Die Aufnahmen der Fotostrecke "Field Trip" sind im Rahmen des Projektes "The Places" entstanden, einem Dossier über Israel und das Westjordanland, an dem Martin Kollar zusammen mit zwölf weiteren, international renommierten Fotografen arbeitete. Ziel des Projektes war es, anhand von individuellen Bilderserien ein vielfältiges Porträt des Landes zu zeichnen und damit die Komplexität einer der wohl umstrittensten Regionen aufzuzeigen. Die Zeit in Israel weckt in Kollar Erinnerungen an die eigene Vergangenheit in der kommunistischen Tschechoslowakei. Zufällige Polizeidurchsuchungen und Festnahmen gehören zur Tagesordnung; die Bevölkerung lebt in Angst vor Überwachung und Denunziation. Mit seinen Aufnahmen gibt Martin Kollar eine transparente Darstellung der aktuellen Lebenssituation. Dabei hat er ebenso alltägliche wie auch skurrile und humorvolle Sequenzen eingefangen. Die Motive der Fotostrecke sind vielseitig: Dokumentationen militärischer Präsenz finden sich ebenso wie Landschafts- und Tieraufnahmen und Porträts israelischer Bewohner. Die festgehaltenen Szenen sind gleichermaßen banal wie absurd, komisch wie auch tragisch. Kollar dokumentiert eine seltsame Normalität und zeigt damit das Trauma auf, das innerhalb der Bevölkerung herrscht. Obwohl jede Aufnahme allein für sich steht, gibt es ein verbindendes Element zwischen den Fotografien: die allgegenwärtige Anspannung. Das Militär scheint stets präsent und es ist unklar, wo die Militärlandschaft endet und das zivile Land beginnt.
Martin Kollar wurde 1971 in Zilina, der heutigen Slowakei, geboren. Er studierte an der Akademie der musischen Künste in Bratislava und arbeitet seit seinem Abschluss als Fotograf und Kameramann. Seine fotografischen Projekte wurden bereits weltweit ausgestellt, beispielsweise in der Maison Européenne de la Photographie in Paris, im Museum of Contemporary Art Shanghai sowie auch beim Krakauer Monat der Fotografie. Darüber hinaus hat er viele Auszeichnungen erhalten, darunter den Fuji Film Euro Press Photo Award sowie eine ehrenvolle Erwähnung beim Leica Oskar Barnack Preis 2004.
Mit dem Fotoprojekt "The Other Side of the Tower of David" gibt der venezolanische Nachwuchsfotograf Alejandro Cegarra Hausbesetzern in Caracas ein Gesicht. Ursprünglich als Sitz einer Großbank, Bürokomplex und Hotel der Stadt geplant, bietet die Bauruine des Centro Financiero Confinanzas, auch Torre de David (Turm des David) genannt, heute rund 2000 bis 2500 illegalen Bewohnern ein Zuhause. Das Hochhaus entstand ab 1990 im Auftrag des Investors David Brillembourg. Nach ihm erhielt es auch seinen Namen "Torre de David". Der bislang nur im Rohbau fertiggestellte Wolkenkratzer besitzt 45 Stockwerke und ist 192 Meter hoch. Bedingt durch die Finanzkrise und den Tod David Brillembourgs wurden die Arbeiten 1994 eingestellt. Im Oktober 2007 besetzten die ersten Bewohner aus den Armenvierteln der Stadt die Investruine. Nach und nach bevölkerten immer mehr Menschen die leer stehenden Etagen und bauten diese mit provisorischen Mitteln in Eigeninitiative zu Wohnungen aus. Außenstehende erhalten nur selten Einblicke in die Gemeinschaft, die sich dort gebildet hat. Der Turm steht im Verruf, Verbrechen und Kriminalität zu beherbergen. Umso mehr überrascht es den Fotografen, wie aufgeschlossen die Menschen ihm gegenübertreten und bereitwillig Einblicke in ihre Privatsphäre gewähren. Alejandro Cegarra zeigt eine "andere" Facette des Turms: seine Bewohner, die sich nach Normalität, Alltag und Akzeptanz sehnen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit und einem Ort der Sicherheit. Wünsche, die der venezolanische Staat bislang nicht erfüllen konnte. Der Turm ist für seine Bewohner Zufluchtsort und Zuhause, aber auch Symbol ihrer Revolution gegen die Missstände. Was einst als Wahrzeichen der Stadt geplant war und diese als wichtiges Wirtschaftszentrum repräsentieren sollte, weist nun auf das Versäumnis des Staates hin.
Alejandro Cegarra (Jahrgang 1989) war nach seinem Studium der Fotografie und Werbung zunächst in der Werbebranche tätig, bis er als Fotojournalist bei der größten Zeitung Venezuelas, "Ultimas Noticias", anfing. Heute arbeitet er für The Associated Press in Caracas.
Im Jubiläumsjahr - die Leica Camera AG feiert 2014 "100 Jahre Leica Fotografie" - wurde das Preisgeld im Rahmen des Leica Oskar Barnack Preises verdoppelt. Martin Kollar, Gewinner der Hauptkategorie, erhält 10.000 Euro sowie eine hochwertige Kameraausrüstung des Leica M-Systems (Kamera und Objektiv) im Wert von weiteren 10.000 Euro. Alejandro Cegarra darf sich als Preisträger des "Leica Oskar Barnack Nachwuchspreises" über 5.000 Euro und eine Leica M-Kamera mit Objektiv freuen. Die Preisverleihung findet am 9. Juli 2014 im Rahmen des Fotofestivals Rencontres Internationales de la Photographie im südfranzösischen Arles statt.
Die beiden Gewinnerserien sowie Bilder der neun Finalisten in der Hauptkategorie des Leica Oskar Barnack Preises 2014 werden mit Interviews und Hintergrundinformationen in einer Sonderausgabe des Magazins LFI veröffentlicht.
Neben der Haupt- und Nachwuchskategorie wurde im Jubiläumsjahr erstmals auch ein Publikumspreis vergeben. Der Preisträger, Tadas Cerniauskas ("Comfort Zone"), wurde aus den rund 50 besten Einsendungen in der Hauptkategorie sowie den etwa 20 besten Einsendungen für den Nachwuchspreis per kostenloser Online-Abstimmung über die international führende Website für Online-Fotowettbewerbe www.i-shot-it.com ermittelt.