Wenn am letzten Maitag die 12.Jazztage Görlitz beginnen, stehen die Zeichen auf musikalischem Hochgenuss, jener ‚Ganzkörperkultur’ in Klang und Raum. Und der Appetit kommt beim Hören.
Neben der Vorfreude schwingt auch in diesem Jahr der Dank mit gegenüber allen Förderern und Sponsoren. Neben den ‚öffentlichen Händen’ von Kulturraum Oberlausitz/ Niederschlesien, der Sächsischen Kulturstiftung und der Kulturverwaltung der Stadt Görlitz seien hier die Landskronbrauerei Görlitz und die Firma Hess Lichttechnik Löbau besonders hervorgehoben.
Start im ‚Audi max’
Halkreisförmige Sitztraversen bilden das Gestühl für den wohl ältesten und gleichfalls kleinsten Hörsaal von Görlitz. Hier unterrichtete nicht nur die Fachschule für Binnenhandel. Auch die Hochschule Zittau-Görlitz ließ hier noch kurze Zeit dozieren. Mit Anna-Maria Scholz (geb. 1977) steht am Donnerstag, 31.05.2007 eine ‚Gastprofessorin’ ohne schulmeisterlichen Gestus am Pult. Lieder, Jazz und selbstironische, mitunter launige Moderationen mischen sich im Programm ‚Walgesänge’. Zarte Zoten und wuchtige Feinsinnigkeiten bilden eine Musik, die nicht eingeordnet sondern erlebt sein will. ‚Annamateur’ besticht mit einer höchst erstaunlichen Stimme und wird begleitet vom Cellisten Stephan Braun sowie dem Gitarristen David Sick, die unter dem Label ‚Aussensaiter’ firmieren. (Achtung: Hörsaalplätze begrenzt!)
Himmeloffen
Das die großen Konzerte in Görlitz unter freiem Himmel zur Aufführung kommen ist ein Phänomen, welches die eigene Stellung der Veranstaltung unterstreicht. Vielleicht könnte man es als Zeichen des Klimawandels deuten, das in elf Festivaljahren mit insgesamt etwa 120 himmeloffenen Konzertstunden nur etwa sechs Stunden wirklich im Regen erklangen. Das Wetter-Risiko bleibt und das Blätterrauschen der Bäume am Fischmarkt wird den Machern noch gelegentlich Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Die Offenheit ist es dem Veranstalter, Kulturzuschlag e.V. jedoch wert. Der Fischmarkt soll Ort der freien Begegnung mit Jazz und Treff von Menschen sein. Exzellente Musik und ein Hauch von Wagnis, ein Moment der Überraschung Wie konzentriert das Publikum in Görlitz trotz eines offenen Platzes den Darbietungen folgt, nötigt wiederum Musikern Respekt ab.
Finish im Maschinenhaus
So ausgefallen, wie sie beginnen, enden die Jazztage. In den Tönen der untergehenden Präriesonne erstrahlt das ehemalige Maschinenhaus der Landskronbrauerei und die Band ‚Yakou Tribe’ entführt mit magisch anmutenden Melodien hinter Horizonte: Entdecke die Weite des Wilden Westens oder schau ins kristallklare Wasser einer unbekannten Lagune!
Obwohl die Musiker allesamt längst zu festen Größen der Berliner Jazzszene gehören, verblüfft die Unaufgeregtheit und die Tiefe ihrer Musik. Alles klingt transparent und locker aber keineswegs beliebig. Schlussakkorde, gekonnt gesetzt, die sehr angenehm im Gedächtnis nachhallen.
Lohn des frühen Kommens
Nun heißt es, noch günstige Tickets im Vorverkauf zu lösen. Bis Freitag 18.00 Uhr hält das Tourismusbüro i-vent, Obermarkt 33 /Ecke Brüderstraße die Eintrittskarten zum Günstigtarif bereit. Übrigens: Wer auf eine ‚Nachtabsenkung der Tickets’ am Fischmarkt wartet, irrt und verpasst nur viel Hörenswertes. Denn wie in jedem Jahr bietet das Programm vom Start weg tolle Musik.
Friedemann Dreßler