Obwohl Stoffe erst durch die mechanische und chemische Behandlung der Textilveredlung tragbar und schön werden, ist über diesen Bereich der Textilindustrie wenig bekannt, im Gegensatz beispielsweise zu der eigentlichen Textilherstellung, dem Spinnen und Weben. Die neue Dauerausstellung in der historischen Blaufärberei des LWL-Freilichtmuseums Hagen widmet sich den wahrscheinlich bekanntesten Veredlungstechniken, dem Färben und Drucken sowie, als eine besondere Mischform dieser beiden Verfahren, dem Blaudruck.
In der Museumswerkstatt werden auch heute noch in traditioneller Weise Blaudrucke hergestellt. Um die Vorführungen einzurahmen, erfahren die Besucher bei ihrem Rundgang durch das Blaufärberhaus in der ersten Abteilung alles über das Handwerk des Blaudrucks und seine charakteristischen Eigenschaften. Die zweite Abteilung beschäftigt sich mit dem Stoffdruck. Hier sehen die Besucher u. a. eine Stoffdruckmaschine aus dem Jahr 1891 als Beispiel für eine frühe Form der Mechanisierung in dieser Branche.
In der dritten und letzten Abteilung steht die Färberei im Mittelpunkt, von ihren Anfängen als zünftiges Handwerk bis hin zu den großen industriellen Textilveredlungsfabriken. Der geografische Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei auf der ehemaligen preußischen Provinz Minden-Ravensberg, dem Kern des heutigen Ostwestfalens. Einen Eindruck von den Gebräuchen und Sitten der Zünfte vermitteln eine Zunftlade der Fürstlich Lippischen Privilegierten Schwarz- und Schönfärber von 1801 sowie ein silberner Willkomm-Pokal der Bielefelder Schön- und Schwarzfärberzunft von 1828. Die Brücke in das 20. Jahrhundert schlägt ein Musterbuch von vor 1939 mit Indigo-Blaudrucken des Mindener Textilveredlers H. W. Küster.
Am Eröffnungstag bietet das LWL-Freilichtmuseum während des ganzen Tages in der Blaufärberei den Workshop „Muster, Model und Motive“ für Kinder und Erwachsene an, dazu Vorführungen in der Blaudruckwerkstatt sowie Führungen durch die Ausstellung. Bei dem Workshop „Muster, Model und Motive“ drucken Erwachsene und Kinder direkt auf Stoff oder Papier mit Textilfarben. Dazu sind mitgebrachte eigene Textilien, wie T-Shirts oder Tischdecken, herzlich willkommen.