Was im ersten Moment etwas verrückt klingt, ist Realität. Sowohl das Wahrzeichen des Wüstenstaates Dubai, das Burj-al-Arab, als auch die Chephren-Pyramide aus Gizeh, der Dresdner Zwinger und die Freiheitsstaue stehen neben vielen anderen Bauwerken im Minimundus-Park in Meckenbeuren am Bodensee.
Sie ist klein geworden, unsere Welt, im wahrsten Sinne des Wortes. Flugzeuge, Internet, Urlaub, die Leute rücken enger zusammen. Aber klein ist auch relativ. Die ganze Welt auf 40000 qm, das gibt es bei Minimundus am Bodensee. Aber bei 13 Meter Höhe kann man nicht mehr von Miniaturen sprechen.
Betrachtet man die Bauwerke, fragt man sich automatisch, was die Leute dazu bewegt, weltbekannte Gebäude im Maßstab 1:25 nachzubauen. Dies in einer Qualität, die dem Original nicht nachsteht. Sehr häufig wurden Originalmaterialien verwendet, beim Dresdner Zwinger zum Beispiel Elbstandstein.
Aus rotem armenischem Tuffstein wurde die Kirche von St. Etschmiadzin gebaut, die älteste christliche Kirche weltweit. Lehrreich ist der Ausflug zu Minimundus also auch noch.
An die Seidenstraße erinnert der Ishak Pasa Saray, ein beeindruckendes Gebäude in der Türkei, nur 30 Kilometer von der Grenze zum Iran entfernt. Zusammen mit dem Berg Ararat dominiert das Gebäude die kleine Stadt Dogubeyazit. Den Handelskarawanen bot die burgähnliche Anlage willkommenen Schutz vor finsteren Gestalten, die es auf die wertvollen Waren abgesehen hatten.
Viele Bauwerke repräsentieren einen Wert, für den man ein richtiges Einfamilienhaus bekommt. Allein der Dresdner Zwinger schlägt mit 600.000,00 Euro zu Buche. Mehr als 7 Millionen Euro sind die fast 90 Modelle wert.
Deutsche Geschichte erlebt man am Brandenburger Tor oder am 24 Tonnen schweren Dom zu Speyer. Nur unweit entfernt öffnet die Towerbridge ihre Tore wenn das Schiff durchfährt. Daneben schlägt Big Ben, der ja eigentlich gar nicht so heißt, mit seinem unverkennbaren Ton.
Die Tagespolitik ist oft ungewollt im Park zu Gast. War der Potala-Palast eines von vielen Bauwerken bei Minimundus, so stand er durch die Unruhen in China und Tibet plötzlich im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Ebenso die Brücke von Mostar, die im Jugoslawienkrieg zerstört wurde. Soweit ging die Detailtreue bei Minimundus dann doch nicht, dass man die Brücke ebenfalls zerstört hat.
Bei manchen Bauwerken überlegt man, woher man es kennt. Aber die Schulzeit liegt schon lange zurück. Oder hat man es einmal auf einer Ansichtskarte gesehen? Ein Blick auf die Infotafel hilft weiter. "War auf dem alten 50-DM-Schein" klärt mich der Herr daneben auf. Natürlich, das Holstentor in Lübeck.
Ehrfurchtsvoll stehe ich vor der Budapester Matthiaskirche. Die filigranen Säulen aus Stein und das gemusterte Dach. Jeder einzelne Dachziegel wurde von Hand gemalt. Ich schätze einmal, dass es bestimmt mehr als 5000 Dachziegel sind.
Viele Vögel zwitschern im Park, doch nicht alle sind echt. Den asiatischen Teil des Parks kann man mit dem Boot erkunden. Asiatische Klänge und Vogelgezwitscher sorgen für Entspannung. Die berühmten Tempelanlagen aus indonesischem Basaltlava stehen am Ufer: Angkor Wat, Borobadur oder Prambanan. Wer einmal durch Asien gereist ist, fühlt sich wie zu Hause.
Wir groß sind die Gebäude im Park? Ganz einfach: Maßstab 1:25. Man nimmt die Originalgröße und teilt durch 25. Man sucht sich die wetterfesten Originalmaterialien, kämpft um Pläne, erstellt Zeichnungen und verzweifelt manchmal fast. Den mehr als 2 Meter langen Eichenmast der Gorch Fock mit 2-4 cm Durchmesser zu drechseln, stellt auch gestandene Handwerker und Modellbauer vor Probleme.
Das Herrenhaus von Groot Constantia, dem ältesten südafrikanischen Weingut, zeigt ein herrliches Beispiel kapholländischer Architektur. Heute ist das Original eines der großen Anziehungspunkte in der südafrikanischen Kap-Provinz. Ebenso zählt es unter Winzer Boela Gerber zu den führenden Weinhäusern in Südafrika.
Natürlich darf in einem Park mit den schönsten Bauwerken ein Hundertwasser-Objekt nicht fehlen. Die Wahl fiel auf die Kirche Sankt Barbara in Bärnbach in Österreich. Diese ehemals unscheinbare Kirche wurde durch Hundertwasser in ein Juwel verwandelt. Minimundus zeigt die Kirche und die komplette Außenanlage.
Das Riesenrad, das Wahrzeichen des Wiener Praters, dreht sich unaufhörlich vor dem 4D-Kino. Daneben rattert die Achterbahn, ebenfalls im Maßstab 1:25.
Golden glänzen die Kuppeln des Kremls in Moskau. 5800 Kilogramm ist dieses Bauwerk schwer. Basilius-Kathedrale steht auf dem Schild. Ich lasse mich aufklären. Als Kreml bezeichnet man in Russland den Ortskern, wie bei uns etwa den Marktplatz. Das weltbekannte Gebäude mit den glänzenden Türmen ist die Basilius-Kathedrale, ist also nur ein Teil des Moskauer Kremls.
Das Brandenburger Tor zählt natürlich auch zu den ganz großen Bauwerken der deutschen Geschichte. Ob die Quadriga auf dem Tor nach Osten oder nach Westen schaut, das konnten auch zahlreiche Politiker bei ihren Besuchen im Park nicht mit Sicherheit beantworten.
Vor der Chephren-Pyramide stehen Kamele. Nein, keine echten. Kamele ebenfalls im Maßstab 1:25, die erahnen lassen, welche Dimensionen die Pyramide im Original hat. Eine interessante Abhandlung über den Bau der Pyramide gibt Aufschluss, dass man den Bau der Pyramide bis heute nicht mit Sicherheit erklären kann.
Die Einwohner der französischen Hauptstadt Paris sind immer noch geteilter Meinung: Schandfleck oder modernes Gebäude. Das "Centre national d'art et de culture Georges Pompidou" umgangssprachlich auch einfach nur "Centre Pompidou" genannt, ist immer noch nicht bei allen Franzosen angekommen. Ganz besonders die älteren Einwohner stehen noch auf Kriegsfuß mit dem eigenwilligen Gebäude. Die jüngere Generation dagegen ist mit dem Gebäude aufgewachsen und hat es auch weitgehend akzeptiert.
Dass das Guggenheim Museum in New York bereits 50 Jahre alt ist, kann man fast nicht glauben. Zu modern erscheint die Architektur, zu futuristisch das Gesamtbild. Auch es zählt zu den schönsten und interessantesten Bauwerken im Minimundus-Park.
Dreht man den Kopf Richtung Ozean, sticht die sinkende Titanic ins Auge. Nur noch das Heck ragt aus dem Wasser. Unweit entfernt steht die Freiheitsstatue auf Ihrem Sockel, die Fackel zum Himmel gestreckt, in der anderen Hand die Tafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Wie im New Yorker Hafenbereich steht daneben Ellis Island, der ehemalige Sitz der US-Einwanderungsbehörde.
Unvorstellbar ist der Aufwand, mit dem die Gebäude gebaut wurden. Das Gur Emir Mausoleum besteht aus 270.000 Einzelteilen auf einer Größe von 3 x 3 Meter. Nicht aus Kunststoff-Bauklötzen sondern aus Originalmaterial wurde dieses Bauwerk hergestellt. Mehr als 8000 Arbeitsstunden waren allein für dieses Bauwerk nötig.
Interessant, lehrreich und unterhaltsam gestaltet sich der Besuch bei Minimundus am Bodensee für alle Altersklassen. Wer schon einmal eigenhändig eine Leonardo-Brücke gebaut hat, ist auch für die Schule gut gerüstet. Am magischen T gibt es immer wieder graue Haare. Aus 4 Teilen ein T zu bauen, das kann doch nicht schwer sein.
Eine 70 Meter lange Rosengalerie begrüßt die Besucher. Tausende von Blumen sind im Park gepflanzt, der auch mit einem Rollstuhl gut zu befahren ist.
Im Winter werden die Bauwerke wieder eingehaust, also mit einem Winterschutz versehen. Schnee, Wasser und Frost würde an den Gebäuden schnell zu enormen Schäden führen. Deshalb hat der Park Winterruhe bis nach Ostern.
Ein paar Parkdaten:
Größe: 40000 qm 85 Bauwerke im Wert von 7 Millionen Euro, Floßfahrt, 4D-Kino Panorama-Restaurant am Minimundus-Ozean Parkplätze in ausreichender Menge vorhanden
Öffnungszeiten: 29. April - 18. Oktober 2009
28. April - 17. Oktober 2010
Mittwoch-Sonntag 10-17.00 Uhr, Juli und August täglich 10-18.00 Uhr
Minimundus liegt in Meckenbeuren, 10 km vom Bodensee entfernt, zwischen Friedrichshafen und Ravensburg
Eintrittspreise: Erwachsene: 9,80 €
Kinder: 5,80 €
Familienkarte: 24,00 €
Minimundus Bodensee
Roland Hertsch, Geschäftsführer Miniaturpark Bodensee GmbH Am Hangenwald 3 88074 Meckenbeuren Tel. 07542 9466-0 Fax 07542 9466-22 r.hertsch@minimundus-bodensee.de