Nachdem die Bestände sehr weit entwickelt aus dem milden Winter gekommen waren, zeigten sich auf den Äckern im Frühjahr - vornehmlich in der Gerste - vielerorts Nester mit vergilbten Pflanzen. Ursache hierfür war das so genannte Gelbverzwergungsvirus, das durch Blattläuse auf die Pflanzen übertragen wird. Stellenweise waren die Schäden so stark, dass die betroffenen Flächen umgebrochen und mit einer anderen Frucht, wie zum Beispiel Mais, bestellt werden mussten. Das Gelbverzwergungsvirus bewirkt, dass betroffene Pflanzen im Wuchs zurückbleiben und häufig keine Ähre ausbilden können, was letztendlich zu Ertragseinbußen führt. Wie hoch die Verluste in diesem Jahr tatsächlich ausfallen, kann jedoch erst nach der Ernte beziffert werden.
Die Bestände präsentieren sich, abgesehen von den bereits erwähnten Virusschäden, nach Ansicht der Fachleute insgesamt recht gut, wenn auch dünner als in anderen Jahren: Die Trockenheit im April hat auf vielen Flächen zu einer Reduktion von Einzeltrieben der Pflanzen geführt. Noch ist nicht abzusehen, ob der Ertrag über eine gesteigerte Kornzahl je Ähre oder ein höheres Korngewicht ausgeglichen werden kann. Dem aktuellen Stand nach zu urteilen, gehen die Fachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen von einer durchschnittlichen Ernte aus.
Im Gebiet der Landwirtschaftskammer Niedersachsen werden nach vorläufigen Schätzungen des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik in diesem Jahr rund 200.000 Hektar Wintergerste angebaut. Die Verwertung erfolgt nahezu ausschließlich in der Tierfütterung.
Das allseits beliebte Gersterbrot enthält übrigens entgegen der landläufigen Meinung keine Gerste. Der Name leitet sich vom so genannten "gerstern" ab. Dabei wird das Brot vor dem Backprozess abgeflämmt.