Bei der Begrüßung zum "Spieleprüftag" schildert Dr. Gerd Bauer, Direktor der LMS, die Ausgangslage: "Computerspiele haben sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Unterhaltungsmedium für Kinder und Erwachsene entwickelt. Sie bilden die gesamte Bandbreite spielerischer, unterhaltender und kultureller Möglichkeiten ab, die sich auch in anderen Medienbereichen findet, und das verbunden mit einer mittlerweile ausgereiften Bildsprache, großer Detailfülle, hoher Suggestionskraft und raffinierter Nutzerführung. Die LMS hat die Aufgabe, sich kontinuierlich um Jugendmedienschutz und die Förderung von Medienkompetenz zu bemühen. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, zu einer differenzierten Betrachtung auch dadurch beizutragen, dass die von Altersbeschränkungen Betroffenen selbst eine Stimme erhalten."
Die Staatssekretärin des Bildungs- und Familienministeriums, Gaby Schäfer, zeigte sich über diese Verknüpfung der Bereiche Schule und Jugendmedienschutz sehr erfreut, da auf diese Weise sowohl für die Belange des Jugendschutzes sensibilisiert werde, als auch die Sichtweise Jugendlicher in die Bewertungsmaßstäbe einfließen könnten.
Der Verlauf der Veranstaltung bestätigte diese Erwartungen, wie auch Jürgen Hilse, Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der USK, feststellte: Die Schülerinnen und Schüler hätten sehr differenzierte Argumente für Alterseinstufungen einzelner Spiele geliefert. Dabei sei auch auf Fragen der Nutzerführung, spezifische Wahrnehmungsperspektiven im Spielverlauf und die hohe Suggestionskraft aktueller Spiele eingegangen worden. Sehr sensibel gingen die Schüler mit der Distanzierungsfähigkeit und emotionalen Belastbarkeit jüngerer Kinder um.
Für die an diesem Experiment beteiligte Schülergruppe (Klassenstufe 10 bis 13) berichteten Jasmin Seyed Assiaban und Alexander Kasperczyk, dass Experten und Jugendliche bei ihren Bewertungen einzelner Spiele sehr nah beieinander lagen. Die Breite des Angebots erfordere aber Entscheidungen im Einzelfall. Demgegenüber seien verallgemeinernde Verbotsforderungen aus der Politik nicht sachgerecht. Die Sprecher der Schülergruppe appellierten aber auch an die Jugendlichen selbst, die Altersvorgaben nicht zu umgehen. Auch Eltern und Erziehende stünden in der Pflicht, sich besser über Qualität und Risiken von Computerspielen zu informieren.
In der abschließenden Podiumsdiskussion vor über 200 Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Vertretern der Jugendhilfe gaben außerdem der Medienpsychologe Prof. Dr. Mario Gollwitzer (Universität Koblenz-Landau) und Wolfram Hilpert (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien – BPjM) Antworten zu kritischen Wirkungs- und Verfahrensfragen. Dies auch vor dem Hintergrund der Größe, Vielfalt und Internationalität des Marktes und der großen Zahl der in Rollenspiel-Clans organisierten Nutzer.
Der Moderator Willi Ney (Saarländischer Rundfunk) konnte am Ende dieser "Deutschlandpremiere" festhalten, dass Jugendliche und Experten einen fruchtbaren Dialog führen konnten, der hilfreich bei der Weiterentwicklung von Bewertungsmaßstäben sei. Er stimmte den Jugendschutzexperten in seinem Fazit aber auch darin zu, dass für die deutschen Maßstäbe im Jugendmedienschutz im europäischen Raum noch kräftig geworben werden müsse.