Die Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft treffen sich zur Jahresversammlung des eingetragenen Vereins alljährlich in einem anderen Bundesland. In diesem Jahr kommen Wissenschaftler, Unternehmer und private Förderer nach Schleswig-Holstein. Während der Zusammenkunft werden verschiedene Gremien, unter anderem Verwaltungsrat und Senat, über forschungspolitische Themen beraten und entscheiden. So steht auf der Tagesordnung des Senats die Gründung des neuen Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns - ein Gebiet, das aus Sicht von Max-Planck-Präsident Peter Gruss sowohl für die Forschung als auch für die Anwendung hochinteressant ist: "Altern betrifft jeden Menschen. Daher ist es an der Zeit, dass sich die Forschung intensiv mit den natürlichen Alterungsprozessen befasst. Dazu wird das neue Institut wichtige Beiträge leisten."
Dass sich direkt im Anschluss an die Kieler Woche nach der sportlichen die wissenschaftliche Kompetenz in der Landeshauptstadt versammelt, machen zahlreiche Banner und Fahnen an Gebäuden mit einem Zitat Max Plancks deutlich: "Ich betrachte Kiel als meine eigentliche Heimat" heißt es darauf und das gilt zumindest für die vier Tage der Jahresversammlung auch für die Max-Planck-Gesellschaft. Die Familie des Nobelpreisträgers verließ neun Jahre nach seiner Geburt 1858 die Stadt, doch Planck fühlte sich stets als Schleswig-Holsteiner.
Was unter seinem Namen heute in der Max-Planck-Gesellschaft so alles untersucht, erforscht und experimentiert wird - damit können sich zahlreiche Lehrer und Schüler vertraut machen. Diese sind so wissbegierig wie in keinem anderen Bundesland bisher: In insgesamt 149 Vorträgen an Schulen in und um Kiel präsentieren Wissenschaftler verschiedener Max-Planck-Institute ihre Arbeit. Dabei wird es um vielfältige Themen gehen: So unternehmen Informatiker "deterministische Irrfahrten", wird Gentechnik in der Pflanzenzüchtung angesprochen - Ist sie für oder gegen die Natur? -, begeben sich Forscher auf die Spur der Antimaterie und stehen aktuelle Gesellschaftsthemen wie Internetkriminalität, sozialwissenschaftliche Forschung am Beispiel des Lotteriespiels oder die Frage, was mit Kunst des Faschismus und Nationalsozialismus geschehen soll, auf der Tagesordnung.
Die interessierte Öffentlichkeit ist am Mittwoch, 27. Juni, um 19.30 Uhr zum Vortrag ins Audimax der Universität am Christian-Albrechts-Platz eingeladen. Prof. Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin berichtet darüber, welche Herausforderungen das Altern an Körper und Geist gleichermaßen stellt; er erklärt dies auch anhand experimenteller Studien, die im Institut durchgeführt werden. Welche sensomotorischen Fähigkeiten im Detail auf den Prüfstand kommen, kann man in der Empfangslobby des Hotels Steigenberger Conti Hansa anschauen: Am Haupttagungsort der Jahresversammlung baut das Max-Planck-Institut ein Labor auf, das man in Berlin dazu nutzt, um Probanden gleichzeitig an einer motorischen Aufgabe (dem Gehen auf einem Laufband) und einer Denkaufgabe (Navigieren in einem virtuellen Zoo) arbeiten zu lassen. Weitere Informationen zu dem Thema hält ein Film bereit, der über die Website der Max-Planck-Gesellschaft abrufbar ist [2] (www.filme.mpg.de ).
Einen Tag später, am Donnerstag, 28. Juni, wird der Kölner Politologe Prof. Fritz W. Scharpf ausgezeichnet. Der Emeritus des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, der als Mitglied der Kommission zum ersten Teil der Föderalismusreform auch als Politikberater fungierte, erhält den mit 50 000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, den Prof. Hans Heinrich Driftmann, Mitglied des Landeskuratoriums für Schleswig-Holstein und Hamburg im Stifterverband, im Kieler Schloss überreicht. Damit sollen die Leistungen der Wissenschaft für die Allgemeinheit sichtbar werden, und dies am Beispiel einer herausragenden Forscherpersönlichkeit, die wie Scharpf über die Grenzen ihrer unmittelbaren Forschungsaufgaben hinaus aktiv geworden ist (eigener Filmbeitrag unter [2] www.filme.mpg.de).
Zudem verleiht die Max-Planck-Gesellschaft während ihrer Jahresversammlung die Otto-Hahn-Medaille an hervorragende Nachwuchswissenschaftler unter 30 Jahren aus verschiedenen Max-Planck-Instituten. In diesem Jahr erhalten 34 Doktoranden die Medaille und damit verbunden einen Anerkennungsbetrag, der weitere Forschungsaufenthalte ermöglichen und so die Forscherkarriere befördern soll. Drei von Ihnen, Ulrike Krewer (Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer Systeme), Christoph Kayser (Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik) und Holger P. Hestermeyer (Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht), erhalten zudem die Möglichkeit, eine so genannte Otto-Hahn-Gruppe aufzubauen. Fünf Jahre lang können die Nachwuchswissenschaftler an einem selbst gewählten Forschungsthema arbeiten und mit der Leitung des Teams Führungsqualitäten erwerben.
Weitere zwei Auszeichnungen hat die Max-Planck-Gesellschaft zu vergeben: Mit dem Dieter-Rampacher-Preis wird dieses Mal Dr. Christine Selhuber-Unkel vom Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart ausgezeichnet, die mit 26 Jahren jüngste Doktorandin des Jahres 2006 war. Der alle zwei Jahre vergebene Peter-Hans-Hofschneider-Preis für Molekulare Medizin geht heuer an Dr. Aleksandra Piwko-Czuchra vom Max-Planck-Institut für Biochemie.
Klein, aber fein: Schleswig-Holstein ist neben Mecklenburg-Vorpommern der einzige Flächenstaat in der Bundesrepublik, in dem die Max-Planck-Gesellschaft mit nur einem Institut vertreten ist; das Forschungsprogramm der bis vor kurzem als Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön firmierenden Einrichtung hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Der neue Institutsname macht es bereits deutlich: Das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie wollen Direktor Prof. Manfred Milinski und sein kürzlich berufener Kollege Prof. Diethard Tautz künftig als die Adresse für Evolutionsgenetik und -ökologie etablieren. Derzeit wird gerade eine Experimentierhalle gebaut, in der - deutschlandweit bislang einzigartig - Mäuse unter möglichst natürlichen Bedingungen leben sollen. Die Untersuchung, wie sich ihre Anpassungsmechanismen auf molekularer und genetischer Ebene auswirken, steht dabei im Mittelpunkt. Aber auch den im Plöner See lebenden Tieren widmet sich das Institut weiterhin. So sind Dreistachlige Stichlinge ein Forschungsobjekt; mit genetischen und verhaltenökologischen Methoden wird untersucht, ob und wie deren Partnerwahl die Resistenz der Nachkommen gegen die vorherrschenden natürlichen Parasiten optimiert. Eine geplante dritte Abteilung soll sich der theoretischen Untermauerung evolutionsbiologischer Fragen widmen.
In ganz Deutschland beschäftigt die Max-Planck-Gesellschaft an ihren 80 Instituten derzeit fast 12 600 Mitarbeiter, darunter rund 4 400 Wissenschaftler. Hinzu kommen mehr als 6 200 Nachwuchs- und Gastwissenschaftler, so dass insgesamt rund 19 000 Menschen bei der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten. Mit einem jährlichen Etat von 1,4 Milliarden Euro betreiben sie international führende Grundlagenforschung in den Lebens-, Natur- und Geisteswissenschaften. Dass die Max-Planck-Gesellschaft als Motor des wissenschaftlichen Fortschritts wirkt, verdeutlichen allein zwei Zahlen: Bislang 16 ihrer Wissenschaftler, darunter die erste Frau aus Deutschland, erhielten den Nobelpreis. 48 Max-Planck-Forscher wurden zudem mit dem Leibniz-Preis, dem höchstdotierten deutschen Forschungspreis, ausgezeichnet.