„Vierzig ist das neue Dreißig“, lautet inzwischen eine Binsenweisheit. Und vergleicht man die Biografien der aktuell 40-jährigen Frauen mit denen ihrer Mütter, scheint das auch zu stimmen: Im Durchschnitt gehen Frauen heutzutage länger zur Schule, studieren öfter, bekommen später Kinder, heiraten später, arbeiten und leben länger!
Der Blick in den Spiegel verrät andererseits: Ganz so einfach lässt sich Mutter Natur nicht „austricksen“. Sei es, dass da die eine oder andere Lach-, Sonnen- oder Sorgenfalte seit dem 30sten Geburtstag dazugekommen ist; sei es, dass graue Haare nicht mehr einzeln ausgerissen, sondern gefärbt werden; sei es, dass das ein oder andere Kilo mehr an Rippen, Hüften oder Beinen haftet. Dazu gesellen sich diverse Zipperlein wie erste Hitzewallungen, Schlafstörungen oder innere Unruhe.
„Unsere Patientinnen ab 40 kommen vielfach mit einen ganzen Beschwerde-Cocktail zu uns“, ist die Erfahrung von Dr. Rainer Matejka (65), Chefarzt der Malteser Klinik von Weckbecker. „Da ist es verlockend, das Ganze pauschal unter der Überschrift ,beginnende Wechseljahre‘ einzusortieren. In unserem Klinikalltag zeigt sich allerdings, dass es sich lohnt, differenzierter hinzusehen und behutsamer auszugleichen!“ Einfach Hormone zu verordnen, ist in der Frauenheilkunde schon länger obsolet. In der Klinik für Naturheilkunde im bayerischen Bad Brückenau hat man aktuell ein komplexes, ganzheitliches Gesundheitsprogramm entwickelt, das sich individuell an die Multiperformerinnen über 40 wendet und – unter anderem per Heilfasten - zu mehr weiblicher Vitalität und Spannkraft verhelfen soll. Dazu drei Fragen an den Chefarzt.
Lieber Herr Doktor Matejka, viele Frauen über vierzig berichten von dem einschneidenden Moment der Selbsterkenntnis, dass Kraft und Energie nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Wie sinnvoll ist es, sie in dieser Situation auch noch „hungern“ zu lassen?
Keine Sorge: Der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung – das so genannte Heilfasten – führt nicht dazu, dass wir hungern müssen, beziehungsweise keine Energie mehr haben. Im Gegenteil: Schon nach 13 Stunden beginnt unser Körper auf einen „Fasten-Stoffwechsel“ umzuschalten. In Folge eines komplexen, biochemischen Vorgangs werden Prozesse angeregt, die die Energieversorgung sichern, nachgewiesen beruhigen, den Schlaf fördern und stimmungsaufhellend wirken. Zudem gibt es direkt einen positiven Effekt auf die Leber. Das ist gerade bei einer langsam nachlassenden Hormonproduktion hilfreich, da eine Aufgabe des Organs der Abbau der Sexualhormone ist. Heilfasten kann so – unterstützt zum Beispiel von leberstoffwechselfördernden Infusionen und Wickel – einen harmonisierenden Effekt auf die Hormon-Balance entwickeln. Der häufige, aber nicht zwangsweise auftretende Gewichtsverlust beim Fasten wird zudem von den Patientinnen meist gerne hingenommen.
Wie lange dauert das Heilfasten bei Ihnen in der Klinik?
Bei uns in Bad Brückenau wird inzwischen überwiegend nur noch zehn bis 14 Tage klassisch gefastet. Zusätzlich bieten wir die beliebtesten Varianten des intermittierenden Fastens an – etwa das Intervallfasten (16:8), bei dem entweder Frühstück oder Abendessen wegfallen. Dabei wechseln sich rund 16 Fasten-Stunden mit einem Zeitraum von acht Stunden ab, in dem zwei gesunde Mahlzeiten eingenommen werden. Egal, wie sich die Patientinnen entscheiden: nach dem Abfasten folgt der Übergang auf eine basisch betonte Ernährung. Hierfür werden hochwertige, biologische und regionale Lebensmittel frisch und schonend zubereitet, die aufgrund ihres hohen Gehalts an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium und Magnesium als „Basenbildner“ gelten. Die haben viele positive Effekte. Einer der bekanntesten ist die im Volksmund gern als „Entsäuerung“ bezeichnete Wirkung, die gerade bei Rücken- und Gelenkproblemen wie beginnender Arthrose oft nachhaltige Entlastung ermöglicht.
Welche Therapien und Behandlungen bieten Sie außerdem für die Frauen über Vierzig an?
Das ist sehr individuell. Und richtet sich danach, welche Beschwerden bei den Patientinnen im Focus stehen. So bieten wir eine besondere Sprechstunde rund um das Thema Schilddrüse an. Der richtige Umgang mit der Stressbelastung im Alltag kann im Rahmen unseres „Einzelcoachings“ zur Neuorientierung analysiert und optimiert werden. Harmonisierend und ausgleichend wirken zudem Anwendungen wie die Akupunktmassage nach Penzel, Lymphdrainage und natürlich unser umfangreiches Kneipp- und Sportprogramm. Pflanzenheilkundlich kommen für die Hormonbalance beispielsweise Mönchspfefferpräparate in Betracht, bei Konzentrations – und Erschöpfungszuständen etwa die mongolische Rosenwurz oder gezielte Aufbauinfusionen.
Lieber Herr Doktor Matejka, vielen Dank für das Gespräch!