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Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)

Anreicherung der Haltungsumwelt kann die Fleischqualität von Schweinen verbessern

(lifePR) (Dummerstorf, )
Mastschweine in der Intensivhaltung führen in der Regel ein ereignis- und bewegungsarmes Leben, oft nur unterbrochen von zwei täglichen Fütterungen. Dabei drängen alle Tiere zum Trog, fressen so schnell sie können und sind darauf bedacht, möglichst nicht von konkurrierenden Artgenossen daran gehindert zu werden. Das erzeugt mitunter heftigen Stress. Ist alles aufgefressen, setzt wieder die übliche Lethargie ein. Es kommt also zu kurzzeitiger Muskelbeanspruchung unter hoher psychischer Belastung. Die bei den fleischreichen Schweinen vorhandenen großen, aber schnell ermüdenden Muskelfasern werden unter solchen Bedingungen gefördert; sie besitzen geringe Mengen des Muskelfarbstoffes Myoglobin, was zu blassem Fleisch führt. Im Gegensatz dazu fördert Bewegung ausdauernde Fasern, die myoglobinreich sind und deshalb rot aussehen. Auf dem Tisch der Verbraucher ist diese Farbe begehrt, da solche Schnitzel beim Braten viel weniger schrumpfen.

In einer gemeinsamen Studie haben die Forschungsbereiche "Muskelbiologie und Wachstum" sowie "Verhaltensphysiologie" des Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf untersucht, inwieweit eine angereicherte Haltungsumwelt, die den Tieren mehr Beschäftigung und weniger Langeweile sowie mehr und regelmäßige Bewegung bietet, die Fleischqualität verbessert. Bei dieser Untersuchung wurden Schweine der Deutschen Landrasse in den am FBN entwickelten Ton-Schalter-Futterautomaten gefüttert. Mit einer kurzen Tonfolge, die einem Handy-Klingelton vergleichbar ist, rufen Ton-Schalter-Futterautomaten die Tiere achtmal am Tag zum Futter. Da jedem Tier eine eigene, unverwechselbare Tonfolge zugeordnet ist, reagieren die Artgenossen nicht und das individuell angesprochene Tier kann ungestört am Ton-Schalter-Futterautomaten fressen. So werden drei Ziele auf einmal erreicht: Die Tiere werden beschäftigt, was die Lethargie und Langeweile abbaut und so der Tiergerechtheit dient, die Fütterungssituation wird entspannt und Stress vermindert, da die Tiere nicht in Futterkonkurrenz miteinander stehen und schließlich wurde entdeckt, dass die Fleischqualität sich dabei verbesserte. Vermutlich beruht dieser Effekt hauptsächlich auf den zwei Faktoren Stressverminderung und Bewegungsförderung. Es zeigte sich nämlich, dass der Anteil roter Ausdauerfasern bei den mit den Ton-Schalter-Futterautomaten gefütterten Schweinen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit konventioneller Fütterung erhöht und gleichzeitig der Wasserverlust ihres Fleischs, der für die Schrumpfung beim Braten verantwortlich ist, deutlich reduziert war. Man weiß, dass dieser Wasserverlust durch Stress gefördert wird.

Die Studie am FBN hat gezeigt, dass auch in der Intensivhaltung, auf die wir im bevölkerungsreichen Europa nicht verzichten können, eine tiergerechte Haltung und sehr gute Produktqualität zu kombinieren sind. Da die Umweltanreicherung im Stall durch Ton-Schalter-Futterautomaten teuerer als die bisher übliche Schweinehaltung ist, müsste der Verbraucher aber bereit sein, für ein besseres Schnitzel und tiergerechtere Haltung auch etwas mehr zu bezahlen.

Das FBN Dummerstorf erforscht die funktionale Biodiversität von Nutztieren in ihrer Umwelt als Grundlage der Domestikation und als wesentliche Komponente einer nachhaltigen Landwirtschaft und der menschlichen Ernährung. Das FBN ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, der 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung angehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
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