Die EZB hat die Niedrigzinspolitik erneut verlängert. Wie lange sie aber die Zinsen weiter künstlich so tief hält, kann niemand sicher sagen. In der Öffentlichkeit mehren sich aktuell die Stimmen, die die anhaltenden Zinssubventionen der EZB für ihre „unerwünschten Nebeneffekte“ kritisieren.
„Für Immobilieninteressenten ist die aktuelle Situation Chance und Risiko zugleich“, erläutert LBS-Experte Sven Schüler. Besonders drei Tipps sollten Finanzierer derzeit beherzigen:
Tipp 1: Nicht nur nach dem niedrigsten Zins schauen
Der niedrigste Zins muss nicht immer die beste Lösung für Finanzierer sein. Aktuell lohnt es sich, das Niedrigzinsniveau lange festzuschreiben, zum Beispiel durch einen Bausparvertrag.
Auch eine längere Laufzeit des Darlehens ist häufig eine gute Idee. In den meisten Fällen ist der Zins dann höher als bei kurz laufenden Darlehen. Wichtiger als der Zinssatz im Internet-Portal sind aber die Gesamtkosten einer Finanzierung und damit der tatsächliche monatliche Aufwand. Um dabei auf der sicheren Seite zu sein, lohnt sich fachkundige Beratung.
„Niemand sollte ein solch großes Lebensprojekt wie die Baufinanzierung nur auf Basis von Internet-Infos angehen“, empfiehlt Schüler. „Viele Internet-Konditionen sind mehr Schein als Sein.“ Nur wer alle Kreditbedingungen absolut erfüllt – also ohnehin über das normale Maß solvent ist, kann zu diesen Top-Konditionen finanzieren. „Die breite Masse der Kunden wird deutlich mehr bezahlen müssen“, weiß Sven Schüler.
Tipp 2: Heute schon an morgen denken
„Niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise verleiten Käufer dazu, ihre Finanzierung auf Kante zu nähen. Bei einem Zinsanstieg gerät so der Eigenheimtraum schnell ins Wanken“, so LBS-Experte Schüler. Eine Absicherung gegen steigende Zinsen sollte laut LBS deshalb grundsätzlich unabhängig vom jeweils aktuellen Zinsniveau in jede solide Immobilienfinanzierung eingeplant werden.
Tipp 3: Tilgungshöhe den Zinsen anpassen
Was viele nicht beachten: Je niedriger die Zinsen für ein Annuitätendarlehen sind, desto länger dauert bei gleicher Tilgungshöhe die Entschuldung. Ein Beispiel: Eine Finanzierung über 200.000 Euro mit einer jährlichen Tilgung von 2 Prozent wäre bei einem unterstellten Top-Zins von 1 Prozent erst nach mehr als 40 Jahren abbezahlt. Das sind bei gleicher Tilgung 10 Jahre mehr als bei einem Zinssatz von 3 Prozent, der noch vor einigen Monaten für ein Annuitätendarlehen bezahlt werden musste.
Die LBS empfiehlt deshalb, die gewonnene Liquidität aus der Zinsspanne in eine höhere Tilgung von mindestens 3 Prozent zu stecken. Nur so kann eine schnelle und günstige Rückzahlung des Darlehens erreicht werden. Eine schnelle Rückzahlung ist vor allem deshalb so wichtig, weil sich ein Darlehensnehmer umso öfter einem Zinsänderungsrisiko aussetzt, je länger er braucht, um schuldenfrei zu sein.
Diese Gefahr können Finanzierer durch die Einbindung eines Bausparvertrags minimieren. Mit einer Kombination von Annuitätendarlehen und Bausparkonto kann eine Zinssicherheit für rund 30 Jahre garantiert werden. Jede Rate kann so bereits kalkuliert werden. Die Zeit bis zur vollständigen Abzahlung des Darlehens wird exakt planbar.