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Winterblues: Die saisonale Depression

Von Priv. Doz. Dr. med. habil. Volker Busch

(lifePR) (Regensburg, )
Meist beginnt die Symptomatik in den Herbstmonaten: Schwermut, Lust-/Interessenlosigkeit, Kraft- und Energielosigkeit. Die Beschwerden ähneln somit der klassischen Depression. Dr. Volker Busch, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie am Bezirksklinikum Regensburg, erklärt den "Winterblues" und seine große Schwester, die "Winterdepression".

Unter der saisonalen Depression ("Winterdepression") versteht man eine jahreszeitlich verlaufende Gemütsschwankung. Zusätzlich jedoch sind sogenannte "atypische" Symptome charakteristisch, wie etwa ein starker Appetit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Die Saisonale Atypische Depression (SAD) ist seltener als die "klassische" Depression. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Winterdepression oder Winterblues?

Leichte Formen der Stimmungsverschlechterung in den dunklen Herbst- und Wintermonaten nennt man "Winterblues". Bei dieser weniger intensiven Variante der Winterdepression geben Betroffene eine allgemeine Lustlosigkeit, schlechte Laune, ggf. Reizbarkeit oder Antriebsmangel an. Selten sind die Beschwerden behandlungsbedürftig und vergehen nach wenigen Wochen spontan und ohne Behandlung.

Als unumstrittener pathophysiologischer Faktor gilt der Mangel an natürlichem Tageslicht beziehungsweise eine insgesamt geringere Lichtausbeute in den dunklen Wintermonaten. Der geringere Lichteinfall in der dunklen Jahreszeit führt zu einer Erhöhung der Melatonin-Ausschüttung im Gehirn. Das Hormon steuert die Rhythmik wichtiger Körperfunktionen. Als Folge dieser Erhöhung fühlen sich Betroffene erschöpft, schläfrig und lustlos.

Dunkelheit ist aber wahrscheinlich nicht alleine schuld. Auch eine konstitutionelle Neigung zur SAD wird daher vermutet (Störung der Serotoninbildung oder -bindung). Der häufig zu beobachtende Heißhunger stellt übrigens möglicherweise ein Versuch des Gehirns dar, den Mangel an Serotonin auszugleichen, denn eine kohlenhydratreiche Kost führt zu einer höheren Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn. Leider kann das Vertilgen größerer Mengen Lebkuchen zur Weihnachtszeit regelmäßiges Tageslicht nicht ersetzen.

Die Prognose der Winterdepression ist gut. In der Regel kommt es im Frühling zu einer Besserung der Beschwerden. Eine Behandlung während der dunklen Jahreszeiten ist jedoch dennoch meistens angezeigt. Vor Beginn der Therapie ist wichtig, andere mögliche Gründe für die depressive Stimmung auszuschließen (etwa ein Vitaminmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion). Vor allem drei Verfahren sind etabliert: Lichttherapie, Medikation und verhaltensorientierte Psychotherapie.

Es werde Licht!

Lichttherapie gilt als Therapie der Wahl bei Patienten mit Winterdepression. Bei dieser Form der Behandlung sitzt der Patient für eine bestimmte Zeit am Morgen (vorzugsweise vor dem Sonnenaufgang!) vor einer künstlichen Lichtquelle. Durch die Behandlung wird der Tag künstlich verlängert. Das Auge nimmt mehr Licht auf, Melatonin wird abgebaut. Die Beleuchtungsstärken variieren zwischen 2.500 und 10.000 Lux (zum Vergleich: eine Mittagspause auf der Wiese des Bezirksklinikums Regensburg während eines Sommertags verwöhnt mit 100.000 Lux, das Deckenlicht im Büro während der Arbeit am Computer an einem Novembernachmittag geizt mit nur 500 Lux).

Diese morgendliche Behandlung sollte jeweils 30-60 Minuten dauern und mindestens zwei bis drei Wochen täglich durchgeführt werden. Eine Besserung ist frühestens nach vier bis fünf Tagen zu erwarten. Ungefähr 80% der so behandelten Patienten geben eine klinische Besserung der Beschwerden an. Die Lichttherapie ist sehr gut verträglich, Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen oder Augenbrennen sind selten und klingen meist rasch ab.

Medikamentöse Behandlung

Die Gabe von antidepressiven Medikamenten kann bei schwereren Verläufen der SAD sinnvoll sein. Im Großen und Ganzen ähnelt die Vorgehensweise dabei den Behandlungsregimen der klassischen Depression. Eingesetzt werden verschiedene sogenannte serotonerge und/oder noradrenerge Wiederaufnahmehemmer, die die Verfügbarkeit der jeweiligen Neurotransmitter im Gehirn erhöhen. Auch die Vorläuferaminosäure L-Tryptophan (aus der im Gehirn Serotonin aufgebaut wird) wurde als wirksam beschrieben. Es gibt einige Autoren, die die Gabe von Beta-Blockern (Blutdrucksenker) favorisieren, da sie die Melatonin-Ausschüttung reduzieren. Kontrollierte Studien zeigten jedoch letztlich nur bescheidene Erfolge. In der Regel werden die genannten Präparate nur für die Dauer der Winterdepression gegeben. Bei schweren und sich häufig wiederholenden Verläufen kann auch eine längerfristige Therapie nötig sein.

Positiv Denken

Eine verhaltensorientierte Psychotherapie kann zusätzlich hilfreich sein. Hier kann mit dem Patienten eine Korrektur negativer Gedanken und Glaubenssätze erfolgen oder der Umgang mit Schuld- oder Insuffizienzgefühlen bearbeitet werden. Nicht zuletzt werden auch Maßnahmen für ein besseres Schlafverhalten besprochen und trainiert ("Schlafhygiene"). Aus wissenschaftlicher Sicht muss jedoch erwähnt werden, dass der unumstößliche Nachweis der Wirksamkeit einer (kognitiven) Verhaltenstherapie bei der SAD noch aussteht.

Wie kann man selbst einer Winterdepression vorbeugen?

- Spaziergang am Morgen nach dem Aufstehen
- mit dem Rad zur Arbeit fahren
- Sport nach Möglichkeit im Freien betreiben
- eine strenge (kohlenhydratarme) Diät in den Wintermonaten vermeiden
- auf genügend Tryptophan in der täglichen Ernährung achten
- Tagesablauf gut strukturieren

Ein weihnachtlicher Tipp ...

"Advent, ein Lichtlein brennt" ... reicht leider nicht. Wer seinen Weihnachtsbaum für lichttherapeutische Zwecke nutzen möchte, müsste diesen mit 4000 Kerzen schmücken, sich im Abstand von zwei Metern davorsetzen und zehn Stunden hineinschauen. Rückt man einen Meter näher heran, dann reichen bereits fünf Stunden. Wem das zu weihnachtlich ist, oder Angst hat sich zu verbrennen, sollte lieber jeden Tag eine Stunde an die frische Luft rausgehen. Selbst ein wolkenbehangener Himmel zur Adventszeit strahlt immer noch mit einer Lichtstärke von etwa 1.000 Lux ...

Der Autor:

Priv. Doz. Dr. med. habil Volker Busch ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Neurologie im Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik am Bezirksklinikum Regensburg.

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