Der 1960 in Vancouver geborene Stan Douglas zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Bereits dreimal nahm er an der Documenta (1992, 1997, 2002) und der Biennale von Venedig (1990, 2001, 2005) teil und war auf zahlreichen weiteren Biennalen vertreten. In Stuttgart sind nun erstmals die zentralen Werke der letzten 20 Jahre in einer groß angelegten Schau erfahrbar. Die von Iris Dressler und Hans D. Christ im engen Dialog mit Douglas entwickelte Ausstellung folgt keiner chronologischen Konzeption, sondern setzt an verschiedenen potenziellen Lesarten des vielschichtigen Werks des Künstlers und dessen Interpretationen von Historie, Film, Literatur und Musik an.
Kein anderer Künstler vermag es, wie Stan Douglas auf gleichermaßen sinnliche wie intellektuelle Weise die Erfahrungsräume des Kinos und Museums zu erweitern. Im Rückgriff auf die geistigen, kulturellen und ideologischen Traditionen der Moderne stellen seine Werke dabei eine kritische Revision der westlichen Geschichte und Gegenwart dar. Das Scheitern der modernistischen Utopien und die „Geister“, die sie hervorbrachten, sind Schlüsselthemen des Künstlers.
Seine beiden neuesten Film- und Videoinstallationen, Klatsassin und Vidéo, kreisen um zwei Auseinandersetzungsfelder, mit denen sich Douglas seit den 1980er Jahren beschäftigt und die sein Œuvre wesentlich geprägt haben: Der Aufbruch der westlichen Imperien in die „Neue Welt“ einerseits und das künstlerische Schaffen Samuel Becketts andererseits. So kuratierte Douglas bereits 1988 eine Ausstellung zu Becketts „Teleplays“. Seine jüngste Arbeit Vidéo setzt an Becketts Film „Film“ mit Buster Keaton an und verquickt diesen mit Franz Kafkas Roman „Der Prozeß“. Klatsassin wiederum versetzt uns zurück in die Zeit des Goldgräbertums im westkanadischen Cariboo und greift zugleich einen Filmklassiker der 1950er Jahre auf: Akira Kurosawas’ „Rashomon“.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag.