Unser Hüftgelenk ist wirklich erstaunlich. Es ist dreidimensional aufgebaut und so in alle Richtungen beweglich. Eine spiegelglatte Knorpelschicht überzieht alle Knochenenden, sie passen millimetergenau aufeinander. Feine Häute produzieren mit der Synovia eine Flüssigkeit, die für Geschmeidigkeit sorgt. Doch leider ist das außergewöhnliche Gelenk sehr anfällig.
Das zunehmende Alter, Übergewicht oder falsche Belastungen sind Faktoren, die einen Einfluss auf das Hüftgelenk haben können und führen dazu, dass sich die Knorpelschicht abnutzt. Diese Faktoren und die individuelle Anatomie, d.h. die genetische Veranlagung und die Entwicklung der Hüfte im Wachstumsalter sind ursächlich für die schmerzhafte Hüftarthrose. „Bei jedem Schritt lastet das zwei- bis dreifache des Körpergewichts auf der Hüfte“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan, Leiter des gleichnamigen Wirbelsäulenzentrums in München-Taufkirchen. „Die Belastung dünnt die Knorpelschicht aus und greift auch den darunter liegenden Knochen an.“
In diesen Fällen versuchen Ärzte alles, um einen operativen Eingriff so weit wie möglich hinauszuschieben. „Aber wenn der Bewegungsraum stark eingeschränkt ist, Schmerzmittel nicht mehr ausreichen und auch in den Nachtstunden die Beschwerden deutlich spürbar sind, ist eine Operation nicht mehr zu vermeiden“, sagt Dr. Schneiderhan. Die gute Nachricht: Die Operationsmethoden haben in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Mit OPS steht jetzt ein besonderes Verfahren zur Verfügung. OPS steht für „Optimized Positioning System“, was übersetzt optimales Positionierungssystem heißt.
Zur Erklärung: Neben der Haltbarkeit einer Hüftendoprothese, spielt vor allem die natürliche Gelenkfunktion eine entscheidende Rolle. „Das neue Gelenk muss dem ausgeklügelten Systemunseres Bewegungsapparates angepasst sein“, sagt Dr. Odilo Trabold , Facharzt für Orthopädie und Hüftspezialist am MVZ München-Taufkirchen. Denn wenn das Zusammenspiel hakt, wirkt sich das negativ auf anderen Strukturen, wie etwa der Lendenwirbelsäule oder dem Kniegelenk aus. Mit OPS können wir mit dem neuen Hüftgelenk noch mal deutlich besser auf die individuelle Anatomie eines jedes Patienten eingehen.“
Und so funktioniert OPS: Vor dem operativen Eingriff ist es nötig, zwei Röntgenaufnahmen im Sitzen und Stehen sowie eine Computertomographie des Beckens anzufertigen. Mit Hilfe dieser Daten rekonstruiert eine hochmoderne Software den gesamten Bewegungsablauf eines Patienten und berechnet die ideale Position der Prothese. „Mit Hilfe dieser Informationen ist es mir möglich ganz speziell auf jeden einzelnen Patienten und dessen Aktivitäten einzugehen“, sagt Dr. Trabold. „mehr noch, während der OP wird mir mit Hilfe harmloser Laserstrahlen die genaue Position angezeigt, was eine absolut exakte Positionierung ermöglicht“.
Eingriff dauert nur eine Stunde und schon kurze Zeit später können Operierte aufstehen und voll belasten. Nach vier oder fünf Tagen ist es möglich die Klinik wieder zu verlassen. „Anschließend ist es aber ratsam eine dreiwöchige ambulante oder stationäre Rehamaßnahme durchzuführen. Nach zahlreichen Eingriffen steht fest: Die moderne OP-Methode führt zu einer verbesserten Gelenkstabilität hat ein reduziertes Risiko für Komplikationen. Positiv wirkt sich das auch auf die Haltbarkeit aus. „Besonders wichtig für die Patienten ist ja ein möglichst natürliches Gelenkgefühl“, so der erfahrene Spezialist für Knie-, Schulter- und Hüftchirurgie. „Es ist wichtig, sich auch mit dem neuen Gelenk wohlzufühlen und das können wir so gewährleisten.“