Das von der Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit Milla & Partner und der Fachredaktion SWR International realisierte Projekt erhält einen "EVA" in Bronze.
Am vergangenen Freitag, beim Deutschen Eventtag in Essen, wurde die von der Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Stuttgart, Veronika Kienzle, SWR International und Milla & Partner entworfene Installation zur Geschichte des Flüchtlingslebens in Stuttgart mit einem der wichtigsten Preise der Event-Branche, dem EVA-Award, ausgezeichnet. Der rote, authentisch eingerichtete Original-Wohncontainer, der im Februar 2007 zehn Tage lang vor der Stuttgarter Stadtbücherei im Wilhelmspalais stationiert war, ist Schauraum und Exponat in einem. Er versetzt seine Besucher in die Lebenssituation der Flüchtlinge hinein und beherbergt zugleich eine Ausstellung, die den lebendigen Rückblick auf 20 Jahre kommunale Flüchtlingsarbeit ermöglicht.
In den 90er Jahren fungierte derselbe rote Container als eine von zahlreichen Notunterkünften. Die Stadt Stuttgart hatte sie eingerichtet, um die infolge des Jugoslawien-Konflikts schnell wachsende Zahl von Flüchtlingen rasch unterzubringen, bevor ein neues Zuhause für sie gefunden war oder sie in ihre Heimat zurückkehren konnten. Heute macht dieser Container, zusammen mit der Ausstellung in seinem Inneren, ein Stück Stadtgeschichte begreifbar. Er zeigt, wie die Menschen untergebracht waren und welche Gebrauchsgegenstände sie umgaben. In dem vom SWR produzierten Film, der über die Mattscheibe eines alten Fernsehgerätes läuft, schildern Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer ihre damaligen Erlebnisse. Der Film mit 25 Porträts, aufgenommen von den Stuttgarter Fotografen Kai Loges und Andreas Langen (arge lola), der auch auf DVD erhältlich ist, präsentiert Aussagen von Einzelpersonen. Persönliche, fast private Eindrücke treffen hier auf politische Aussagen, Erlebnisse von Heimverwaltern werden von Menschen ergänzt, die selbst Flüchtlingshintergrund haben. Ein Booklet zur DVD liefert ergänzende Information. Erinnerungsgegenstände wie Fotos, Briefe und Dokumente aus dem Alltag der Flüchtlinge sowie persönliche Gespräche mit ehemaligen Bewohnern, Betreuern und Verantwortlichen im Container geben Einblick in Schicksale und regen zur Diskussion über die Themen Flucht, Vertreibung und Migration an. Auch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und das soziale Engagement der Stadt rückt die Ausstellung ins Bewusstsein des Betrachters.
"Wir wollten mit dem Projekt Transparenz schaffen, Barrieren abbauen und Geschichte verbinden mit persönlichen Schicksalen", berichtet die damalige Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Stuttgart, Veronika Kienzle. Das ist in Zusammenarbeit mit den Szenografen von Milla & Partner, die das Projekt pro bono unterstützten, gelungen. "Es ist ein Ort des Austauschs entstanden", sagt Kreativ-Direktor Johannes Milla. In den zehn Tagen, in denen der Container vor der Bücherei platziert war, haben Hunderte Menschen die Ausstellung besucht. Die Eintragungen im Gästebuch zeigen eine hohe Akzeptanz – sowohl bei den Betroffenen als auch bei der Stuttgarter Bevölkerung. Es hat sich gezeigt, dass die Stuttgarterinnen und Stuttgarter dem Thema "Flucht und Vertreibung" einfühlsam und interessiert gegenüber stehen.
Ein dauerhaftes "Bleiberecht" wird der Container für Flüchtlinge im neu entstehenden Stadtmuseum bekommen, wo er in Zukunft einen authentischen Beitrag zur Dokumentation der Stadtgeschichte Stuttgarts leisten wird. Die in Kooperation mit dem SWR produzierte Film-DVD kann in ganz Baden-Württemberg im Schulunterricht genutzt werden.
Lehrkräfte, die gerne die DVD zum Projekt in ihrem Unterricht einsetzen möchten, können diese kostenlos beim Sozialamt der Landeshauptstadt Stuttgart, Stephan Spatz, beziehen.