Beim Auto sind es die Stoßdämpfer, beim Menschen ist es der Knorpel. Wie ein pralles Kissen federt er im Idealfall jede Bewegung ab. Leider ist das elastische Knorpelgewebe sehr anfällig. Vor allem die Hüfte meldet sich oft unangenehm zu Wort. Und wenn alle konservativen Maßnahmen nicht mehr ausreichen, raten Ärzte zu einem künstlichen Ersatz. Rund 200 000 mal begeben sich Menschen deshalb ins Krankenhaus. Die gute Nachricht: Es kommen dabei jetzt deutlich kleinere Implantate zum Einsatz.
„Wir bezeichnen sie als Kurzschaft-Implantat oder auch Mini-Hüfte“, sagt Dr. Odilo Trabold, Hüftorthopäde und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Dieses hat gleich mehrere Vorteile, allen voran, dass es sich um ein sehr schonendes, minimal-invasives Verfahren handelt.“ Im Vergleich zum konventionellen Implantat bleibt wesentlich mehr Knochen erhalten. Es passt sich ideal dem Knochen an und es ist möglich die ursprünglich vorhandene und damit natürliche Gelenkgeometrie optimal wiederherzustellen.
Hinzu kommt, dass der Einsatz der MiniHip™ äußerst gewebeschonend ist. „Bei dem Einsatz eines herkömmlichen Implantats war es immer nötig Kapselstrukturen, Sehnenansätze und Muskulatur zu entfernen“, sagt Dr. Trabold. „Beim Kurzschaft-Implantat ist das nicht nötig, und ein tatsächlich minimal-invasives Operieren ist nur mit diesen kleinen Implantaten möglich. Wir können so den Blutverlust und die postoperativen Schmerzen deutlich reduzieren. Patienten kommen zudem sehr viel schneller wieder auf die Beine. Schon wenige Stunden nach der Operation dürfen die Patienten aufstehen und einige Schritte gehen.
Ein weiterer entscheidender Vorteil aus orthopädischer Sicht betrifft die so genannte Krafteinleitung, die die Kraft ähnlich dem natürlichen Knochen in den Oberschenkel überträgt. Einzige Voraussetzung für den Einsatz des minimal-invasiven Verfahrens: Der Knochen muss noch über eine ausreichende Qualität verfügen. „Das ist glücklicherweise bei vielen Patienten der Fall“, sagt Dr. Trabold. „Wir haben die Mini-Hüfte schon bei über 80-jährigen Patienten erfolgreich eingesetzt.“
Wichtig zu wissen: Ein Implantat hält nicht ewig, trotz der langen Haltbarkeiten von 20-25 Jahren, sind bei jungen Patienten häufig ein oder zwei weitere Wechsel-Operationen notwendig. Für eine 50-jährige Patienten bedeutet das: mit 70 ist ein erneuter Eingriff nötig. Und jedes Mal muss dabei Knochen geopfert werden. „Deshalb ist die Mini-Hüfte für jüngere Patienten ein Segen“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde am gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Beim Kurzschaft-Implantat müssen wir nicht nur weniger Knochen opfern. Dadurch, dass sie den Knochen sehr nah am Hüftgelenk belastet, wird sogar Dichte aufgebaut. Das ist bei einem Implantatwechsel von großer Bedeutung, denn in einen festen und stabilen Knochen lässt sie die Prothese gut verankern.“