Bei der Anhörung von Sachverständigen geht es um die Markt- und Preisentwicklung von Milch und Milchprodukten, um die Zukunft des Milchquotensystems und die Auswirkungen auf die ländlichen Räume. Um die eigentlichen Milchlieferanten - die Kühe - geht es nicht. Die Steigerung der Milchproduktion einer Kuh von jährlich etwa 2.000 Litern Milch vor 100 Jahren auf heute bis zu 10.000 Liter hat schwerwiegende Folgen für die Tiere. Erkrankungen der Euter, Klauen und Verdauungsorgane sowie Stoffwechselerkrankungen sind an der Tagesordnung und Zeichen einer ständigen Überforderung und Auszehrung des Organismus. Bereits nach vier bis fünf Jahren bedeutet dies für die noch junge Kuh den Gang zum Schlachter.
Für die Haltung von Milchkühen gibt es keine verbindlichen Rechtsvorschriften. Sie werden häufig ganzjährig im Stall gehalten. Lebenslange Anbindehaltung auf einstreulosen Betonböden ist keine Seltenheit. Auch die mutterlose Kälberaufzucht und die Enthornung der Kälber ohne Betäubung ist Teil der intensiven Milchproduktion. "Die Haltung der sogenannten Milchkühe ist alles andere als artgerecht. Dies ist nicht akzeptabel und auch darüber muss in Berlin gesprochen werden", fordert Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
Insgesamt zeichnet sich in der Milchwirtschaft eine Entwicklung hin zur agroindustriellen Produktion ab, wie sie in der Geflügelwirtschaft bereits besteht. "Unendliches Tierleid, Seuchenzüge und Massentötungen sind in diesem System vorprogrammiert, das Politik und Verbraucher konsequent stoppen müssen", so Simons.