Die MSC-Zertifizierung wird ausschließlich für das Familienunternehmen Usufuku Honten gelten, eine Fischerei mit einem einzigen Schiff, das im Jahr 2018 55 Tonnen Blauflossenthunfisch gefangen hat. Das entspricht 0,2 Prozent der Gesamtfangmenge für Blauflossenthunfisch im Ostatlantik (28.200 Tonnen), die von der Internationalen Kommission zur Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICAAT) für 2018 festgelegt wurde. Der MSC-zertifizierte Blauflossenthunfisch der Usufuku Honten-Fischerei ist ausschließlich für den Verkauf auf dem japanischen Markt bestimmt.
Der lange Weg zur Erholung des Bestandes
Der Blauflossenthunfisch im Ostatlantik hat wie alle Blauflossenthunfischbestände schwere Überfischung, illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischfang (IUU) und Missmanagement erlebt, wodurch die Bestände stark abgenommen haben. In den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahre befanden sich die Bestände auf dem Höhepunkt der Überfischung. Viele Organisationen setzten sich in den darauffolgenden Jahren gemeinsam für die Rettung dieser Thunfischart ein. Im Ostatlantik ist es dank einer strengeren Bewirtschaftung auf Grundlage eines effektiven Bestandserholungsplans, strenger Kontrollen, niedrigerer Fangquoten und eines härteren Vorgehens gegen die IUU-Fischerei gelungen, den ehemals überfischten Bestand langsam wieder aufzubauen. Anders als die Blauflossenthunfisch-Bestände in anderen Meeren, hat sich der Bestand im Ostatlantik in den letzten zehn Jahren erfolgreich von der Überfischung erholt.
Alle verfügbaren, im MSC-Bewertungsprozess berücksichtigten Bestandsgrößenindizes- und -analysen, darunter sowohl Fangdaten, als auch fischereiunabhängige wissenschaftliche Erhebungen (Larvenerhebungen u.ä.) zeigen, dass die Bestandszahlen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Nach Jahrzehnten der Überfischung hat der ostatlantische Blauflossenthunfischbestand wieder ein Bestandsniveau erreicht, welches dem der 1970er Jahre – der Zeit vor dem großen Einbruch – nahe kommt. Eine nachhaltige Befischung ist erstmals wieder möglich.
Heute an morgen denken: Wie die MSC-Zertifizierung von Usufuku Honten den Markt verändern kann
Stefanie Kirse, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Blauflossenthunfisch ist vor allem in Japan ein bedeutender Speisefisch. Wir hoffen, dass die MSC-Zertifizierung von Usufuku Honten das Bewusstsein der japanischen Verbraucher für die Bedeutung von nachhaltig gefangenem Thunfisch stärken wird und die Zertifizierung dieser kleinen japanischen Fischerei anderen Blauflossenthunfischfischereien zeigt, dass Nachhaltigkeitsbemühungen sich auszahlen. In Anbetracht des starken Anstiegs der globalen jährlichen Thunfischfangmenge, sehen wir es heute mehr denn je als wichtige Aufgabe, so viele Fischereien wie möglich zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Thunfisch zu motivieren. Dies gilt auch und insbesondere für Fischereien auf Blauflossenthunfisch, dessen Bestände in der Vergangenheit stark überfischt wurden und teilweise immer noch werden“.
Die japanische Fischerei ist zwar sehr klein, aber ihre Zertifizierung kann große Veränderungen bewirken. Usufuku Honten wurde in ihrem Bestreben, eine MSC-Zertifizierung zu erhalten, durch die japanische Regierungsbehörden unterstützt, um insbesondere im japanischen Markt ein Signal für die dringend notwendigen Verbesserungen bei der Bewirtschaftung von Blauflossenthunfischbeständen zu setzen.
Eine kleine Fischerei geht mit gutem Beispiel voran
Zwischen 2012 und 2018 fing das Schiff von Usufuku Honten im Ostatlantik durchschnittlich 292 Blauflossenthunfische pro Jahr, mit einem Durchschnittsgewicht von 150 Kilogramm pro Exemplar. Der Thunfisch wird mit Langleinen gefangen und das nur an einigen Wochen im Jahr, zwischen Oktober und November. Die Fang- und Vertriebsaktivitäten der Fischerei werden kontinuierlich dokumentiert und von der japanischen Fischereibehörde und ICCAT überwacht. Jedes einzelne Exemplar wird elektronisch mit einer Seriennummer versehen, an Bord schnell eingefroren und dann nach Japan gebracht, wo der Fisch in erster Linie zu Sashimi verarbeitet wird.
Der Weg ist noch nicht zu Ende
Damit der erfolgreiche Weg der letzten Jahre beim Wiederaufbau des ostatlantischen Thunfischbestandes fortgeführt werden kann, ist eine nachhaltige und vorausschauende Bewirtschaftung des Bestandes unabdingbar. Da das Bestandsmanagement des ostatlantischen Blauflossenthunfischs durch ICCAT nach wie vor noch Schwächen hat, wird die Usufuku Honten- Fischerei im Rahmen ihrer Zertifizierungsauflagen, eng mit ICCAT und anderen Fischereiorganisationen zusammenarbeiten, um weitere Verbesserungen bei der Bewirtschaftung des Blauflossenthunfischs im Ostatlantik zu erreichen. Dazu gehören unter anderem die Erarbeitung klar definierter Bewirtschaftungsregeln, sowie die wirksame Überwachung aller Fangaktivitäten auch in Bezug auf illegale, ungemeldet und unregulierte (IUU) Fischerei.
„Multinational besetzte Gremien, wie die ICCAT, die für die Bewirtschaftung von Thunfischbeständen verantwortlich sind, arbeiten unter hohem Interessensdruck ihrer Mitglieder. Je mehr Fischereien und Fangnationen eine nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände einfordern – wie jetzt im Fall von Usufuku Honten – umso nachhaltiger und schneller werden sich Verbesserungen im Bestandsmanagement umsetzen lassen“, sagt Stefanie Kirse.
Der MSC ermutigt Fischereien, Fischereiorganisationen, Umweltbehörden, NGOs und den Handel dazu, zusammenzuarbeiten, um wirkungsvolle Maßnahmen zur Erholung und zur nachhaltigen Bewirtschaftung aller Blauflossenthunfischbestände voranzutreiben. Denn die meisten dieser Bestände sind nach wie vor noch weit von der positiven Entwicklung des ostatlantischen Bestandes entfernt.