Es war ein „glücklicher Zufall“ der Dr. Müller vor fast 30 Jahren, im Jahr 1995, an die m&i Fachklinik Bad Liebenstein brachte. Nach dem Medizinstudium und der Facharztausbildung in Leipzig verließ der junge Facharzt die DDR aus politischen Gründen, kam nach Niedersachsen und trat dort, obwohl er eigentlich operativer Orthopäde werden wollte, eine Oberarztstelle in einer Reha-Klinik an „was sich rückblickend für mich als eine Entscheidung, die mein weiteres berufliches Leben sehr positiv geprägt hat, herausstellte“. Er promovierte an der Georg-August-Universität Göttingen und erhielt für seine Dissertation einen Forschungspreis.
Nach knapp sieben Jahren erfolgreicher oberärztlicher Tätigkeit in Niedersachsen bewarb er sich bundesweit um eine Chefarztstelle. Er hatte dabei mehrere Stellenangebote abgelehnt, weil die Reha-Medizin in Deutschland damals aus seiner Sicht nicht gut aufgestellt war. Erst die neuerbaute und gerade fertiggestellte m&i-Fachklinik Bad Liebenstein überzeugte ihn sofort „mit den Verantwortlichen bin ich mir in gefühlt fünf Minuten einig geworden“. Gereizt haben ihn der hohe Qualitätsanspruch des Klinikträgers, die Größe und die Ausstattung der Physiotherapieabteilung sowie die Chance eine „Klinik auf der grünen Wiese neu und zukunftsorientiert zu gestalten“. Daraus wurden dann 30 Jahre.
Nach sehr erfolgreichen ersten Jahren kam es Ende der 90er Jahre infolge radikaler Budgetkürzungen im Gesundheitsbereich (zur Sanierung der deutschen Staatsfinanzen wegen der geplanten Einführung des Euro) zu einer tiefgreifenden Krise im stationären Reha-Bereich. Auch für die m&i-Fachklinik waren das harte Zeiten. Dr. Müller erinnert sich: „Das ging bis zum Sozialplan“.
Der Chefarzt und sein Team sahen in dieser existentiellen Krise allerdings keinen Grund die Klinik zu verlassen, sondern nutzten gemeinsam mit der Geschäftsführung die daraus erwachsende Chance zu einem grundlegenden Neuanfang. So stellte sich der Mediziner, der in der Zwischenzeit den Zweitfacharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin erlangt hatte, die Frage: „Was ist in der Vergangenheit in der Rehabilitation falsch gelaufen?“. Die Antwort lag für ihn auf der Hand: „Die Reha-Medizin ist in den vergangenen Jahren den wissenschaftlich begründen Wirksamkeitsnachweis teilweise schuldig geblieben.“
Um hier valide Daten zu bekommen, initiierte der Chefarzt im Dezember 1997 eine Kooperation mit dem Institut für Physiotherapie der Friedrich-Schiller-Universität Jena „und wir begannen unsere Arbeit nach wissenschaftlichen Standards zu überprüfen und weiterzuentwickeln“. Zudem gab es gemeinsame Weiterbildungen, wissenschaftliche Veranstaltungen sowie fachlichen und personellen Austausch mit der Uni. Der Chefarzt übernahm Vorlesungen in Jena und Medizinstudenten absolvierten Praxisseminare in der Fachklinik in Bad Liebenstein. Im Ergebnis der gemeinsamen Forschungsarbeit entstanden mehrere Doktorarbeiten und eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen.
Begonnen wurden damals zudem Kooperationen mit Industriebetrieben der Region auf dem zu dieser Zeit noch wenig beachteten Gebiet der arbeitsplatzbezogenen Rehabilitation, welches heute bundesweit zum Reha-Standard zählt und von den Bad Liebensteiner Projekten wesentlich mit beeinflusst wurde. Insbesondere das K+S- sowie das OPEL-Projekt hatten nationale Beachtung gefunden „denn wir konnten beweisen, dass Reha wirklich funktioniert, Krankheitstage reduziert werden und bei den Rehabilitanden Beschwerden und Einschränkungen nachweislich zurückgehen.“ Weiterhin ist mit der „Arbeitsplatzbezogenen Muskuloskelettalen Rehabilitation (ABMR)“ ein neues Heilverfahren für die gesetzliche Unfallversicherung entwickelt worden, das Patienten nach Arbeitsunfällen verordnet werden kann.
„Im Ergebnis dieses konsequenten, über Jahre verfolgten Weges ist die Abteilung Orthopädie/Unfallchirurgie heute top aufgestellt und aufgrund ihres regional und überregional sehr guten Rufs stets voll ausgelastet“, resümiert Dr. Müller.
Wichtig war für ihn immer der von Empathie geprägte Kontakt zu den Patienten „jedes Mal bei der Visite und Konsultation habe ich zum Schluss gefragt ‚Sind Sie zufrieden‘?“ Die Behandlungs- und Servicequalität sei unglaublich wichtig und das nicht nur auf Patientenseite. Man müsse das Ärzte-, Pflege- und Therapeuten-Team stetig weiterentwickeln und fortbilden sowie die Interessen und Motivation jedes Einzelnen beachten, um langfristige Bindungskräfte im Team zu entwickeln.
„Das möchte ich auch sehr gerne meinem Nachfolger mit auf dem Weg geben“, so Dr. Müller. Wichtig ist es für den scheidenden Chefarzt, darauf zu verweisen, „dass die gemeinsame Arbeit speziell mit dem Team der Klinik immer menschlich sehr angenehm, für mich persönlich zutiefst sinnstiftend und mit Blick auf die langfristigen Erfolge stets erfüllend war. All das wäre ohne die permanente und faire Unterstützung auf Augenhöhe seitens der kaufmännischen Leitung sowie der Geschäftsführung nicht erreichbar gewesen – Vielen Dank!“
Dr. Axel Gassen übernimmt
Seit Februar 2021 ist Dr. Axel Gassen als Oberarzt in der m&i-Fachklinik Bad Liebenstein tätig. Sehr angenehm empfand er die frühzeitig vermittelte Perspektive zur Übernahme der Chefarztposition. „Die sich daraus ergebene Übergangsphase ermöglichte eine sukzessive Übergabe der Aufgaben und Verantwortung in einem gewohnten und vertrauten Umfeld.“ Dabei betont er, dass er Chefarzt Dr. Müller besonders dankbar sei für den stetigen fachlichen Austausch und die zahlreich vermittelten Erfahrungswerte. „Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen!“
Dr. Axel Gassen strahlt Begeisterung für die eigene Fachdisziplin aus und ist bereit, Führungsverantwortung in einem Team zu übernehmen, um das Fach und die Patientenversorgung gemeinsam weiterzuentwickeln. „Gerade durch das Wirken meines Vorgängers bestehen ideale personelle und strukturelle Voraussetzungen, unter anderem durch ein Netzwerk verschiedener Kooperationen.“
Als Chefarzt ist ihm, neben einer effektiven Organisationsfähigkeit, wichtig, bei all den Anforderungen Mensch zu bleiben. Insbesondere der respektvolle Umgang mit Patienten und Mitarbeitern sowie „das Gefühl der Verbundenheit und Vertrauen in die kollegiale Tragfähigkeit“ liege ihm am Herzen!
Auch den Blick in die Zukunft scheut Dr. Gassen nicht. Um den medizinischen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gewachsen zu sein, sei man gut beraten die zukünftigen Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und gegebenenfalls Anpassungen für eine langfristige Erfolgsperspektive vorzunehmen. „Besonders der Einsatz von Anwendungen und Software wird eine zunehmende Rolle spielen. Da heißt es: „Schritt halten! Den Fokus auf eine stetig qualitativ hochwertige Rehabilitationsmedizin zu richten - und, trotz allem technischen Fortschritts, die Menschlichkeit in der Medizin zu bewahren.“
Er schließt mit den Worten: „Von Herzen wünsche ich Dr. Müller für den neuen Lebensabschnitt viel Freude, Gesundheit, Zeit für Leidenschaft, Musik, Reisen, Entspannung und wahrgenommene Lebensqualität.“
Dem kann sich Rolf-Dieter Hoehle, Kaufmännischer Direktor der m&i-Fachklinik Bad Liebenstein, nur anschließen. „Wir wünschen Dr. Müller nur das Beste für seinen Ruhestand und freuen uns gleichzeitig sehr, dass Dr. Axel Gassen den Chefarztposten in der Orthopädie/Unfallchirurgie mit all seiner Expertise übernimmt.“ Die besondere Beziehung zum scheidenden Chefarzt wird auch dadurch deutlich, dass er in der Fachklinik noch eine Praxis für Selbstzahler und Privatpatienten betreiben wird. Zum 1. Mai endet aber seine fast 30 Jahre währende Chefarzt-Ära. Vielen Dank!