Ein Nachbessern der vorhandenen Administration kann nicht zielführend sein. Vielmehr ist eine grundlegende Neuausrichtung der Agrarpolitik erforderlich. Was die Milcherzeugung betrifft, so wies die MEG Milch Board schon früh auf eine Schieflage im System hin. Der Milchsektor wurde seitens der Politik und mit voller Rückendeckung durch den Deutschen Bauernverband einseitig auf eine optimierte Exportfähigkeit getrimmt. Um auf dem Weltmarkt mit Milchprodukten aus Deutschland punkten zu können, wurden niedrige Erzeugerpreise und das damit verbundene Höfesterben bewusst in Kauf genommen. Die radikale Marktliberalisierung im Jahr 2015 wirkte hierbei wie ein Brandbeschleuniger! Überlebensfähig waren von nun an nur noch derjenigen, die die Stückkosten senken konnten. Im Gegenzug bedeutete dies: Erträge steigern und Kosten senken! Themen wie Naturschutz, Tierwohl und die Arbeitsbedingungen der Landwirte/innen und ihrer Mitarbeiter/innen fanden kaum Beachtung.
„Es ist offensichtlich, dass immer mehr Marktteilnehmer nach Ökologie und Sozialem fragen. Diese Nachfrage können wir bedienen, und wie jedes Produkt haben auch Ökologie und Soziales ihren Preis,“ stellt der Vorstand der MEG Milch Board Frank Lenz fest. „Dieser Preis ist zu beziffern und in Milchkaufverträgen zu dokumentieren. Damit wirken die Kräfte des Marktes nicht länger destruktiv, sondern werden für die Weiterentwicklung der nachhaltigen Landwirtschaft genutzt.“
Die MEG Milch Board fordert seit Jahren die Einführung der vertragsgebundenen Milcherzeugung, die zwingend in Verbindung mit Bündelung in Milcherzeugergemeinschaften erfolgen muss. Lenz: „Verträge die Qualität, Zeitraum, Menge und Preis regeln, sind die Voraussetzung, dass Bäuerinnen und Bauern nachfrageorientiert produzieren können. In einer Marktwirtschaft nach Produkten zu verlangen, die nicht entlohnt werden, ist naiv. Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktordung ist der Hebel, um in unserer Marktwirtschaft endlich nachfrageorientiert und nachhaltig produzieren zu können. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss ihn jetzt umlegen!“