Lange bevor Symptome auftreten, verrät sich eine Krankheit auf zellulärer Ebene - z.B. durch einen gesteigerten Stoffwechsel (Krebs) oder die Verklumpung bestimmter Proteine (Alzheimer). Derartige - im Körper schlummernde - Vorboten können durch maßgeschneiderte Signalstoffe sichtbar gemacht werden. Wie ein Spürhund sind solche Substanzen auf bestimmte Zelldefekte "abgerichtet" und sammeln sich dort an, wo diese auftreten. Mithilfe verschiedener bildgebender Verfahren wird anschließend die Verteilung des Signalstoffes im Körper dargestellt. Dem Radiologen bietet sich eine minutiöse Momentaufnahme der Krankheit in ihrem frühesten Stadium.
"Die molekulare Bildgebung ist ein außerordentlich forschungsintensiver Bereich der Radiologie. Voraussichtlich wird Sie der Diagnostik einen deutlichen Schub verleihen und die Früherkennung bestimmter Krankheiten entscheidend verbessern", erklärt Prof. Christoph Bremer vom Institut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikums Münster. Mittlerweile sind molekulare Bildgebungsverfahren längst mehr als eine wissenschaftliche Vision. So hat die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Krebszellen an ihrem gesteigerten Stoffwechsel erkennt, bereits Einzug in den klinischen Alltag gehalten. Andere vielversprechende Methoden werden momentan intensiv erforscht. Derzeit entwickelt Prof. Bremer mit seinem Team optische Kontrastmittel, die Krebszellen unter der Einstrahlung von Nahinfrarot-Licht sichtbar machen. Vor allem für die Brustkrebsdiagnostik birgt dieses Verfahren ungeheures Potenzial. Ein wesentlicher Vorteil der so genannten optischen Mammographie ist, dass sie ohne Röntgenstrahlung auskommt.
Nicht nur für die Früherkennung eröffnet die molekulare Bildgebung neue Dimensionen. Sie ermöglicht zudem eine präzisere Einschätzung des Krankheitsverlaufes und eine individuelle Anpassung der Therapie. "Eine frühzeitige Diagnose bedeutet immer eine effektivere und effizientere Therapie. Für viele Krebspatienten erhöhen sich damit auch die Heilungschancen", so Prof. Bremer.