Auch ohne Sondereffekte und trotz Börsen- und Riester-Boom
„2006 war wieder ein Spitzenjahr für LBS-Bausparen“, sagte Geschäftsleitungssprecher Dr. Franz Wirnhier auf der heutigen Bilanzpressekonferenz der LBS Bayerische Landesbausparkasse. Das eingelöste Neugeschäft, für das bereits Abschlussgebühren eingenommen wurden, erzielte mit 6,85 Milliarden Euro ein Plus von 4,7 Prozent gegenüber 2005 und damit den höchsten jemals erreichten Wert. Positiv wertete der LBS-Chef auch das Abschlussvolumen von Januar bis Juni 2007, das mit 3,56 Milliarden Euro das zweithöchste in einem ersten Halbjahr in der Geschichte der LBS Bayern ist. Nur der durch den Wegfall der Eigenheimzulage getriebene Absatz in den ersten sechs Monaten 2006 lag mit 3,86 Milliarden Euro noch höher. In Anspielung auf die aktuelle LBS-Werbekampagne meinte Wirnhier: „‚Born to be Bausparer’ ist und bleibt in Bayern ein Hit.“
Das Bausparen behaupte sich in einem hart umkämpften Markt gegen starke Konkurrenz durch preisaggressive Direktbanken sowie boomende Riester- und Aktienmarkt-Produkte, sagte Wirnhier. Gleichzeitig fehlten außergewöhnliche externe Impulse wie die Abschaffung der Eigenheimzulage, die in den ersten Monaten 2006 zu einem massiven Neugeschäftsschub geführt hatte. Er sei zuversichtlich, dass das Geschäft 2007 das des Vorjahres am Ende noch toppen könne: „Ein Überspringen der Sieben-Milliarden-Hürde halten wir für realistisch.“ Gründe für die anhaltende Popularität des Bausparens sieht Wirnhier in seinem Kernnutzen mit der dauerhaften Festschreibung niedriger Zinsen für Wohnbaudarlehen: „Es erfüllt fundamentale Bedürfnisse der Kunden, weil es eine verlässliche Vorbereitung und Sicherung der Finanzierung von Wohneigentum ist.“ Der Kernnutzen des Bausparvertrags, die dauerhafte Festschreibung niedriger Zinsen für Wohnbaudarlehen, werde gerade derzeit angesichts steigender Zinsen besonders deutlich. Bei der LBS Bayern finde jede Kundenzielgruppe – unentschlossene Einsteiger ebenso wie Bausparer mit konkreten Finanzierungsabsichten - einen passenden Tarif, weil man sich frühzeitig auf das niedrige Zinsniveau eingestellt habe. Wie attraktiv das Bausparen für die nachwachsenden Generationen sei, zeigten die 37.500 jungen Menschen unter 25 Jahren, die 2006 in Bayern zu LBS-Bausparern wurden – rund 38 Prozent aller Neukunden.
Wie zielorientiert die LBS-Kunden sparen, lasse sich an der Struktur des Neugeschäfts ablesen, so Wirnhier. Die hohe durchschnittliche Bausparsumme von rund 30.000 Euro zeige, dass die LBS-Bausparer überwiegend Guthaben und Darlehensansprüche in einer Größenordnung aufbauten, „mit denen sich der Erwerb von Wohneigentum fest ins Visier nehmen lässt“. Auf diesem Weg begleite die LBS ihre Kunden „mit einem unverwechselbaren Profil als Bausparkasse der Sparkassen und Spezialist für Wohnvorsorge und Wohnbaufinanzierung“. Als Marktführer (Marktanteil am eingelösten Neugeschäft 38,3 Prozent nach Summe, 41,1 Prozent nach Verträgen) verfüge man über eine flächendeckende vertriebliche Präsenz und Kompetenz.
Trendwende bei den Auszahlungen
Mit der Dynamik des Bausparneugeschäfts konnten die Kapitalauszahlungen laut Wirnhier nicht Schritt halten. Die extrem niedrigen Kapitalmarktzinsen hätten die Nachfrage nach dem klassischen kollektiven Bauspardarlehen gedämpft. Doch spüre man hier eine Trendwende, bedingt durch den allgemeinen Zinsanstieg. So seien die Zuteilungen, die 2006 um 1,3 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro Bausparsumme zurückgegangen waren, im ersten Halbjahr 2007 um 8,8 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro angestiegen. Ähnlich verlief die Auszahlungsentwicklung bei den zugeteilten Bausparguthaben (2006: 883,7 Mio. Euro, -1,3 %; 1. Halbjahr 2007: 514,1 Mio. Euro, +10,8 %) und den Bauspardarlehen (2006: 427,5 Mio. Euro, -10,1 %; 1. Halbjahr 2007: 270,3 Mio. Euro, +25,5 %). Die Auszahlungen von Vor- und Zwischenfinanzierungskrediten, die 2006 um 11,2 Prozent auf 454,4 Millionen Euro zugenommen hatten, gingen von Januar bis Juni 2007 um 17,2 Prozent auf 185,9 Millionen Euro zurück. Zu erklären ist das mit der Streichung der Eigenheimzulage, in deren Folge die Kreditnachfrage in den ersten Monaten 2006 stark in die Höhe schnellte.
Mit der Ertragslage zeigte sich Wirnhier zufrieden. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge lag 2006 bei 63,1 Millionen Euro und damit 7,8 Millionen Euro niedriger als 2005. „Mit Blick auf das schwierige Umfeld“ könne man von einem „respektablen Abschluss“ sprechen. Er gehe davon aus, dass ein solcher auch 2007 gelingen werde. Zuversichtlich stimmten ihn der kräftige Anstieg der Kapitalmarktzinsen und der Aufwärtstrend im Bauspardarlehensgeschäft, das sich vor allem aus dem Gebrauchtimmobilienmarkt speise. In der Finanzierung Energie sparender Maßnahmen in bestehenden Eigenheimen und Wohnungen sieht der Bausparkassenchef einen „äußerst interessanten Markt“.
Neubau weiter in der Krise
„Weiter in der Krise“ befindet sich nach Wirnhier der Neubau. Der Aufschwung des vergangenen Jahres, bedingt durch den Wegfall der Eigenheimzulage, sei nur ein Strohfeuer gewesen. So sank die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser von Januar bis April um 52,2 Prozent auf 6.273. „So tief am Boden lag der Eigenheimbau in Bayern noch nie“. An prosperierenden Standorten werde das Wohnungsangebot allmählich knapp, weshalb Experten dort schon länger explodierende Mieten und kräftig anziehende Bau- und Kaufpreise prophezeiten. Weil neue Wohnungen dringend benötigt würden, sei auch eine aktive Wohnungspolitik vonnöten, so die Forderung des LBS-Geschäftsleitungssprechers. Zwar kümmere sich die Bundesregierung verdienstvoll um die energetische Sanierung des Gebäudebestands, doch fehlten Impulse für den Neubau: „Nicht einmal die im Koalitionsvertrag fest vereinbarte Integration des Wohneigentums in die Altersvorsorgeförderung scheint zustande zu kommen.“ Dabei könne eine Lösung ganz einfach sein: „Das pragmatische Konzept der Bausparkassen passt fast auf einen Bierdeckel.“
Forderungen aus der EU-Kommission, das angelsächsische System der Kreditvergabe zu übernehmen, erteilte Wirnhier angesichts der gegenwärtigen Immobilien- und Hypothekenkrise in den USA eine Absage. Die hiesige Baufinanzierungskultur mit solider Eigenkapitalbasis und zinssicheren Darlehen habe sich bewährt. Das Bausparen als optimale Finanzierungsversicherung für Kunden und Kreditinstitute leiste dazu einen wesentlichen Beitrag. Es ermögliche gerade einkommensschwächeren Haushalten eine solide Vorbereitung auf den Wohneigentumserwerb und eine genau kalkulierbare Zinsbelastung bis zur letzten Tilgungsrate. „Scharenweise Verbraucherinsolvenzen und Bankenpleiten wie jetzt in Amerika wären mit Bausparen nicht passiert“, erklärte Wirnhier.
Sein Ausblick fiel optimistisch aus. Er begründete diese Erwartung vor allem mit dem stabilen wirtschaftlichen Aufschwung, einer nachhaltigen Entspannung am Arbeitsmarkt und der hervorragenden Stimmung im Lande. Das gelte insbesondere für Bayern, „die Wachstumsregion schlechthin in Deutschland und eine der attraktivsten Regionen Europas“. Hier seien viele Bürger gewillt und in der Lage, sich ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Die LBS verfüge über die fachlichen und vertrieblichen Ressourcen, sie dabei kompetent zu begleiten. „Wir haben die Chance, noch mehr Menschen zu Bausparern und Wohneigentümern zu machen. Die wollen wir tatkräftig nutzen.“