Die Substanz EGCG bindet in einer sehr frühen Phase direkt an die noch ungefalteten Eiweiße und verhindert damit, dass sich durch Fehlfaltung giftige, unlösliche Aggregate entwickeln können. EGCG unterbricht auf diese Weise die gefährliche Kaskade der Proteinfehlfaltung.
Zwar bilden sich dennoch Eiweißablagerungen, jedoch über einen anderen Mechanismus. "Sie sind aber harmlos", betonte Dr. Bieschke. Das habe ein Test mit einem Antikörper ergeben, der toxische Aggregate erkennt. Er bindet jedoch nicht an die unstrukturierten kugelförmigen Gebilde, die nach der EGCG-Behandlung auftreten.
Jetzt wollen die MDC-Forscher in Zusammenarbeit mit Forschern des nahegelegenen Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) und der NMR-Spektroskopie klären, wie genau EGCG mit den schädlichen Aggregatvorstufen der Alzheimer Krankheit wechselwirkt. Auch wollen sie herausfinden, wie die "gutartigen" Kugeln aufgebaut sind.
Proteinfehlfaltung führt in einem mehrstufigen Vorgang über die Ansammlung verschiedener Vorstufen letztlich zu gefährlichen Eiweißablagerungen. Sie sind für die Nervenzellen giftig und verursachen ihren Untergang. Proteinfehlfaltung gilt als Auslöser von Parkinson sowie der Alzheimer Krankheit und auch von Chorea Huntington.
Da EGCG an mehrere Proteine bindet, die ursächlich für verschiedene Proteinfehlfaltungserkrankungen sind, vermuten die MDC-Forscher, dass EGCG und ähnliche Substanzen für die Entwicklung von Medikamenten gegen degenerative Nervenerkrankungen sowie andere Krankheiten, bei denen sich Eiweißablagerungen bilden (Amyloidosen) geeignet sind. Erst 2006 hatte Dagmar Ehrnhöfer zeigen können, dass EGCG in einem Taufliegenmodell für Chorea Huntington die Toxizität der tödlichen Ablagerungen verringern kann.
*Redirecting aggregation pathways: small molecule-mediated conversion of amyloidogenic polypeptides into unstructured, off-pathway oligomers
Dagmar E. Ehrnhoefer1#, Jan Bieschke1#, Annett Boeddrich1, Martin Herbst1, Laura Masino2, Rudi Lurz3, Sabine Engemann1, Annalisa Pastore2, Erich E. Wanker1*
1) Max Delbrueck Center for Molecular Medicine (MDC), AG Neuroproteomics, Robert-Roessle-Straße 10, 13092 Berlin, Germany
2) National Institute for Medical Research (NIMR), The Ridgeway, Mill Hill, London, NW7 1AA, United Kingdom
3) Max-Planck-Institute for Molecular Genetics, Ihnestrasse 73, 14195 Berlin, Germany
#These authors contributed equally to the work.