„Lipödeme sind kein ästhetisches Problem, sondern eine ernsthafte Erkrankung mit schwerwiegenden Folgen“
Bei Lipödemen handelt es sich um eine angeborene Störung des Fettgewebes, die an den Armen, den Hüften, an den Ober- und Unterschenkeln zu unproportionierten Rundungen führen kann. Wer davon betroffen ist, leidet nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.
Neben den deutlich sichtbaren Verformungen sind die betroffenen Frauen ständigen Spannungsgefühlen und Schmerzen ausgesetzt. Schon kleinste Berührungen sind sehr unangenehm. Aber auch Gehbehinderungen, Blutergüsse und Leistungsverlust gehen mit dem Leiden einher, weiß Dr. med. Mehmet Atila, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie.
Die Krankheit schreitet chronisch fort – unbehandelt droht ein Lymphödem und im schlimmsten Fall ein Leben im Rollstuhl. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend für den Krankheitsverlauf. Während sich das Lipödem in Stadium 1 noch kaum ersichtlich als feinknotige Hautoberfläche (Cellulite) bemerkbar macht, kommt es in Stadium 2 bereits zu einer grobknotigen Hautoberfläche mit Dellen und in Stadium 3 zu großen, deformierenden Hautlappen und -wülsten.
Therapien wie beispielsweise Lymphdrainage sowie Kompressionen können den Krankheitsverlauf verzögern. Falls diese Methoden keinen Erfolg bringen, der Leidensdruck zu groß oder das Lipödem bereits weit fortgeschritten ist, kann das Fettgewebe durch eine Fettabsaugung schonend und wirkungsvoll reduziert werden. „Wir wenden dazu eine Liposuktionsmethode an, die uns erlaubt, größere Mengen Fett in kürzerer Zeit abzusaugen. Dabei nutzen wir sehr feine Kanülen, die für ein besonders ästhetisches Ergebnis sorgen.“
Eine Kostenübernahme für die OP durch die Krankenkasse soll ab 2020 für das Stadium 3 möglich sein. Ob das der Fall ist, wird von der Krankenkasse in Verbindung mit den medizinischen Diensten (MDK) immer individuell festgestellt.
Da das Lipödem gerade im frühen Stadium schwer zu identifizieren ist und erst alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden sollen, kommt es wie im Fall Atzerodt regelmäßig zu persönlichen Angriffen und Diskussionen, bedauert Atila. Denn allein in Deutschland sind schätzungsweise über 3 Mio. Frauen von einem Lipödem betroffen und für die Leidtragenden ist es wichtig, dass die Krankheit schnellstmöglich behandelt wird. „Dabei sollte ihnen auch die freie Entscheidung über die Behandlungsmethode zustehen.“ Saskia Atzerodt hat sich bewusst schon im Stadium 1 für eine Liposuktion bei Dr. Atila entschieden, um Langzeitfolgen zu vermeiden.