Dass das Phagen-Display* eine überzeugende Methode darstellt, hatte auch das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) vor Jahren erkannt und das Antikörper-Phagen Display als Teil einer sogenannten "Antikörperfabrik" mehrere Jahre finanziell unterstützt. Auch von der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) des Bundesinstituts für Risikobewertung wurde diese Methode bereits bewertet.
Dennoch stellen viele Firmen und Universitäten in Deutschland ihre Antikörper immer noch im Kaninchen her. Die Tierversuche im Bereich der Impfstoffforschung sind sehr belastend. Die Herstellung sogenannter mono- und polyklonaler Antikörper mit einer Wirkverstärkersubstanz ruft bei den Kaninchen heftige Reaktionen wie Fieber und Schmerzen hervor. Nachdem die Kaninchen jahrelang als Antikörperlieferanten gelitten haben, werden sie am Ende getötet. "Der Gesetzgeber verlangt den Einsatz der tierversuchsfreien Methode vor dem Tierversuch", erklärt Christina Ledermann, Pressereferentin des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte, "doch die Praxis zeigt, dass dies nicht zuverlässig umgesetzt wird. Allzu oft finden Tierversuche statt, obwohl ein zuverlässiges tierversuchsfreies Verfahren zur Verfügung steht. Das ist nicht nur aus ethischen Gründen inakzeptabel, es ist auch schlicht rechtswidrig".
Um alle Tierversuche zu beenden, fordert der Tierrechtsverband von den Behörden, die Anwendung der tierversuchsfreien Methode konsequent durchzusetzen und die entsprechenden Tierversuche aus den Prüfvorschriften zu streichen. "Die Abschaffung der Tierversuche wird zusätzlich durch die bis zu 20 Jahre dauernde Überprüfungszeit für neue tierversuchsfreie Methoden verschleppt - diese muss endlich entscheidend verkürzt werden. Außerdem muss der Forschungsetat für die Entwicklung neuer tierversuchsfreier Methoden massiv ausgebaut werden. Es kann nicht sein, dass das Gros der Forschungsgelder noch immer in die tierexperimentelle Forschung fließt", so Ledermann.
*Beim Phagen-Display-Verfahren werden die kompletten Gene des menschlichen Antikörpersystems in Bakterien verpflanzt. Die Gene imitieren die Reaktion des Immunsystems nach einer Infektion oder Impfung. Der gesamte Vorgang kann völlig ohne Tier im Reagenzglas stattfinden. Eine Immunisierung ist nicht notwendig. Das Verfahren ist viel schneller und präziser als der Versuch am Kaninchen und basiert auf humanspezifischen Peptiden und Proteinteilen. Abstoßungsprobleme durch Speziesunterschiede und dadurch bedingte biotechnologische Nachbereitungen fallen weg.
Ausführliche Informationen zum Versuchstier des Jahres 2015 unter:
- www.versuchstier-des-jahres.info
- Häufig gestellte Fragen zum Versuchstier des Jahres 2015
- 36-seitige Hintergrundinformation zum "Versuchstier des Jahres 2015″ als PDF
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