So spricht der Mitbegründer und Vorstand des Vereins Dr. med. Udo Böhm zum Thema " Verknüpfungen des Immunsystems mit Inflammation, Entgiftung, oxidativ-nitrosativem Stress und neuroendokriner Achse", einem der Schwerpunkte in der Orthomolekularen Medizin. Alle Einschränkungen des Wohlbefindens und alle großen Zivilisations-Krankheiten beruhen auf einem Zusammenspiel mehrerer sich gegenseitig beeinflussender Faktoren. Erst wenn die individuelle Belastbarkeit und eine bestimmte persönlichkeitsabhängige Toleranzschwelle für organische und psychische Stressoren überschritten werden, kommt es zum Auftreten von Symptomen. Der Vortrag von Dr. Böhm stellt dieses stark vernetzte und kontrollierte Gesamtsystem am Beispiel der für das Wirkprinzip der Orthomolekularmedizin wichtigen Verknüpfung von Immunsystem und Inflammation mit den Stoffwechselkreisläufen oxidativer und nitrosativer Stress, Entgiftung und Schadstoffentsorgung, Energiehaushalt, Säuren-Basen-Stoffwechsel sowie psycho-neuro-endokrino-immunologische Achse dar. Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Arzt für Naturheilverfahren, Sport- und Umweltmedizin erklärt das Konzept am Beispiel der derzeit stark beachteten Multifunktionserkrankungen (Chronic Multisystem Illnesses), zu denen z.B. CFS, MCS, EMS, SBS oder Fatigue zählen und bei deren Auftreten stets mehrere der genannten Funktionskreisläufe in unterschiedlicher Ausprägung beteiligt sind. Dr. Böhm zeigt aber auch, wie die in Prävention und Therapie vieler Krankheiten zum Einsatz kommenden Leitmikronährstoffe jeweils mehrere Kreisläufe positiv beeinflussen und gibt Hinweise für die praktische Nutzung der funktionellen Ernährungsmedizin (z.B. Rezeptvorschläge, Ablaufschemata und Abrechnungshinweise).
Über die Hashimoto-Thyreoiditis spricht Uwe Gröber in Düsseldorf, der Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin in Essen und Autor zahlreicher Publikationen, Fachbücher und Buchbeiträge. Gröber studierte Pharmazie an der Johann-Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt und zählt zu den führenden Mikronährstoffexperten Deutschlands. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache einer primären Hypothyreose und tritt bevorzugt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Frauen sind etwa 8-mal häufiger betroffen als Männer. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist mit entzündlichen Prozessen verbunden, die in der frühen Phase mit einer leichten Lymphozyteninfiltration der Schilddrüse beginnen, symptomlos verlaufen und daher häufig nicht erkannt werden. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer dichten lymphoiden Zellinfiltration mit destruktiver Thyreoiditis und schließlich zur Fibrosierung der Schilddrüse. Uwe Gröber: " Bei der klinischen Untersuchung findet man eine nicht schmerzhafte Struma. Das klinische Bild wird im fortgeschrittenen Stadium durch die Symptome der Hypothyreose (z. B. Müdigkeit, Leistungs- und Muskelschwäche, Kälteempfindlichkeit, Kribbelparästhesien an Händen und Füßen) geprägt. Andere Autoimmunerkrankungen wie perniziöse Anämie (→ Vitamin-B12-Status) und endokrine Störungen (z. B. NNR-Insuffizienz) werden häufig mit beobachtet". Neben der Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen (z. B. 50-100 μg L-Thyroxin/d) konnte in klinischen Studien durch die Gabe des immunmodulierend und antioxidativ wirkenden Selens (200-300 μg Selen/d, p.o. als Natriumselenit) die Entzündungsaktivität im Schilddrüsengewebe vermindert, der Antikörpertiter gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO) signifikant reduziert und zum Teil sogar normalisiert werden. Insbesondere Hashimoto-Patienten mit ausgeprägter entzündlicher Aktivität und hohen Antikörperspiegeln gegen die Thyreoperoxidase (TPO) können von Selen profitieren. Bei Hashimoto sollte auch der Status anderer immunmodulierender Mikronährstoffe wie Vitamin D und Vitamin B12 kontrolliert werden.
Über "Die Grundlagen und Beispiele bei der TH1/TH2-orientierte Immunmodulation" spricht Dr. Wilfried P. Bieger in Düsseldorf. Das zelluläre Immunsystem zeichnet sich durch außerordentliche funktionelle Plastizität aus, die es ihm ermöglicht auf eine enorme Vielfalt von Herausforderungen adäquat zu reagieren und den Schutz des Individuums zu sichern. T-Zellen entwickeln sich im Thymus aus lymphatischen Vorläuferzellen, die aus dem Knochenmark einwandern. Durch Interaktion ihres TCR mit Antigenen werden die Zellen aktiviert. Für eine vollständige Aktivierung sind allerdings zusätzliche kostimulatorische Signale notwendig. Die aktivierten Zellen unterscheiden sich in ihren Effektorfunktionen.Th1-Zellen produzieren IL-2 und IFNgamma, Th2-Zellen L-4, IL-5, IL10 und IL-13. Dazu kommt neuerdings die Th17-Zelle (IL-17, IL25) und vor allem die immunregulative, immunsuppressiv, regulatorische T-Zelle (Treg: TGFß, IL-10). Da die immunologischen Reaktionen über die Blutbahn verbreitet werden, sind die im Blut zirkulierenden T-Zellen grundsätzlich gut für die Diagnostik geeignet: Laser-Durchflusszytometrie; Zytokine im Serum; Zytokinassay in-vitro; LTT/Lymphozytentransformationstest. Immunmodulatorische Therapien müssen die funktionelle Polarisierung der zellulären Immunabwehr berücksichtigen. Die einfache "immunstimulierende" Substitutionsbehandlung reicht heute nicht mehr. Für verschiedene Mikronährstoffe und Pharmaka ist die Funktionsweise eingehend untersucht, sodass gezielte Verwendung auf Basis der diagnostischen Feststellungen möglich ist, z.B. Vitamin D, Glutathion, MGN-3, Melatonin, Losartan, Cimetidin.
"Chronisch rezidivierende und persistierende Infekte und Immunsystem: Auswege aus der Antibiotika-Falle" so lautet der Vortrag von Dr. Markus Pfisterer, dem niedergelassenen Arzt mit den Schwerpunkten Naturheilverfahren, Akupunktur und Ernährungsmedizin. Akute Infektionskrankheiten haben seit Entdeckung des Penizillins 1928 zunehmend ihren Schrecken verloren. Der Siegeszug der Antibiotika schien unaufhaltsam. Doch trotz aller verbesserten hygienischen und therapeutischen Maßnahmen nehmen chronische Infektionen und persistierende, rezidivierende Infektionen zu. Hierfür werden mehrere Ursachen angeführt: zunehmende
Resistenzbildung der pathogenen Bakterien, Immundefekte, angeboren oder erworben, Störungen des intestinalen Mikrobioms mit konsekutiven Immundefiziten, vermehrte Ingestion pathogener oder fakultativ pathogener Keime bei Störungen des mukosaassoziierten lymphatischen Systems sowie Bildung von großen Erregerreservoiren bei Menschenansammlungen. Dr. Pfisterer: "Die Wiederherstellung der körpereigenen Abwehrsysteme ist die dringlichste Maßnahme zur Vermeidung rezidivierender antibiotischer Behandlungen. Dazu müssen die immunsupprimierenden Faktoren gefunden und beseitigt werden, z. B. Schwermetallbelastungen, umweltmedizinisch relevante Noxen, Innenraumbelastungen und Schimmelpilzbelastungen. Die Restitution des mukosaassoziierten lymphatischen Systems sowie der Intestinalschleimhaut und des physiologischen Mikrobioms stellt die Immunkompetenz wieder her und reduziert die Infektanfälligkeit".
Und Dr. Siegfried Kober, Arzt für Allgemeinmedizin sowie Facharzt für Psychotherapeutische und Komplementärmedizin, will in seinem Vortrag aufzeigen, dass die Mehrheit des Immunsystems im Darm lokalisiert ist. Der Titel seines Vortrages "Darmgesundheit unter besonderer Berücksichtigung des Immunsystems ". Der quantitativ größte Teil des Immunsystems ist im Darm beheimatet. Der Darm ist die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt des Körpers. Fehlverdauungen - Gärung oder Eiweißfäulnis- sowie Nahrungsunverträglichkeiten und endogene bzw. exogene Toxine führen zu Veränderungen der physiologischen Darmflora. Dieses hat Konsequenzen für das darmständige Immunsystem. Dr. Kober: "Bei akuten oder chronischen Reizzuständen des Darmes kann die Darmschleimhaut außerdem durchlässiger gegenüber größeren Molekülen, Bakterienfragmenten oder Toxinen werden, die normalerweise die Darmbarriere nicht durchdringen können. Es entsteht somit ein Leaky Gut Syndrom mit Aktivierung des Immunsystems". Sein Vortrag erklärt die immunologischen Zusammenhänge und mögliche therapeutische Herangehensweisen.
Über Immunmodulation durch Umwelteinflüsse spricht Dr. Kurt Müller. Das menschliche Leben ist in seiner individuellen Ausprägung durch eine Reihe von Faktoren konditioniert. Genetische Gegebenheiten bilden die Rahmenbedingung, die durch epigenetische Einflüsse (funktionelle Teratogene) insbesondere in der pränatalen und frühen postnatalen Phase Variationen der Feinabstimmung ihrer Funktionen erfahren. Die Kompensationsmechanismen, die sich im Lauf der menschlichen Entwicklung gegenüber Noxen etabliert haben, sind primär dafür geschaffen, endogene Intoxikationen und Dysfunktionen auszugleichen, die grundsätzlich in jedem Organismus entstehen, in dem metabolische und energetische Prozesse ablaufen. Die exogenen Gegebenheiten wurden bestimmt durch saubere Luft, klares Wasser und unbelastete biologische Nahrung mit hoher Dichte an Mikronährstoffen. Das Gewicht der Kompensation und Detoxifikation schädigender Einflüsse hat sich von den endogenen Noxen hin zu exogenen Noxen verschoben. Die Folge sind endogene metabolische, neuroendokrine, immunologische und energetische Defizite, die bei vielen Menschen insbesondere in der zweiten Lebenshälfte relevant sind und ein unphysiologisches funktionelles Altern bedingen. Die wesentlichen Faktoren hierfür sind die chronische Entzündung, deren deregulierende Auswirkung auf die neuroendokrino-immunologische Funktion und Interaktion, die Einschränkung der Leistung der Mitochondrien und die erhebliche nächtliche Abschöpfung von Energie infolge chronischer Inflammation sowie die Aktivierung der Stickoxid/Peroxinitrit Kaskade, die die Chronizität dieser Entwicklungen garantiert. Mit modernen diagnostischen Methoden können solche Prozesse inzwischen wenigsten zehn bis fünfzehn Jahre vor Eintreten der klinisch erkennbaren Gesundheitsstörungen festgestellt werden. Dr. Müller wird die Möglichkeiten der aus diesen Kenntnissen resultierenden Prävention in seinem ausführlichen Vortrag darstellen. Dr. Müller: " Diese Möglichkeiten sind in der etablierten Medizin bis heute weitgehend ungenutzt".
"Diabetes mellitus - Mikronährstoffe und Immunsystem" so lautet der Titel des Kongressbeitrages von Dr. med. Siddhartha Popat, dem in St. Katharinen niedergelassenen Facharzt für Allgemeinmedizin. Eine effektive Stoffwechselführung ist das A und O jeder Diabetes-Therapie, bei
der Vitamine und Spurenelemente essenzielle Bestandteile sind. Das Vitamin-Problem des Diabetikers erfordert unbedingtes Handeln und Umdenken. Es gibt inzwischen zahlreiche Hinweise darauf, dass eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen den Verlauf der Erkrankung, insbesondere in Hinblick auf die Begleiterkrankungen, positiv beeinflussen kann. Hierbei sind neben den bekannten Zink und Chrom im Rahmen der Medikamentenwechselwirkung Vit. B12 und Folsäure zu nennen, im Rahmen der endothelialen Dysfunktion Nitrostress und Vit. B6, sowie Vit. C und Vit. D. Im seinem Vortrag wird Dr. Popat auch auf die Aspekte der AGEs im Blickwinkel des Pischingerraums, der Matrix eingehen.
Mit der Frage, ob man das Immunsystem "fit essen" kann, beschäftigt sich Dr. Volker Schmiedel, Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswald-Klinik in Kassel sowie Fortbildungsleiter für "Naturheilverfahren" in der Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde in seinem Kongressvortrag und wird Antworten darauf geben, welche Nährstoffe das Immunsystem regeln. Dr. Schmiedel: " Ein Schnupfen dauert ohne Behandlung 7 Tage und mit Behandlung 1 Woche". Das gilt mittlerweile evidenzbasiert als widerlegt. Für Zink gibt es kontrollierte, randomisierte Doppel-Blind-Studien mit signifikanter Verringerung der Krankheitstage unter einer Zinktherapie. Vitamin D ist gut für den Knochen. Aber schützt es auch vor Infekten? Verschiedene Studien bestätigen hier geradezu dramatische Effekte, die denen von Impfungen kaum nachstehen. Weitere Nährstoffe sind Vitamin C, Selen und Omega-3-Fettsäuren - um nur die wichtigsten zu nennen.
Zeitgleich zum FOM-Kongress findet die CAM, die größte Fachmesse für komplementäre und alternative Medizin, statt. Mit fast 200 Ausstellern präsentiert die Messe einen breiten Querschnitt der Branche und gibt Antworten auf die Bedürfnisse der Besucher. Alle wichtigen Anbieter, von der Akupunktur, über die Labordiagnostik, von der Medizintechnik, Nahrungsergänzung über die Pharmazie bis hin zum Praxisbedarf finden die Besucher auf dieser wichtigen Messe. Neben dem FOM-Kongress finden noch zahlreiche weitere Fachkongresse auf dem Messegelände statt. Rund 100 Referenten stellen bewährte aber insbesondere auch neue Therapien vor. Dazu Torsten Fuhrberg, Geschäftsführer der Düsseldorfer Messegesellschaft MCO: " Auch in diesem Jahr setzt die CAM wieder voll auf den Dialog. Führende Köpfe stellen in Düsseldorf Lösungen vor und wollen in Diskussionen offene Fragen klären. Das macht die Gesamtveranstaltung seit über 30 Jahren so attraktiv".
Mehr Informationen über den FOM-Kongress und die anderen Veranstaltungen finden Sie auf den Webseiten des Veranstalters: www.fom-kongress.de sowie www.cam-expo.eu
Organisationshinweise:
Immunmodulation an Beispielen mit Tipps für die Umsetzung in der Praxis
1. FOM-Kongress
Termin: 12. April 2014, 10.00 - 18.15 Uhr
Ort: Congress Center Düsseldorf
Eingang Stadthalle (Messegelände)
Rotterdamer Str.148
40474 Düsseldorf
Tickets: 51 Euro (Vorverkauf), 65 Euro (Tageskasse)