Permanente "Hintergrundmusik"
Fast jeder hat es selbst schon einmal erlebt: ein unangenehmes Pfeifen oder Knacken im Ohr, nachdem man plötzlichem Lärm oder Dauerstress ausgesetzt war. Meistens verschwindet es so schnell, wie es aufgetreten ist; manchmal setzt es sich aber hartnäckig im Ohr fest und wird zur unerträglichen Belastung. Viele Betroffene "arrangieren" sich mit ihrer inneren "Hintergrundmusik". Andere geraten in den Zustand nackter Verzweiflung oder werden an den Rand des Wahnsinns getrieben.
Die Herkunft der ominösen Ohrgeräusche, die nur der Betroffene selbst wahrnimmt, ist nicht leicht zu ermitteln und kann vielfältig sein. Der neue Ratgeber des Gesundheitsexperten Dr. med. Eberhard J. Wormer erläutert die verschiedenen Formen des sogenannten Tinnitus und stellt die neuesten Behandlungsverfahren vor. Insbesondere ganzheitliche Therapiekonzepte haben sich als erfolgreich erwiesen.
Ohrgeräuschen auf der Spur
Störgeräusche im Ohr werden in der Regel subjektiv nur von Betroffenen wahrgenommen. Ein Bezug zu einer äußeren Schallquelle fehlt. Unterschiedliche Geräusche werden dabei gehört: Brummen, Pfeifen, Zischen, Rauschen, Knacken, Klopfen u. a. - als Dauerton oder rhythmisch pulsierend. Mediziner unterscheiden subjektive und objektive Ohrgeräusche, Tinnitus mit und ohne Hörverlust, akuten und chronischen Tinnitus, mit und ohne Leidensdruck. Das Symptom Tinnitus hat dann Krankheitswert, wenn Betroffene chronisch darunter leiden und psychosoziale Störungen hinzukommen, wie z. B. Angst, Depression, Schlafstörungen oder Berufsunfähigkeit.
Ein erstmaliger akuter Tinnitus verschwindet häufig entweder spontan oder nach zeitnah durchgeführter Therapie. Der subjektiv empfundene Leidensdruck hat entscheidende Bedeutung für die Frage, ob ein Tinnitus behandelt werden soll oder nicht. "Sie selbst können sehr viel tun, um Ihr Leiden in den Griff zu bekommen", betont Dr. Wormer.
Aufklärung als Voraussetzung der Behandlung
Die Behandlung von Ohrgeräuschen ist nach wie vor schwierig und mit vielen ungelösten Problemen behaftet. Einerseits möchte man einem Tinnitus-Patienten Behandlungsangebote machen, andererseits sind die Wirksamkeit und der Erfolg vieler Maßnahmen oft nicht sicher einzuschätzen und manchmal auch nicht wissenschaftlich belegbar. "Das Qualitätsniveau der Tinnitus-Therapie in Deutschland ist vergleichsweise hoch - nicht zuletzt wegen der Aufklärungsarbeit und des Engagements der Deutschen Tinnitus-Liga", unterstreicht der Autor. Zur Behandlung steht eine breite Palette von Therapieoptionen zur Verfügung: Medikamente (allopathisch und homöopathisch), hyperbare Sauerstofftherapie, "Umprogrammierung" des Gehirns (z. B. Tinnitus-Retraining-Therapie), Psychotherapie, akustische Hilfsmittel (Hörgerate, Masker u. a.), Muskel-Gelenk-Therapie sowie ganzheitliche Behandlungsansätze.
Die derzeit beste Option sind Gewöhnungstherapien (Habituationstherapien): Hier geht es darum, die Wahrnehmung des Ohrgeräusches so umzuprogrammieren, dass es mehr und mehr in den Hintergrund tritt (Desensibilisierung) - dass man sich daran gewöhnt und dass man damit leben kann. Im Einzelfall bringt die richtige Therapiemixtur den Erfolg. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die umfassende Information und Aufklärung über den Tinnitus.
Buch-Tipp:
Dr. med. Eberhard J. Wormer: Tinnitus. Wie Ohrgeräusche entstehen und wie man sich davon befreit. Mankau Verlag 2015, Klappenbroschur, zweifarbig, 16 x 22,4 cm, 190 Seiten, 14,95 Euro (D) / 15,40 Euro (A), ISBN 978-3-86374-218-8.
Link-Empfehlungen:
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