Sandra fühlt sich in der Videospielbranche heimisch: Sie arbeitete bei Videospielherstellern im Marketing und schrieb für diverse Onlinemagazine Artikel zu den neuesten Gaming-Trends. Heutzutage ist sie Streamerin und konzentriert sich dabei auf das Lebenssimulationsspiel Sims: „Gaming ist ein sehr großes Thema in der Gesellschaft, was von vielen allerdings unterschätzt oder gar nur als männliches Nischenthema angesehen wird“, erklärt die Hamburgerin.
Dass sie als Gamerin nicht allein dasteht, zeigen Studien vom Verband der deutschen Games-Branche, game: Demnach spielt jede zweite Person in Deutschland Videospiele und rund die Hälfte der Gamer ist weiblich. Mit fast 10 Mrd. € Umsatz steht die deutsche Gaming-Industrie mit großem Abstand unter anderem vor der Film- und Musikindustrie. Dennoch spielen ernste Themen, wie die mentale Gesundheit kaum eine Rolle. Es kommt eher vor, dass durchgezockte Nächte und Wutanfälle vor allem auf Social Media glorifiziert werden.
„Gaming kann positive, aber auch negative Effekte auf die mentale Gesundheit haben. Es sorgt für Entspannung und einen guten Ausgleich zum stressigen Alltag. Aber es bewirkt vielleicht auch das genaue Gegenteil.“ Sandra hat selbst diese Erfahrungen gemacht: „Während meiner Essstörung habe ich mich als Sim immer sehr verunstaltet. Mein Sim war komplett deformiert und sah mir gar nicht ähnlich. Aber ich nahm den Sim als Bestätigung meiner selbst empfundenen äußerlichen Entstellung, der Body Dysmorphia, was wiederum meine Essstörung weiter verschlimmert hatte. Währenddessen habe ich die anderen Charaktere wie Topmodels aussehen lassen. So habe ich mir selbst eingeredet: Ja, auch in Sims siehst du einfach nicht gut genug aus.“
Für sie ist es daher wichtig, Mental Health Awareness als zusätzliche Komponente ins Gaming zu bringen und dafür das Bewusstsein zu stärken. „Ich spreche offen über meine Erfahrungen, sei es meine Depression oder auch Traumata durch eine Vergewaltigung oder häusliche Gewalt. Mir ist es wichtig, einen Safe Space für die Gaming-Community aufzubauen, damit man sich mit diesen Themen nicht allein fühlt, wie ich es jahrelang getan habe. Ich möchte Wege aufzeigen, wie Gaming im Leben helfen kann, ohne dass man seinen Problemen einfach nur entflieht.“
Sie hofft, dass sie dieses Thema mit Miss Germany noch weiter in die Mitte der Gesellschaft bringen kann: „Ich sehe es als große Chance an. Miss Germany ist eine bekannte Marke und steht nicht mehr für einen Schönheitswettbewerb, sondern ist eine Auszeichnung für Frauen, die Verantwortung übernehmen. Das bietet mir die Möglichkeit, genau dieses Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.“
Falls sie Miss Germany 2023 wird, schwebt Sandra mit der Fördersumme eine Mental Health Awareness Kampagne vor: „Mit den 25.000€ würde ich mich mit Psychologen und Psychologinnen und Organisationen zusammentun und die verschiedenen Aspekte vom Gaming und der mentalen Gesundheit beleuchten. Ich selbst sehe mich nicht als Expertin oder Coach, sondern möchte die Leute dazu inspirieren, sich ihren Problemen zu stellen und diese mit professioneller Hilfe aufzuarbeiten.“
Bilder von Sandra (Credits im Titel beachten)
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