Seit August 2023 ist ein Patient in der m&i-Fachklinik Herzogenaurach, „der totgeweiht war, als er bei uns ankam“, erinnert sich Dr. Khalil Anton Assaf, Chefarzt Neurologie. Doch bald könne er wieder nach Hause und das nur mit einem Gehstock als Hilfe. „Genau das treibt mich und das ganze Team an. Menschen wieder ein Leben zu ermöglichen, eine Lebensqualität, um gegebenenfalls einen Beruf oder Hobbys wieder auszuüben oder die Teilhabefähigkeit wiederherzustellen. Auch mit schweren Diagnosen und deren Folgen ist man ein Teil der Gesellschaft, ein wichtiger sogar.“
Auch für solche Schicksale gibt es das Neuromuskuläre Zentrum Bayern Mitte. Um das Gütesiegel zu erhalten, benötigt man eine ganz besondere Expertise. Nur erlesene Kliniken im Akut- oder Rehabereich haben eben jenes Fachwissen und das besonders geschulte Team. Dazu zählt auch die m&i-Fachklinik Herzogenaurach. Wichtig ist nicht nur ein umfangreiches Wissen im Fachbereich Neurologie, sondern auch ein interdisziplinär fachübergreifendes.
Um die Zertifizierung zu erhalten muss man die entsprechende Expertise vorweisen, eine Mindestanzahl an Patienten in diesem Bereich behandelt haben, eine neurophysiologische Diagnostik vorhalten sowie Kooperationen mit anderen Einrichtungen unterhalten. Auch auf therapeutischer Seite muss die entsprechende Kompetenz vorhanden sein. „Das war für uns in der Fachklinik gewissermaßen ein Heimspiel, da unser Team bereits vorher super gut aufgestellt war“, erzählt Dr. Assaf stolz. 14 Ärzte in der Neurologie, davon 5 im Bereich muskuläre Erkrankungen sowie 40 Therapeuten bilden das spezialisierte Team. Denn nicht nur die Diagnosestellung ist wichtig, sondern auch die Behandlung und insbesondere die Langzeitbehandlung.
Im Neuromuskulären Zentrum ist man spezialisiert auf Menschen, die chronische und extrem seltene neuromuskuläre Krankheiten haben. Dazu zählt zum Beispiel die Muskeldystrophie, das Guillain-Barré-Syndrom, die Myasthenia Gravis oder Spiralparalyse sowie ALS. In der m&i-Fachklinik Herzogenaurach ist man so aufgestellt, Diagnosen zu bestätigen, eine individuelle Therapie zu konzipieren und stetig den Patienten während der stationären Behandlung zu begleiten und so den Verlauf zu kontrollieren und anzupassen.
In den letzten Jahren hat die Fachklinik eine hohe Anzahl an Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen behandelt. „Die Behandlung ist dabei immer interdisziplinär. Ärzteschaft, Ergo- und Physiotherapeuten-Teams, physikalische Therapie, Logopädie, Pflegefachkräfte und der Sozialdienst arbeiten Hand in Hand. Das ist das, was unsere Klinikgruppe ausmacht, was unsere Neurologie Fachabteilung ausmacht!“
In den letzten zwei Jahren hat Dr. Assaf ebenfalls die „Spastiksprechstunde“ ins Leben gerufen. „Oft sind Spastiken oder Lähmungen mit Verkrampfungen nicht nur mit Tabletten behandelbar. Wir können hier auch Botulinumtoxin injizieren.“ Das stärkste biologische Gift ist eine besonders wertvolle Medizin, und hilft, die Spastik (Steifigkeit) in den Muskeln zu lösen. Dieses Verfahren wird nicht oft angeboten, „daher bin ich umso glücklicher, unseren Patienten diese Behandlung an unserer Fachklinik anbieten zu können!“
Ein wichtiges Thema in unserem Zentrum sind auch bestimmte genetisch bedingte Erkrankungen, die oft so selten sind, dass sie durch das Raster fallen. „Die Patienten haben oft eine lange Odyssee hinter sich, bis sie an den richtigen Stellen vorstellig werden“, erklärt Dr. Assaf. Ausschlaggebend ist eine gute Differenzialdiagnostik, um die weitere Behandlung in der Reha festzulegen.
Dr. Assaf hat bereits die Zukunft fest im Blick. Neben dem weiteren Ausbau der Behandlung von neuromuskulär Erkrankten an der m&i-Fachklinik Herzogenaurach und der Re-Zertifizierung im Neuromuskulären Zentrum Bayern Mitte wird es noch viele weitere innovative Ideen und deren Umsetzung geben. „Besonders in der Schnittstelle Medizin und IT werden in den nächsten Jahren einige bahnbrechende Durchbrüche kommen.“ In dieser Richtung gäbe es bereits sehr viel Forschung, um den Patienten noch besser helfen zu können.