Zurzeit gibt es keine international anerkannte Methode, um den schmerzhaften Draize-Test am Kaninchenauge komplett zu vermeiden: Für die meisten Substanzen ist immer noch der Test am Kaninchenauge gesetzlich gefordert. Nur für stark reizende Substanzen ist ein in vitro-Verfahren (OECD TG 437) zugelassen.
BASF-Arbeitsgruppenleiter Dr. Robert Landsiedel hebt hervor: "Wir streben den vollständigen Ersatz des Draize-Test an. Für die schwachen Reizwirkungen haben wir ein Augenhornhaut-Modell aus menschlichen Zellen. Für die starken Reizwirkungen gibt es schon die OECD-Methode 437; zur Durchführung dieser Methode haben wir ein Gerät entwickelt und zusammen mit einem amerikanischem Partner, dem Institute for In Vitro Science, bereits zertifiziert." Damit kann es international eingesetzt werden.
Die EU verbietet ab 2013 die Vermarktung von Kosmetika, die an Tieren getestet wurden. Mangels Ersatzverfahren droht dieses Verbot verschoben zu werden. Die BASF-Forscher haben für einige toxikologische Fragestellungen in vitro-Verfahren verfügbar: Zur Testung der Aufnahme von Substanzen durch die Haut nutzen die Wissenschaftler humane Haut aus der kosmetischen Chirurgie. Zur Prüfung der allergenen (hautsensibilisierenden) Wirkung von Substanzen wurde eine Kombination mehrerer in vitro-Verfahren mit menschlichen Zelllinien entwickelt. Diese Methode befindet sich derzeit in der Phase der Validierung, d.h. in der Beweispflicht, dass das Verfahren spezielle Anforderungen erfüllt und reproduzierbar ist.
Dr. Christiane Hohensee, Projektleiterin InVitroJobs, betont: "Die EU schreibt die Reduktion der Tierversuche gesetzlich vor. Industrieunternehmen sollten sich verpflichtet fühlen, ihre enormen Ressourcen intensiv zur Entwicklung tierversuchsfreier Verfahren einzusetzen. Der Chemiekonzern BASF hat diesen Auftrag erkannt und wahrgenommen, dies begrüßen wir sehr." Um das Kosmetik-Verbot ab 2013 aufrecht zu erhalten, seien Entwicklungen und Zulassungen weiterer tierversuchsfreier Prüfverfahren wie insbesondere zur Feststellung schädigender Einflüsse auf die Nachkommen (Reproduktionstoxizität, Embryotoxizität) dringend erforderlich, schließt Hohensee.
Einige innovative Arbeiten der 50-köpfigen BASF-Forschergruppe zur Reduzierung und zum Ersatz von Tierversuchen werden jetzt ausführlich beschrieben unter "Arbeitsgruppe im Portrait" auf InVitroJobs.com.
Informationen: www.invitrojobs.com
Kontakt zur Projektleiterin InVitroJobs: Dr. rer. nat. Christiane Hohensee, Tel.: 030 - 62728267, eMail: hohensee@tierrechte.de