Gegenüber dem Vorjahr sind die Zahlen der gentechnisch veränderten Tiere um knapp 115.000 auf 722.793 gestiegen. Das macht ca. ein Viertel der Gesamtzahl aus. Der Bundesverband betont, dass die Anzahl im Bereich Gentechnik noch weitaus höher sei, da lediglich die Tiere gezählt werden, bei denen die Genmanipulation geklappt hat und die dann in weiteren Tierexperimenten eingesetzt wurden. Die Vielzahl misslungener Versuche sowie "Vorratstiere" bei Züchtern und Laboren werde nicht erfasst. Mehr als 97 Prozent der Tiere sind genmanipulierte Mäuse, die vor allem in der Grundlagenforschung, aber auch zur Erforschung und Entwicklung von medizinischen Produkten Verwendung fanden. "Die Ergebnis-Übertragung auf den Menschen ist hier besonders fragwürdig. Zu den Spezies-bedingten Unterschieden kommt noch das manipulierte Erbgut der Tiere hinzu, wodurch von den Reaktionen der Tiere, z. B. auf Medikamente, noch weniger auf die Situation im kranken Patienten geschlossen werden kann", so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium nennt als einen Grund für den insgesamten Anstieg der verwendeten Tiere den Ausbau des Forschungsstandorts Deutschland. "Fortschrittlicher, innovativer und überfällig ist vielmehr, wenn Deutschland eine Spitzenposition beim Ausbau von Ersatzverfahren zeigen würde - und das auch in der Grundlagenforschung", so Simons weiter. Bereits seit 1986 ist die Regierung durch EU-rechtliche Vorschriften* sowie das nationale Tierschutzgesetz verpflichtet, Ersatzmethoden zum Tierversuch zügig zu entwickeln und Tierversuche zu reduzieren. Laut Bundesverband fehlten jedoch zielführende Konzepte für den Aufschwung von Tierversuchsersatzverfahren und würden auch von Wissenschaftlern, die an Alternativen forschen, eingefordert.
*RL 86/609/EWG
Tierversuchszahlen 2010: http://www.bmelv.de/... (Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz