Sie ist zweifache Weltmeisterin, vierfache Europameisterin und die schnellste Frau über 200 Meter auf dem Kontinent. Leider kann sie bei den aktuell laufenden Leichtathletikeuropameisterschaften, die vom 15. bis zum 21. August im schönen Olympiastadion in München stattfinden, nicht um die Medaillen mitkämpfen. Ein schmerzhafter Wirbelkörperbruch verhindert ihren Start. „Wir wissen nicht, wie sie sich die Verletzung zugezogen hat“, sagt der renommierte Wirbelsäulenfachmann Dr. Reinhard Schneiderhan aus München-Taufkirchen. „In den allermeisten Fällen ist Osteoporose schuld, aber es kann auch durch massive äußere Einwirkungen zu einem Wirbelkörperbruch kommen.“
In der Regel handelt es sich um ein äußerst schmerzhaftes Ereignis, weil sich an der Oberfläche der Wirbelkörper eine sehr empfindliche Knochenhaut befindet. Anders als bei einem Bein- oder Armbruch ist es zudem nicht möglich eine Schiene anzulegen und zu warten, bis der Bruch verheilt. Es sind andere Therapiemaßnahmen nötig.
Ausschlaggebend für die Wahl der richtigen Therapie ist die Art des Knochenbruchs an. Ärzte unterscheiden zwischen stabilen und instabilen Brüchen. „Bei einem stabilen Bruch ist in der Regel kein operativer Eingriff nötig“, sagt Dr. Schneiderhan. „Stattdessen kommen konservative Maßnahmen zum Einsatz, allen voran eine gezielte Schmerztherapie, viel Ruhe und ein Stützkorsett.“ Durchschnittlich acht Wochen dauert es, bis der Bruch des Wirbelkörpers verheilt ist. Eine vollständige Belastung ist nach etwa drei Monaten wieder möglich. Nicht nur für Daphne Schippers gilt es dann, die Muskulatur wieder gut aufzubauen, um die Knochenstruktur zu schützen.
In manchen Fällen können 2 minimal-invasive Therapieverfahren den Heilverlauf bei stabilen Wirbelbrüchen wesentlich verkürzen.
Bei diesen minimal-invasiven Verfahren handelt es sich um die Vertebroplastie und die Kyphoplastie. Die Vertebroplastie setzt direkt an der Ursache an. „Über eine kleine Punktionsnadel spritzen wir flüssiges Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper“, erklärt Dr. Schneiderhan. „So ist es möglich den Wirbelkörper zu stabilisieren und gleichzeitig die Muskulatur und die Wirbelsäule selbst zu schonen.“
Bei der zweiten Methode handelt es sich um die Kyphoplastie. Sie kommt zum Einsatz, wenn ein oder mehrere Wirbel deformiert sind. „Bei diesem Eingriff führen wir über eine Punktionsnadel einen Ballon in den Wirbel“, sagt Dr. Schneiderhan. „Dann pressen wir eine spezielle Flüssigkeit unter Druck in das Ballongewebe. Als Folge richtet sich der Wirbel wieder auf. Außerdem spritzen wie Knochenzement in den betroffenen Bereich und stabilisieren den Wirbelkörper.“ Bei beiden Eingriffen ist ein kurzer stationärer Aufenthalt nötig.
Bei den so genannten instabilen Brüchen sieht die Therapie anders aus. „Bei dieser dramatischeren Art der Verletzung kann die Wirbelkörperhinterkante oder ein Wirbelgelenk betroffen sein und deshalb besteht leider die Gefahr einer Rückenmarksverletzung“, sagt Dr. Schneiderhan. In diesen Fällen sind operative stabilisierende Eingriffe erforderlich.
Als Hochleistungssportlerin mit einem guten Muskelkorsett dürfte Daphne Schippers hoffentlich schnell wieder auf die Beine kommen, um im nächsten Jahr wieder vorne mitlaufen zu können.
Viele weitere Informationen zu modernen Behandlungsmethoden finden sich unter www.orthopaede.com