Für Max Aicher sind dabei drei Einzelaspekte von Bedeutung:
- Der Energiepreis darf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht gefährden.
- Der Energiebedarf der Industrie muss jederzeit befriedigt werden können.
- Der Atomausstieg darf nicht zu einer Kumulation verschiedener Kosteneffekte führen, d.h. dass vor allem die zu erwartende Verfehlung der Klimaziele durch den erhöhten Einsatz fossiler Energieträger wie Kohle und Gas nicht auf dem Rücken der Industrie ausgetragen werden darf.
Energiepreise dürfen die industrielle Produktion nicht gefährden
Die Industrie steht bereits heute vor dem Problem, dass die Preise für elektrische Energie in den meisten Nachbarländern Deutschlands niedriger sind. Diesen Nachteil kann die Aicher Gruppe durch eine erhöhte Produktivität und die Nähe zu den Kunden noch ausgleichen. Wenn jedoch die von den Volkswirten der staatlichen KfW-Bankengruppe geschätzten Investitionskosten der Energiewende von bis zu 250 Milliarden Euro auf die Verbraucher umgelegt werden und zusätzlich nach Berechnung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung weitere 163 Milliarden Euro durch Bezuschussung der nicht wettbewerbsfähigen erneuerbaren Energien von den Stromkunden bezahlt werden müssen, dann sei das das Ende der industriellen Produktion in Deutschland. Jeder zusätzliche Cent/KWh kostet die Aicher Gruppe ca. 9,45 Millionen Euro. Max Aicher appelliert deshalb an die Politik dafür zu sorgen, dass die Energiewende nicht zu Lasten der Industrie umgesetzt werden darf.
Die Sparmaßnahmen im Bildungssektor und insbesondere im Zusammenstreichen der Lehrstühle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte rächen sich nun, da viele handelnde Personen die Bedeutung der Stahlindustrie nicht mehr richtig einordnen könnten. Am Beispiel Großbritanniens könne man bestens sehen, wie ein Land sich selbst der industriellen Basis entzogen hat. Wenn Deutschland als Sozialstaat erhalten bleiben soll, dann dürfe die Industrie nicht gefährdet oder vertrieben werden. Diese Problemla-ge thematisierte bereits auch EU-Energie-Kommissar Günther Öttinger, indem er in einer Rede vor der schleichenden De-Industrialisierung Deutschlands warnte. Er forderte eine breite Diskussion in Wirtschaft, Politik und Medien über die drohende Verlagerung von Produktionsstandorten.
Energiebedarf der Industrie muss jederzeit befriedigt werden
Die Energiewende der Bundesregierung wird von Max Aicher schon allein deshalb sehr skeptisch beurteilt, weil zwar ein Termin für den Ausstieg aus der Kernenergie feststeht, aber bislang nicht geklärt ist, wie der Strombedarf der Industrie gedeckt werden soll. "3.000 Mitarbeiter und ihre Familien sind allein in meinen Unternehmen davon abhängig, dass immer genügend Strom im Netz vorhanden ist", so Max Aicher. Die Politik mache es sich zu einfach, wenn sie einen Ausstieg beschließe, aber der Industrie keine zuverlässigen Garantien geben könne. Für Max Aicher ist die langfristige Sicherung der Energieversorgung denn auch die alles entscheidende Frage. "Die Industrie braucht preiswerten und zuverlässig vorhandenen Strom", so Max Aicher. Die Politik müsse dafür sorgen, dass bei Engpässen notfalls die Industrie zugunsten der Privathaushalte mit Strom versorgt wird. Dass es bei einem kompletten Ausstieg aus der Atomkraft zu Engpässen kommen werde, ist für Max Aicher offensichtlich. Diese Befürchtung wird auch von der Bundesnetzagentur geteilt, die vor großflächigen Blackouts warnt. Das Beratungshaus Frontier Economics hat in einer Studie bereits die Kosten eines ganztägigen Stromausfalls in Deutschland festgestellt: 30 Milliarden Euro.
Verfehlung der CO2-Ziele nicht auf Kosten der Industrie
Neben der Benachteiligung der europäischen Industrie durch die CO2-Abgabe würden dann speziell die deutschen Unternehmen noch einmal durch die Energiewende benachteiligt. Eine Energiewende, die auf zusätzliche Kohle- und Gaskraftwerke setze, sei kontraproduktiv hinsichtlich der CO2-Ziele der Bundesregierung. Die CO2-Steuer nütze bereits am meisten dem Finanzminister und am wenigsten der Umwelt. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die deutsche Industrie auch durch einen erhöhten CO2-Austoß nicht weiter gegenüber den Wettbewerbern aus anderen Ländern benachteiligt werde.
"Deutschland lebt von seiner Industrie", so Max Aicher. Staaten, die ihre industrielle Basis verlieren, büßen an Wohlstand ein. Genau dieser Prozess werde langsam beginnen, wenn die Industrieunternehmen aufhören, in Deutschland zu investieren. "Ich überlege mir jetzt genau, ob es sich lohnt in Anlagen und Maschinen zu investieren, die eine Lebensdauer von mehr als zehn Jahren haben", macht Max Aicher klar. Jede Strompreisverteuerung schmälere gleichzeitig das Investitionsbudget. Die Energiewende bedrohe deshalb nicht nur die Investitionsbereitschaft, sondern auch die Investitionsfähigkeit der Industrie. Das sei auch längst der Politik bekannt. Eine vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie prognostiziert durch den beschleunigten Ausstieg aus der Kernkraft steigende Strompreise, eine Verlagerung der Stromproduktion ins Ausland und einen vermehrten Import fossiler Energieträger.
Bundesregierung soll klare Signale an Industrie aussenden
Die Hausaufgaben für die Politik sind demnach klar definiert. Nachdem Wind und Sonne als Stromlieferanten für die Industrie viel zu unzuverlässig sind, braucht Deutschland neue Kraftwerke für die Grundlast. Die Genehmigungsverfahren sind daher schnellstmöglich zu vereinfachen. Der künftige Strompreis müsse sich außerdem im europäischen Kontext bewegen und dürfe nicht dazu führen, dass die Industrie abwandert. Außerdem muss die Versorgung mit Strom konstant gewährleistet sein.
Letztendlich muss auch klar signalisiert werden, dass die 82 Millionen Bürger lediglich ein Viertel des Stroms verbrauchen und die Industrie an wolkenverhangenen, windstillen Tagen zu bevorzugen ist. "Lieber sitzen die Bürger daheim im Dunkeln, als dass die Industrie nicht produzieren kann", so Max Aicher. Diese ehrliche Aussage erwarte er sich auch von der Politik.