In der sogenannten Inhalationstoxikologie sind Experimente zur Feststellung schädigender Wirkungen von Industriechemikalien, Kosmetika, Abgasen, Tabakrauch und Nanopartikeln auf Lunge und Atemwege vorgeschrieben. Bislang werden hierfür Ratten, Meerschweinchen, Hunde und Schweine eingesetzt.
Zukünftig könnte ein luftdichtes Testmodul mit humanen Lungenzellen diese qualvollen Tierversuche ersetzen. Hierzu hat Cultex zusätzlich eine Inhalationsapparatur entwickelt, die die Teststoffe in verschiedenen Dosierungen ansaugt und gleichmäßig auf die Lungenzellen aufbringt. Die Schädigungen werden später an den Zellen untersucht. Für diese Forschungsarbeiten gab es auch seitens der Bundesregierung finanzielle Förderung.
Bevor die Methode jedoch zugelassen wird, läuft ein langwieriges Prüfverfahren ab. Zurzeit testen das Institut für Pathologie der Universität Mainz und das Institut für Toxikologie der Bundeswehr in München das Cultex-Testmodul. Diese sogenannte Prävalidierungsstudie sei zwar noch nicht abgeschlossen, die derzeitige Erfolgs-Einschätzung jedoch positiv, gibt die geschäftsführende Direktorin von Cultex in einem jetzt veröffentlichten Interview* auf InVitroJobs preis.
"Bis zu 15 Jahre dauern die Prüfverfahren, danach müssen die Tests noch in die Prüfvorschriften aufgenommen werden. Erst dann haben sie alle Hürden für eine breite Anwendung und zur Ablösung der Tierversuche genommen. Diese Zeitspanne ist viel zu lang", kritisiert Dr. Christiane Hohensee, Projektleiterin von InVitroJobs beim Bundesverband. "Die tierversuchsfreie Forschung braucht jetzt Auftrieb, die Politik sollte zupacken und als Schrittmacher auf EU-Ebene die Verkürzung von Prüf- und Anerkennungsverfahren voranbringen."
www.invitrojobs.com, das deutsch- und englischsprachige Portal zur Unterstützung der tierversuchsfreien Forschung hat der Bundesverband im April 2009 gestartet. Neben einer Jobbörse und aktuellen Informationen ist besonders die Arbeitsgruppenliste gefragt. Sie zeigt auf, welche Forschergruppen an welchen tierversuchsfreien Methoden arbeiten und dient damit der Vernetzung von Wissenschaftlern. Bislang haben sich bereits über 160 internationale Arbeitsgruppen listen lassen. Sie alle stehen für leistungsstarke, ethisch und wissenschaftlich fundierte Forschung ohne Tierversuche.
*Wissenschaftliches Interview unter: www.invitrojobs.com