„Dank der Lehre der ,Psychosomatik‘ wissen wir Ärzte gut Bescheid, warum eine Vielzahl körperlicher Beschwerden durch psychische Belastung nicht nur verstärkt, sondern sogar ausgelöst werden können,“ ergänzt Dr. Rainer Matejka , Chefarzt der Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau. „Bewusst hat deshalb auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Stress zu einem der wichtigsten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts erklärt.“
Was vielen dabei nicht bewusst ist: So wie seelische Belastungen unser körperliches Wohlbefinden beeinträchtigen können, können – umgekehrt – sich körperliche Verbesserungen lindernd auf Seele und Geist auswirken. An der Malteser Klinik von Weckbecker – eine der führenden Fachkliniken für Naturheilverfahren – stellt man seit über 65 Jahren den Menschen als Ganzes ins Zentrum der Behandlung. Wie dort über den Körper unter anderem per Heilfasten auch die Psyche behandelt wird, erklärt Chefarzt Dr. Matejka:
Herr Dr. Matejka, wie unterscheidet sich ein glückliches Gehirn von einem unglücklichen?
Zahlreiche, wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass bei einer depressiven Verstimmung bestimmte Hirn-Botenstoffe in geringerer Menge vorhanden sind. Diese so genannten Neurotransmitter sind für die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen notwendig. Ein Ungleichgewicht hat folglich Einfluss auf das Gefühlsleben, Denken und Handeln von uns Menschen.
Und dieses Ungleichgewicht der Botenstoffe kann ich ausgleichen?
Ja. Tatsächlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie der Mensch Einfluss auf den Hirnbotenstoffwechsel nehmen kann. Kurzfristig und hochwirksam stehen uns Ärzte dazu spezielle Medikamente zur Verfügung. Langfristiger und verträglicher helfen Veränderungen des Lebensstils. Eine der bekanntesten Möglichkeiten ist Sport. Wir wissen schon lang: wer regelmäßig Sport treibt, kann nicht nur das Risiko verringern, an einer Depression zu erkranken. Sondern auch in akuten Phasen eine Verbesserung der Symptome herbeiführen – und damit selbst zur Genesung beitragen. Ähnliche deutliche Effekte konnten wir hier in der Klinik auch für das Heilfasten beobachten.
Heilfasten wirkt also stimmungsaufhellend – aber wie genau?
Der positive Effekt des Heilfastens sowohl vorbeugend als auch akut bei psychischen Belastungen lässt sich auf gleich mehrere Faktoren zurückführen:
Auf neurophysiologischer Ebene werden beim Fasten vermehrt Überträgerstoffe ausgeschüttet. Zahlreiche unsere Patienten berichten uns vom so genannten „Fasten-High“, welches sie nach einigen Tagen des freiwilligen Verzichts auf feste Nahrung erleben. Die vermehrte Ausschüttung der Überträgerstoffe im Gehirn wirkt angstlösend und stimmungsaufhellend.
Hinzu kommt: der veränderte Leistungsanspruch während des Fastens an sich selbst und die verlängerten Ruhephasen führen zur Entlastung des vegetativen Nervensystems. Der Puls verlangsamt sich. Der Blutdruck sinkt. Die Bronchien weiten sich. Der Schlaf wird tiefer und erholsamer.
Und drittens: Auf der geistigen Ebene fördert Fasten Antrieb und Motivation. Der Gedanke „Ich faste und fühle mich besser“ setzt bei vielen unseren Patienten eine positive Kettenreaktion in Gang. Sie überwinden während des Aufenthalts das Gefühl der Passivität und Hilflosigkeit, erlangen spürbar mehr Zuversicht und Selbstvertrauen.
Lieber Herr Doktor Matejka, vielen Dank für das Gespräch!