„Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit allen saarländischen Landkreisen und dem Stadtverband Saarbrücken diese Präventionsprojekt zum Schutze von Kindern gegen Misshandlungen und Vernachlässigungen nun realisieren“, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur. Die sechs saarländischen Standorte sind Teil des gleichnamigen Projektes, das seit dem 01.12.2006, getragen durch die Hessenstiftung „Familie hat Zukunft“, in zwei hessischen Landkreisen läuft. Die vom Land geförderte Projektlaufzeit ist bis Dezember 2010 vorgesehen. Das bis zu diesem Zeitpunkt aus Landesmitteln bereitgestellte Finanzvolumen wird sich auf bis zu 2,17 Mio. € belaufen. Es wird davon ausgegangen, dass die in dieser Zeit aufgebauten Hilfestrukturen dann fortgeführt werden, wenn sich die Ergebnisse des Projektes als Erfolg zu bewerten sind.
„Das Saarland wird mit diesem Vorgehen das Bundesland sein, das flächendeckend die innovativsten Präventions- und Hilfestrukturen aufbaut. Das durch die Vereinbarung heute gestartete Projekt ist das finanziell größte familienpolitische Einzelvorhaben, das je im Saarland umgesetzt wurde. Es belegt den Stellenwert, den diese Landesregierung der Familienpolitik und den saarländischen Familien beimisst“, so Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer weiter.
Während die Realisierung der Projektidee und die Umsetzung in den Landkreisen durch das Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie gewährleistet wird, übernimmt die Hessenstiftung für alle Projektstandorte die verwaltungstechnische Abwicklung des Projektes. Die Aufgabenverteilung der Kooperationspartner ist das Ergebnis der länderübergreifenden Standorte sowie der vom Bund für das gesamte Projekt bereitgestellten Finanzierung der wissenschaftlichen Evaluation.
Die Landkreise als Projektstandorte agieren im Rahmen der Konzeption des Heidelberger Instituts beim Aufbau der lokalen Hilfestrukturen eigenverantwortlich (Einstellung von lokalen Koordinatoren, Aufbau des Netzwerkes der Akteure für die Hilfen für Familien). Wesentliches Ziel wird es sein, in allen Landkreisen die potentiellen Akteure aus dem Familien-, Jugend- und Gesundheitsbereich mit der Zielsetzung Eltern zu helfen zusammenführen.
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die saarländischen Familien. Insbesondere werden Familien angesprochen, die ab 2008 Nachwuchs erwarten. „Keiner fällt durchs Netz!“ will diesen Familien ein Hilfsangebot im Umgang mit ihrem Kind machen. Spätestens ab der Geburt sollen Eltern mit professioneller Hilfe von Hebammen, Sozialarbeiterinnen, Familienpflegerinnen, Ärzten, oder Kinderkrankenschwestern selbstsicherer und wissender im Umgang mit ihren Babys werden. Dazu wird sowohl ein Bildungsangebot von ausgebildeten Multiplikatoren für alle Eltern gemacht werden.
Das Projekt „Keiner fällt durchs Netz“ zielt neben der Stärkung der Erziehungskompetenz aller Eltern aber auch auf die Identifikation und den Zugang zu sogenannten Risikofamilien. Diese Familien, die sich schwer tun mit den üblichen Bildungsangeboten, werden beratende Hilfen erhalten. Sie werden durch eine Familienhebamme zu Hause betreut, die Eltern bei ihren ersten Schritten im Zusammenleben mit ihren Kindern unterstützen. Eigens zu diesem Zweck werden erstmalig im Saarland 29 Hebammen zu Familienhebammen weiter qualifiziert.
„Keiner fällt durchs Netz!“ stellt ein hochqualifiziertes Konzept zur Prävention und Intervention sowie zur Abwendung von Risiken bei Kindern wie Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung dar. Die Landesregierung geht aufgrund bisheriger wissenschaftlicher Erkenntnisse davon aus, dass Risikokonstellationen in Familien so früh wie möglich, vor oder nach der Geburt des Kindes „entdeckt“ werden müssen, um Negativspiralen zu verhindern. Deshalb sollen Eltern mit Risikolebenslagen in einem Screeningverfahren (beginnend in der Geburtsvorbereitung, in den Geburtskliniken, in der Nachbetreuung der Hebammen) rechtzeitig erkannt und besondere Unterstützung durch eine aufsuchende Betreuung einer Familienhebamme im ersten Lebensjahr des Kindes erfahren.
Auf Landesebene wird es eine Projektarbeitsgruppe im Ministerium für Bildung, Familie, Frauen, Kultur geben, die die Landesbelange in die Projektumsetzung einbringt und eine einheitliche Abwicklung gewährleisten soll. Projektübergreifende Inhalte des Projektes „Keiner fällt durchs Netz!“ mit dem Projekt des Ministeriums für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales werden in einer gemeinsamen Landesarbeitsgemeinschaft „Frühe Hilfen“ behandelt.
Während das im Februar verabschiedete Landesgesetz "Schutz der Kinder vor Verwahrlosung, Missbrauch und Misshandlung (Drs. 13 / 1140)" insbesondere eine Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen der Kinder ab dem 6. Lebensmonat bis zu 5 1/2 Jahren sicher stellen soll, wird das jetzt im Aufbau begriffene Angebot die Hilfen für Eltern und Kind im ersten Lebensjahr und deren Vernetzung in den Landkreisen in den Vordergrund stellen. Die beiden Projektansätze von Gesundheitsministerium und Familienministerium ergänzen sich in idealer Weise.