In diesem Jahr geht der Preis gleich an drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beziehungsweise deren Forschungsteams. Dr. Uwe Marx (TissUse GmbH, Spreenhagen) wurde für seine Arbeit "Künstlicher Mini-Organismus statt Tierexperiment" ausgezeichnet, Peter Reinhardt (Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster) für seine Arbeit "Humane stammzellbasierte Modellsysteme für die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen" und Prof. Dr. Vera Rogiers (Vrije Universität Brüssel) erhielt den Preis mit ihrem Forschungsteam für ihre Arbeit "Menschliche Stammzellen der Haut als neuartige Quelle für Zelltestsysteme im Lebertoxizitätsscreening von Pharmazeutika".
Mit dem "Künstlichen Mini-Organismus" von Dr. Uwe Marx sollen voraussichtlich ab 2018 qualvolle Tierversuche im Bereich Arzneimittel- und Chemikalientestung ersetzt werden. Vor dem Hintergrund, dass sich neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS-Krankheit) nicht im Tiermodell untersuchen lassen, gelang es Dr. Peter Reinhardt mit seinen stammzellbasierten humanen Modellsystemen, ein zukunftsweisendes tierversuchsfreies Verfahren mit patienteneigenen Stammzellen zu entwickeln. Mit der neuen Screening-Methode von Prof. Dr. Vera Rogiers kann das für den Menschen relevante lebertoxische Potenzial von Stoffen ohne den Einsatz von Tieren eingeschätzt werden.
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt die Auszeichnung, denn durch die Anwendung dieser Tests bleiben Tieren qualvolle Tierversuche erspart. Zudem dokumentiert der Preis erneut die Leistungsfähigkeit tierversuchsfreier Verfahren. Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte, betont: "Wir freuen uns mit den ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die damit eine wichtige Anerkennung für ihre jahrelange wertvolle Arbeit erhalten. Die wachsende Bedeutung dieses wichtigen Forschungsbereiches zeigt sich auch darin, dass Bundesminister Christian Schmidt den Tierschutzforschungspreis heute persönlich verliehen hat. Dazu tut sich derzeit auch Positives auf Länderebene. Wir freuen uns, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung gestern angekündigt hat, ein Centrum für tierversuchsfreie Verfahren (CERST-NRW) zu etablieren".
Tierschutzforschungspreise werden durch Bund, Länder und private Träger vergeben. Sie setzen ein wichtiges gesellschaftspolitisches Zeichen für die Reduktion von Tierversuchen und würdigen die Forschungsleistungen zur Entwicklung von Ersatzmethoden. Zudem können die Forscher die Preisgelder in ihre Forschungsvorhaben investieren.