Die explorative Studie beleuchtet wesentliche Voraussetzungen für eine stärkere Mobilisierung dieser noch kleinen Bevölkerungsgruppe und gibt auf dieser Grundlage Empfehlungen für die zukunftsorientierte Ausgestaltung einer Arbeitswelt, die auf die gewaltigen volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen des demografischen Wandels reagieren muss.
“Mit dieser ersten empirischen Studie zur Situation von “Silver Workers" haben wir Neuland betreten", sagt der Wirtschaftspsychologe Professor Dr. Jürgen Deller, Leiter des Forschungsprojekts an der Leuphana Universität Lüneburg. “Weitere Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet werden und müssen folgen. Unsere Erkenntnisse sollen erste Anstösse geben für eine alternsgerechte Neugestaltung der Arbeitswelt. Darin sehen wir eine der zentralen Herausforderungen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft."
Patrick M. Liedtke, Generalsekretär und Managing Director der Geneva Association, ergänzt: “Die verbesserte Integration von “Silver Workers" in das Arbeitsleben ist weit mehr als nur eine Frage der Altersvorsorge. Es geht um grundlegende Aspekte der künftigen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, der Stabilität der Staatshaushalte sowie des gesellschaftlichen Umgangs mit einer sich dramatisch ändernden Altersstruktur der Bevölkerung. Letztlich adressiert die vorliegende Studie die langfristigen Grundlagen von Wachstum und Wohlstand in Deutschland."
Einerseits wächst die Einsicht in die mangelnde Nachhaltigkeit der bestehenden Rentensysteme und für die Zukunft wird ein sich verschärfender Fachkräfte-Mangel prognostiziert, der in absehbarer Zeit das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft spürbar beeinträchtigen könnte. Andererseits werden die Menschen bei intakter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit immer älter und entscheiden sich häufiger dazu, im Ruhestand aktiv zu bleiben und zu arbeiten. Die vorliegende Studie zeigt, dass gegenwärtig primär nicht-finanzielle Motive, z.B. das Bedürfnis nach Wertschätzung, das Handeln der aktiven Ruheständler bestimmen. Altersarbeit könnte jedoch angesichts der absehbaren Defizite der bestehenden Vorsorgesysteme für eine zunehmende Zahl von älteren Arbeitsnehmern zur Notwendigkeit werden.
Vor diesem Hintergrund zeichnet die vorliegende Studie ein empirisches Bild der gegenwärtigen Situation und wichtigsten Erwartungen von “Silver Workers". Die Autoren wollen Anstösse geben für die Schaffung einer vierten Säule der Altersvorsorge, die auf einer Kombination aus Teilzeitarbeit und Rentenbezug in einer Übergangsphase nach dem Ruhestand beruhen könnte. Neben der staatlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge kann diese vierte Säule der Altersversorgung in Zukunft einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung der Alterssysteme und damit der Staatshaushalte sowie zur Wahrung des volkswirtschaftlichen Humankapitals leisten.
In Deutschland führen “Silver Workers" im internationalen Vergleich noch immer ein Schattendasein. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Tatsache, dass ein zusätzliches Einkommen im Ruhestand bislang für den Großteil der deutschen Rentner nicht zwingend notwendig ist, da das Rentensystem im Kern noch funktioniert. Die demografischen und politischen Entwicklungen lassen jedoch für die Zukunft anderes erwarten: Während es jetzt noch so ist, dass die meisten Befragten hauptsächlich arbeiten, weil ihnen die Arbeit einfach Spass macht, könnten sich in absehbarer Zeit die Rahmenbedingungen der Altersversorgung so ändern, dass ein weiteres Einkommen zusätzlich zur Altersversorgung für eine wachsende Zahl von Menschen zur Notwendigkeit wird.
Handlungsbedarf sehen die Autoren der Studie vor allem auf drei Feldern. Mit Blick auf die Unternehmen plädieren sie für eine Erweiterung des strategischen Personalmanagements um ein Konzept zur systematischen Mobilisierung und Eingliederung von “Silver Workers" und für die Förderung einer Kultur der Wertschätzung für Ältere in den Unternehmen.
An die Politik richtet sich die Aufforderung, attraktive gesetzliche Rahmenbedingungen für “Silver Workers" zu schaffen und die Altersarbeit auf eine verbindliche gesetzliche Grundlage zu stellen.