche Gremien brauchen das Engagement und die Sichtweisen junger Frauen. Deshalb hoffe ich, dass Sie aktiv bleiben! Und die jungen Herren fordere ich auf, es den Damen nachzutun!
Alle von Ihnen eingereichten Plakate, Facharbeiten, Umfragen, Reportagen und literarischen Arbeiten waren von Engagement und hoher Qualität geprägt. In der Nachlese 06/07 sind einige Arbeiten abgedruckt, deren Lektüre hoffentlich zu weiteren Diskussionen anregt. Für Ihr Engagement werden Sie mit einer Studienreise nach Saarbrücken, Luxemburg und Brüssel belohnt. Es freut mich, dass im Jubiläumsjahr der Römischen Verträge die Preisträgerreise auch nach Brüssel führt. Dort sind Gespräche mit Europaexperten und Begegnungen mit belgischen Jugendlichen geplant.
Politik, Kultur, Geschichte und Wissenschaft - gepaart mit Lebensfreude und Spaß - sind Elemente der Reise. Mit einer Stippvisite im Saarland, das seinen 50. Geburtstag feiert, beginnt die Reise. Sie erhält durch den Besuch der Deutschen For-schungsanstalt für künstliche Intelligenz und der Völklinger Hütte auch einen technisch-wissenschaftlichen Touch. Die diesjährige Kulturhauptstadt Luxemburg wird Ihnen sicher gefallen. In Brüssel können Sie am Nationalfeiertag der Belgier viele interessante Beobachtungen machen. Dem Reiseprogramm habe ich entnommen, dass an diesem Tag sogar der Königspalast zu besichtigen ist! Zwei Abgeordnete des Landtags werden Sie begleiten. Frau Krueger und Frau Berroth haben ihren Terminkalender extra hierfür frei gemacht. Nutzen Sie die Chance, auf der Reise mit den Abgeordneten zu diskutieren und Fragen zur aktuellen Politik zu stellen.
Nutzen Sie jede Chance, wenn Sie Expertinnen und Experten treffen und „löchern“ Sie diese! Sprechen Sie Bedenken und Fragen an, wie sie Alice Büchert, Constanze Glöckler und Clara Peterle in ihrer Karikaturauswertung zum Bundeswehreinsatz im Libanon aufgeworfen haben. Ich zitiere: „Gleich zu Beginn der Bearbeitung hatten wir uns einhellig geäußert: Deutsche Soldaten haben im Ausland nichts verloren. Wir haben genügend Probleme zu Hause. Je weiter wir uns mit dem Thema eingearbeitet haben, desto mehr fiel unser Urteil differenziert aus. Gegen Ende der Ausarbeitung hatte sich immerhin herauskristallisiert, dass Deutschland im Rahmen der Weltgemeinschaft Verantwortung übernehmen muss. Die konkrete Ausformulierung der deutschen Rolle fällt uns jedoch schwer. In uns tut sich die Frage auf: Wie weit gehen friedenserhaltende Maßnahmen?“
Fabian Seger hat mich mit seinem Appell, für die eigene Meinung einzustehen, be-eindruckt. Er schreibt: „Wenn jemand erst einmal den Willen hat, für seine Meinungen und Ideen zu kämpfen, dann hat er damit schon den ersten Schritt getan. Mut, Selbstvertrauen und der Glaube an sich selbst sind die einzigen Vorraussetzungen, die nötig sind, um sich für seine Überzeugungen einzusetzen.“
Julian Binder glaubt, dass „ein friedliches Zusammenleben verschiedener Religionen möglich ist“ auch wenn Fanatiker die Weltpolitik noch lange beschäftigen werden. In Europa soll Toleranz herrschen, aber auch kritische Zivilcourage. Ja, unser Europa braucht aktive junge Menschen. Lassen Sie in Brüssel und Luxemburg diesen Einsatz für Ideen spürbar werden!
Sarah Krieg weist mit ihrem Beitrag noch über Europa hinaus. Im Schlusswort schreibt sie: „Es ist mir ein Anliegen Globalisierung nicht nur als weltweiten Marktplatz zu sehen, sondern alle Menschen mitzunehmen, wenn es um Arbeitsplätze und Wohlstand geht. Gehört zur Bildung nicht auch Verantwortung für Menschlichkeit? Denn wir werden zunächst alle als Menschen geboren und dann erst sind wir Deutsche, Chinesen oder hungernde Kinder. Es gibt nur eine Welt für alle Menschen.“
Wenn junge Menschen ihre Meinungen so konstruktiv zu Papier bringen, begeistert mich dies. Ich freue mich, dass Sie mit überzeugenden Arbeiten den Schülerwettbewerb bereichert haben. Bitte bringen Sie sich auch in Zukunft in Diskussionen ein. Beleben Sie unsere Demokratie. Ihre Aussagen und Anregungen sind wichtig für uns, denn wir sollen und wollen die Weichen für Ihre Zukunft stellen!
Stolz kann der Landtag aber auch auf etwas anderes sein – darauf, dass unser Schülerwettbewerb in diesem Jahr zum 50. Mal ausgeschrieben wird. Dies ist einmalig in der Bundesrepublik. Er hat also dasselbe Alter wie die Römischen Verträge und das Bundesland Saarland. Und es ist eine Erfolgsgeschichte. Gemeinsam mit unserer verlässlichen Partnerin, der Landeszentrale für politische Bildung, wollen wir weiter daran arbeiten, dass junge Menschen neugierig auf Politik und zum Mitgestalten motiviert werden