Im Interview verrät Victor Smolski, der für den Großteil der Songs verantwortlich zeichnete, Gitarre, Cello, Klavier, Keyboard spielte und das Werk - gemeinsam mit Charlie Bauerfeind - in den Twilight Studios von BLIND GUARDIAN in Grefrath produzierte, was dieses Album so neu und einzigartig macht.
Schon die ersten Klänge auf »LMO« sind faszinierend anders, was ist dort zu hören?
Victor Smolski: Es fängt an mit vier Didgeridoos, dem Instrument der Ureinwohner Australiens. Mit denen hat unser Koblenzer Freund Lutz Metal Powerchords eingespielt. Das klingt abgefahren. Und dann ist dort eine 100 Jahre alte Volkssängerin aus meiner Heimat Weißrussland zu hören, die in einem uralten Dialekt über Tod und Hexen singt, den ich selber kaum verstehe. Es geht also gleich gut los.
Ja, wir sind gleich bei dem Thema des Albums - Hexenverbrennung.
V.S.: Das Thema hat mich schon lange fasziniert. Wir haben in alten Archiven gekramt und dann diese Geschichte aus Gelnhausen von 1599 gefunden, die eine wahre Begebenheit schildert. Peavy hat die Texte geschrieben und ich war für die meiste Musik verantwortlich. Zwei Stücke existierten schon in unserem RAGE-Fundus, alle übrigen habe ich im 2. Halbjahr 2012 komponiert.
Und diese dann mit gleich zwei verschiedenen Symphonieorchestern aus Barcelona uns Minsk eingespielt.
V.S.: Das ist auch eine ganz neues Konzept. In Barcelona haben wir das komplette Orchester gemeinsam aufgenommen. In Minsk hingegen haben wir kleine Instrumentengruppen abgemischt. Das ergibt dann einen sehr trockenen Sound, der exakt auf den Punkt einsetzbar ist. So hatten wir bei der Produktion zwei Orchester-Varianten der Stücke zur Hand und konnten sie passend zum Thema und gewünschten Sound perfekt einsetzen.
Teilweise hast Du die Orchester sogar per Skype über Internet dirigiert.
V.S.: Das stimmt. Ich habe mit Charlie Bauerfeind bis zum Schluss experimentiert, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Es fehlte schließlich die Zeit wegen der kurzfristigen Änderungen und neuen Ideen, nach Minsk zu fliegen. Deshalb habe ich per Skype dirigiert. Eine total neue Erfahrung für die Musiker, aber es hat wunderbar funktioniert.
Ihr bringt das LINGUA MORTIS ORCHESTRA in diesem Sommer auf die Bühne. Auf welches Orchester greifst Du dabei zurück?
V.S.: Auf die Kollegen aus Barcelona, die sind in Wacken und überall dabei. Ich will das Original auf die Bühne bringen; die Musiker dabei haben, die auch auf dem Album zu hören sind.
Dazu gehören auch zwei Sängerinnen...
V.S.: Ja, die beiden habe ich auf total kuriose Weisen gefunden. Jeanette, zum Beispiel, war als Geigerin Teil unseres LMO-Gigs auf der "70.000 Tons of Metal"-Kreuzfahrt durch die Karibik Anfang des Jahres. Auf der Fahrt hatte ich Geburtstag und sie hat mir ein "Happy Birthday" gesungen, das einfach umwerfend war. Ich habe sie vom Fleck weg als Sängerin für das LMO-Album engagiert. Und Sopranistin Dana habe ich auf einem meiner Gitarren-Workshops kennen gelernt. Ich sage meinen Schülern immer, sie sollen zu ihrem Gitarrenspiel auch ein wenig singen. Sie fing an und ich ließ sie sofort ein Demo aufnehmen. Beide passen perfekt zum Projekt.