Oft ist schlechte Technik schuld
Wenn so viele Tennisspieler unter Rückenschmerzen leiden, ist es dann besser, diesen Sport gar nicht erst zu betreiben? „Nein, das ist natürlich nicht nötig“, sagt der Wirbelsäulenexperte Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Wirbelsäulenzentrum in München-Taufkirchen. „Allerdings können viele Bewegungen beim Tennis eine enorme Belastung für die Wirbelsäule und die Bandscheiben sein. Vor allem bei schlechter Technik und einem zu schwachen Muskelkorsett.“
Typisch für das Tennisspiel sind Rotationsbewegungen, bei denen es zu starken Scherkräften kommen kann. Und beim Aufschlag gehen viele Spieler sehr stark ins Hohlkreuz. Beide Bewegungen stellen eine enorme Belastung für die Wirbelsäule und insbesondere für die Bandscheiben dar. „Bei falscher Technik oder einem zu schwachen Muskelkorsett können die Bandscheiben massiv in Bedrängnis geraten“, sagt der Experte. „Als Folge verlieren sie an Flüssigkeit und Elastizität. Sie nutzen ab und können ihre Funktion als Stoßdämpfer kaum noch wahrnehmen. Nicht selten kommt es dann zum Bandscheibenvorfall.“
Unbedingt den Core stärken
Vorbeugen lässt sich dies zum einen mit einer guten Technik, aber mindestens genauso wichtig ist ein starkes Muskelkorsett, speziell der Körpermitte, heute neudeutsch Core genannt. „Zum Core gehören die geraden und seitlichen Bauchmuskeln, die unteren Rückenmuskeln, der Rückenstrecker, der viereckige Lendenmuskel und die hintere Streckerkette zu denen die Gesäßmuskeln und die Hüftrotatoren zählen“, sagt Dr. Schneiderhan. „Diese Muskeln sollten unbedingt regelmäßig, mindestens zweimal die Woche trainiert werden. Das gilt übrigens nicht nur für Tennisspieler, sondern für alle Menschen, die Rückenschmerzen vorbeugen wollen."
Zum Core gehört außerdem die sogenannte Tiefenmuskulatur des Rückens, auch autochthone Muskulatur genannt. Sie ist vom Willen unabhängig und lässt sich deshalb mit herkömmlichem Krafttraining nicht stärken. „Allerdings reagiert sie sehr gut auf Balanceübungen“, weiß Dr. Schneiderhan. „Kein professioneller Tennisspieler kommt heute noch ohne ein spezielles Training für die Tiefenmuskulatur aus und auch jedem Hobbyspieler ist diese Trainingsform zu empfehlen. Auf Youtube finden sich dazu viele Mitmachvideos."
So können Ärzte heute helfen
Doch was tun, wenn die Bandscheibe bereits defekt ist und auf Nervengewebe drückt. Dann stehen heute minimal-invasive Therapie zur Verfügung. Allen voran der Wirbelsäulenkatheter. „Ich habe dieses ausgezeichnete Verfahren vor über 20 Jahren in Deutschland eingeführt. Es ist ideal geeignet, einen Bandscheibenvorfall sanft zu beseitigen“, erklärt Dr. Schneiderhan. „Wir versetzen die Patienten in Schlafnarkose und führe einen Katheter an die betroffene Stelle. Dann spritzen wir unter Bildwandlersicht wiederholt eine genau abgestimmte Medikamentensubstanz.“ Diese setzt sich zusammen aus Schmerzmitteln und einer 10%igen NaCl-Enzymgemischlösung. Letztere hat die Eigenschaft, das störende Bandscheibengewebe durch Flüssigkeitsentzug zum Schrumpfen zu bringen. Das führt zu einer dauerhaften Entlastung der Nervenwurzel. Der Schmerz verschwindet, und dass bereits oft direkt nach dem kleinen Eingriff.
Nach nur drei Tagen Klinikaufenthalt und kurzer Schonung kann bereits wieder mit Kräftigungsmaßnahmen begonnen werden.“ Weiterer Vorteil: Die bei Bandscheibenoperationen befürchteten Nebenwirkungen, wie die Bildung von Narbengewebe oder Instabilitäten kommen bei dieser Behandlung nicht vor. Dr. Schneiderhan hat in seinem interdisziplinären Wirbelsäulenzentrum in München/Taufkirchen bereits eine Vielzahl von international bekannter Topathleten behandelt und erfolgreich zurück in die Sportarenen dieser Welt gebracht.