Ein Ergebnis der Auswertung von Montie und Strope kann Rauchern jedoch Mut machen, ihre Sucht zu bekämpfen: Hat man mit dem Rauchen aufgehört, sinkt das Blasenkrebs-Risiko bereits nach vier Jahren um bis zu 40 Prozent. Ärzte sollten ihre Patienten unbedingt darüber aufklären und sie ermuntern, nicht mehr zu rauchen.
"Die Allgemeinbevölkerung weiß, dass Zigarettenrauchen Lungenkrebs auslösen kann, aber nur sehr wenige sind sich bewusst, dass auch Blasenkrebs die Folge sein kann", sagt Montie. Unterschätzt wird aber nicht nur das Risiko für Blasenkrebs, sondern auch die Häufigkeit. Mit 28.750 Neuerkrankungen pro Jahr kommt Blasenkrebs gar nicht einmal soviel seltener vor als Lungenkrebs mit 33.000 Fällen jährlich.2 Die Heilungschancen von Blasenkrebs hängen davon ab, ob der Tumor frühzeitig erkannt wird. Risikopatienten wie langjährige Raucher sollten daher möglichst frühzeitig diagnostiziert werden. Ein einfacher Urintest kann die Früherkennung verbessern: Innerhalb von 30 Minuten lässt sich damit das für Blasenkrebs typische Matrixprotein 22 (NMP22) nachweisen, das bereits in einem frühen Krebsstadium im Urin vorkommt. Bei den meisten Betroffenen wird die Krebserkrankung heutzutage jedoch erst sehr spät festgestellt: Jeder dritte Patient leidet zum Zeitpunkt der Diagnose bereits an einem fortgeschrittenen Harnblasenkarzinom mit schlechter Prognose.
Männer erkranken dreimal so häufig an Blasenkrebs wie Frauen.2 Allerdings holen die Frauen in der Statistik auf: Weil sie in den letzten Jahrzehnten zunehmend häufig zur Zigarette greifen, steigt bei ihnen das Risiko für den gefährlichen Tumor in der Harnblase. Ob Passivrauchen ebenfalls zu Blasenkrebs führen kann, ist noch nicht abschließend geklärt, aber wahrscheinlich. Als sicher gilt jedoch, dass die Häufigkeit von Blasenkrebs sich halbieren würde, wenn Tabakrauch als wichtigster Risikofaktor wegfiele.1
1 Strope SA, Montie JE: The causal role of cigarette smoking in bladder cancer initiation and progression, and the role of urologists in smoking cessation. J Urol. 2008 Jul;180(1):31-7.
2 Krebs in Deutschland 2003-2004. Häufigkeiten und Trends. 6. überarbeitete Auflage. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg). Berlin, 2008.