"Zählt nicht uns, zählt eure Tage", skandierten in den 1980er Jahren die Kritiker der damals heftig umstrittenen Volkszählung. Gezählt wurde trotzdem. Doch gemessen an der Flut von Daten, die heute in den leistungsstarken elektronischen Gehirnen von Behörden, Unternehmen und Marktforschern gespeichert sind, nimmt sich die Erhebung von damals relativ harmlos aus. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, mit welchem Gleichmut heute die ständig wachsende Daten- und Informationsgier hingenommen wird. Das Bankgeheimnis - lange Zeit unantastbar - gibt es nicht mehr. Marketingstrategen ködern die Verbraucher mit Rabattsystemen und Kundenkarten, um ihre Konsumgewohnheiten auszuspähen. Banken analysieren zum Beispiel die Umsatzentwicklung auf den Girokonten und das Wohnumfeld, um ihren Kunden gezielt Zusatzprodukte anzubieten. Mit digitalisierten Passbildern und Fingerabdrücken haben sich die meisten Menschen bereits arrangiert. Und auch die rund 800.000 Überwachungskameras, die in Deutschlands Großstädten installiert wurden, empfinden die wenigsten noch als Zumutung.
Vor allem vier Entwicklungen machen aus der Datenflut gleichsam einen Daten-Tsunami:
- Die neuen Technologien ermöglichen die Speicherung gigantischer Datenmengen - selbst über Jahrzehnte.
- Mit Internet 2.0 erhielten die User umfassende Möglichkeiten, sich in vielfacher Hinsicht im Web zu präsentieren. Viele finden Spaß an dieser virtuellen Welt und geben mit größter Selbstverständlichkeit persönliche Informationen preis, die kein Volkszähler zu fragen gewagt hätte.
- Mit der Bekämpfung von Kriminalität - von der Steuerhinterziehung bis zum Terror - ließen sich bisher umfassende Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte der Bürger verteidigen.
- Die Mehrheit der Bundesbürger plädiert für einen starken, umverteilenden Staat. Um diese Aufgabe zu erfüllen, brauchen die Behörden umfassendes Datenmaterial.
Doch allmählich kippt die Stimmung:
- Die Online-Durchsuchung stößt auf deutlichen Widerstand.
- Immer mehr Bürger erkennen, dass die neuen Methoden des Fiskus nicht nur hinterziehende Millionäre treffen, sondern auch kleine Sünder oder sogar unbescholtene Bürger ins Fadenkreuz geraten.
- Der fahrlässige oder gar kriminelle Umgang mit Daten weckt selbst bei unaufgeregten Zeitgenossen mehr und mehr Unbehagen.
Die beiden Journalisten Michael Brückner und Andrea Przyklenk haben in ihrem "Kursbuch Datenschutz - Der Ratgeber gegen den Röntgenblick" alles an Fakten zusammengetragen, was für die informationelle Selbstbestimmung von Belang ist. Dabei lesen sich die Ausführungen über den staatlichen Überwachungswahn, die Datensammelwut der Werbeindustrie und die Risiken eines allzu sorglosen Umgangs mit sozialen Netzwerken im Internet nicht nur so spannend wie ein Krimi, sondern leisten mit einer Fülle praktischer Tipps, hilfreicher Adressen und Info-Angeboten sowie ganz konkreten Beispielen aus allen Bereichen unserer schönen neuen Datenwelt einen echten Beitrag zu Transparenz und Aufklärung.
Michael Brückner / Andrea Przyklenk
Kursbuch Datenschutz
Der Ratgeber gegen den Röntgenblick
Mankau Verlag, 1. Aufl. 2. Oktober 2009
Broschur, 285 Seiten
ISBN 978-3-938396-33-9
- Die gefährlichsten Datenfallen
- Die besten Abwehrstrategien
- Mit Sonderteil "Kinder und Jugendliche im Internet"