Die mittelalterliche Rocca di Angera
Die grüne Reise durch das Herrschaftsgebiet der Borromeo kann in jedem der drei Gärten begonnen werden. Wer jedoch der zeitlichen Ordnung Folge leisten möchte, beginnt seinen Rundgang am besten im Garten der Rocca di Angera am lombardischen Ufer des Lago Maggiore. Seit einem Jahr befindet sich in einem Flügel des historischen Palazzos die Ausstellung "Paradies auf Erden", in der die Besucher dank Erklärungen und Nachbildungen auf der Grundlage von mittelalterlichen Kodexen und Handschriften eine Vorstellung von den diversen Gartentypen des Mittelalters bekommen.
Nach diesem ersten Schritt hat das Projekt mittlerweile auch außerhalb der Rocca Fuß gefasst: die Gartenbaumeister des Borromäischen Hauses haben unter Berücksichtigung der antiken Dokumente sowie dank der Anleitung von Experten einen ersten Teil der Außenfläche in einen mittelalterlichen Garten verwandelt. Hinter der kleinen Kirche ist ein "Garten der kleinen Kräuter" geschaffen worden: viele der von alten Meistern beschriebenen Pflanzenarten - Medizinpflanzen, Zierpflanzen und duftende Pflanzen, die den antiken "hortus conclusus" nachbilden, in dem man sich zum Unterhalten, zum Kontakte knüpfen, zum Meditieren und Ausruhen traf - haben hier schon jetzt Wurzeln geschlagen.
Im Laufe der nächsten Jahre soll das Projekt weiter vorangetrieben werden, in Planung ist beispielsweise ein kleiner, immergrüner Wald nach dem Vorbild von Boccaccios Erzählungen, in dem mittig ein Bach fließt. Wie es einst üblich war, ist der Garten auf einzigartige Weise geometrisch angeordnet, einerseits mit dem Ziel, die Natur zu beherrschen, aber auch, um das verlorene Paradies wieder zu finden. Wenn man durch die klar abgegrenzten Beete spazieren geht, bekommt man schon jetzt - nicht zuletzt dank der aufgestellten Schilder, die den weiteren Verlauf festhalten - eine Vorstellung davon, wie das Projekt in seiner Vollendung aussehen wird. In jedem Fall stellt die Familie Borromeo damit dem italienischen Garten der Isola Bella und dem botanischen Garten der Isola Madre nun einen mittelalterlichen Garten - eben den der Rocca di Angera - zur Seite, der sowohl Botanikern als auch Besuchern große Freude bereiten wird.
Die barocke Isola Bella
Auf der Isola Bella kann man dahingegen einen eleganten italienischen Barockgarten bewundern, der weilweit zu den bekanntesten und am besten erhaltenen seiner Art zählt. Vor kurzem wurde er mit der Bezeichnung "Schönster Garten Italiens" ausgezeichnet. Seine Errichtung begann um 1630, als ein Fürst der Casata beschloss, einen aus dem Lago Maggiore ragenden Felsen in einen Ort der Wonne zu verwandeln. Sein Nachfolger setzte diese Arbeit fort und widmete sie seiner Frau Isabella, "Bella", von der die Insel ihren Namen erhalten hat.
Bis zur Fertigstellung des Werkes sind beinahe 400 Jahre verstrichen, in denen Steine für den Bau, Statuen, Brunnen, Pflanzen aus aller Herren Länder und die Erde, auf der sie wachsen sollten, auf die Insel gebracht wurden. Heute ragt der in zehn abfallende Terrassen unterteilte Garten wie eine gekappte Pyramide aus dem Wasser empor, die von der Statue "Amors Ritt auf einem Einhorn" gekrönt wird. Das Seeklima hat das Wachsen einer artenreichen Vegetation begünstigt. Zwischen Azaleen und Rhododendren, Rosen-, Pampelmusen- und Orangenspalieren ragen hundertjährige Bäume hervor; in den Gewächshäusern aus dem 17. Jahrhundert stellen dagegen Orchideen, fleischfressende und tropische Pflanzen beliebte Besichtigungsziele dar. Von März bis September, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen, ist der Garten von einer imposanten Farbenpracht und berauschenden Düften erfüllt, was den Zauber dieser besonderen Insel vervollständigt.
Die romantische Isola Madre
An der breitesten Stelle des Golfes erhebt sich als größte der Verbano-Inseln die Isola Madre, die sich seit 1500 in Borromäischem Besitz befindet. Ihre Oberfläche von ca. 8 Hektar hat im Laufe der Jahre beträchtliche Veränderungen erfahren: an die Stelle des anfänglichen Obstgartens trat ein Olivenhain, dem wiederum eine Bepflanzung mit Zitrusfrüchten folgte. Anfang des 19. Jahrhunderts hat die Insel mit ihrem Park im englischen Stil schließlich ihr endgültiges Erscheinungsbild erhalten. Die Isola Madre ist dank der Kamelien, Glyzinien und Azaleen nicht nur für ihre spektakuläre Blütenpracht berühmt, sondern auch für ihre Botanischen Gärten, welche seltene Pflanzenarten aus der ganzen Welt beherbergen.
Das überaus milde Klima hat das Gedeihen einer außerordentlichen Flora begünstigt, die in dieser Kombination nur schwer an anderen Orten zu finden ist: darunter Ahornbäume, Bananenstauden, Hibiskussträucher, Eukalyptusbäume und Palmen. Die einzelnen Teile des Gartens sind mit Namen gekennzeichnet, die dem Besucher seinen Rundgang erleichtern sollen. Neben der Afrika-Allee oder dem Papageien-Vorplatz gibt es auch eine Palmen-Allee, die Gustave Flaubert wegen ihrer vielfarbigen Pfauen, Papageien und Fasanen auch als "Irdisches Paradies" bezeichnet hat. Hier spazieren zu gehen ist in zweierlei Hinsicht faszinierend: neben der Erkundung der von überall her stammenden Flora bekommen die Besucher ebenso die Möglichkeit, sich mit dem Sammlergeschmack und der botanischen Leidenschaft der Borromäischen Fürsten auseinander zu setzen.
Weitere Auskünfte unter:
www.borromeoturismo.it oder www.derlagomaggiore.de