Faszien sind endlich im Fokus
Faszien führten lange Zeit – hinter Knochen, Muskeln und Sehnen – ein stiefmütterliches Dasein in unserem Körper: Sie wurden von Sportwissenschaftlern und Orthopäden nicht beachtet oder gar als unwesentlich abgetan. Erst mit der Fußball-WM 2006 kam der Trend aus den USA nach Europa, und das Bindegewebe erhielt beim Fascia Research Congress in Boston 2007 vielversprechende Aufmerksamkeit durch die Fachwelt – besonders durch den deutschen Faszien-Forscher und Humanbiologen Dr. Robert Schleip.
Der Experte betrachtet im Vorwort zum neuen Kompakt-Ratgeber Faszien-Training als langfristige Investition in die Gesundheit – ähnlich einem Bausparvertrag: „Bei regelmäßiger Wiederholung wird Ihr Körper nach sechs bis 36 Monaten Prämien ausschütten: Beweglichkeit, körperliche Entspannung und ganzheitliches Wohlbefinden“, weiß der ausgebildete Rolfing- und Feldenkrais-Lehrer.
Faszinierende Funktionen und Anwendungsgebiete
Der Begriff „fascia“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Verbund, Bündel, Verbinden“. Unter Faszien versteht man also ein Bündel von einzelnen Fasern, die zusammen das Bindegewebe in unserem Körper ausmachen. Das durchsichtige Gewebe durchdringt unseren ganzen Körper und gibt ihm seine Form – ein körperweites, modellierendes Netzwerk.
Man unterscheidet zwischen oberflächlicher und tiefliegender Faszie: Erstere befindet sich im Unterhautgewebe und reicht bis in die Lederhaut, also die Schicht zwischen Ober- und Unterhaut. Sie umschließt Organe sowie Drüsen und füllt an zahlreichen Stellen in unserem Körper freien Raum aus. Die oberflächliche Faszie speichert Fett und Wasser, filtert die Lymphe, Nerven und Blutgefäße, außerdem federt sie Stöße von außen ab. Unter der tiefen Faszie versteht man dagegen die dichte, faserreiche Bindegewebsschicht: Sie durchdringt unseren Körper und umschließt Muskeln, Knochen, Nervenbahnen sowie Blutgefäße. Das Faszien-Netz ist so gigantisch, dass unser Bindegewebe als größtes Sinnesorgan überhaupt gilt: Es ist flächenmäßig sogar größer als die gesamte Haut.
Erste Hilfe bei Rückenschmerzen & Co.
Wer körperliche Einschränkungen im Alltag hat oder bestimmte Bewegungen nur unter Schmerzen ausführen kann, kommt dem Übeltäter mit diesem Ratgeber auf die Spur: In den meisten Fällen sind nicht mangelndes Krafttraining oder schwache Bandscheiben schuld daran, sondern das zu wenig beachtete Bindegewebe. Damit dessen faserige Struktur bis ins hohe Alter geschmeidig bleibt, muss ein wenig Zeit und Mühe investiert werden. Denn Faszien wollen – wie Muskeln, Sehnen und Bänder – trainiert werden. Bereits zweimal pro Woche jeweils zehn Minuten reichen völlig aus.
Allerdings sollte ein Faszien-Training langfristig angelegt sein, da mindestens drei Monate benötigt werden, um sich an die neuen Reize anzupassen und dadurch den Muskeltonus, also den Spannungszustand unseres Körpers, zu erhöhen. Wer regelmäßig etwas für sein Gewebe tut, der beugt nicht nur Schmerzen in Knien, Schultern und Rücken vor, sondern leistet auch einen Beitrag zur persönlichen Altersvorsorge. Besonders im Rückenbereich können damit große Erfolge erzielt werden, ohne dass Medikamente oder operative Eingriffe erforderlich sind – ganz zu schweigen vom geringen Zeit- und Kostenaufwand!
„Faszien wollen – wie Muskeln, Sehnen und Bänder – trainiert werden! Darum gönnen Sie Ihrem Bindegewebe regelmäßige Bewegung: Bereits zweimal pro Woche, jeweils zehn Minuten reichen völlig aus. Wie das im Einzelnen geht, erfahren Sie in diesem Ratgeber.“
Dr. biol. hum. Robert Schleip, Faszien-Experte (aus dem Vorwort)
Buchtipp:
Nora Reim: Faszien. Kompakt-Ratgeber. Warum unser Bindegewebe so wichtig für Knie, Schultern und Rücken ist. Was Sie für Ihr Faszien-Training brauchen und wie es funktioniert. Mit drei wirkungsvollen Übungsprogrammen. Vorwort von Faszien-Experte Dr. Robert Schleip; Mankau Verlag, 1. Aufl. Februar 2016, Klappenbroschur, durchgeh. farbig, 126 S., 7,99 Euro (D) / 8,20 Euro (A); ISBN 978-3-86374-287-4.
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