*Dass die Lehrerinnen und Lehrer die Ferienzeit nutzen, sich mit der integrativen Beschulung auseinanderzusetzen und dabei Erfahrungen aus der Nachbarregion Rügen und aus anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein einzubeziehen, macht deutlich, mit welch großer Verantwortung sie sich dieser Aufgabe stellen.*
Das Sonderpädagogische Förderzentrum Wolgast/ Usedom und alle dazugehörigen Verbundschulen, die sowohl Grund- und Regionalschulen als auch ein Gymnasium umfassen, gehören ab dem kommenden Schuljahr 2011/12 mit zu der Region im Schulamtsbereich Greifswald, auf die das Konzept *Präventive und integrative Grundschule* ausgedehnt wird. Derzeit läuft die Umsetzung des Modells im Landkreis Rügen.
An dieser vom Sonderpädagogischen Förderzentrum Wolgast/Usedom selbst organisierten Fachtagung, die vom Bildungsministerium in Schwerin unterstützt wurde, nahmen 70 Lehrerinnen und Lehrer teil.
Bei dieser Fortbildung ging es neben Informationen zum eingeleiteten Integrationsprozess in Mecklenburg-Vorpommern auch um die Erfahrungen im Landkreis Rügen. Dort wurden mit Beginn des Schuljahres 2010/11 Schüler mit Förderbedarf in der Sprache sowie der emotionalen und sozialen Entwicklung integrativ in der ersten Klasse eingeschult.
Außerdem vermittelten Experten aus Schleswig-Holstein ihre Erfahrungen. In diesem Bundesland wurde der Integrationsprozess bereits Ende der 1970er /Anfang der 1980er Jahre eingeleitet. Die Integrationsquote von Kindern mit Förderbedarf an regulären Schulen beträgt dort inzwischen über 40 Prozent, währen diese Quote in Mecklenburg-Vorpommern bei 25 Prozent liegt. Die bundesweite Integrationsquote liegt bei 16 Prozent.
Minister Tesch: *Wir alle stehen vor der großen und behutsam umzusetzenden Aufgabe, Kinder mit Behinderungen so weit wie möglich in den regulären Schulalltag zu integrieren. Dieser eingeleitete langfristige Prozess, der in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vorgegeben ist, braucht jede Unterstützung von allen an Bildung Beteiligten, und er braucht die Akzeptanz und Toleranz in der Bevölkerung*.
Hintergrund:
Das Bildungsministerium hat mit dem Konzept *Präventive und integrative Grundschule* den Inklusionsprozess in Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich eingeleitet. So wurden im Landkreis Rügen mit Beginn des Schuljahres 2010/11 Schüler mit Förderbedarf in der Sprache sowie der emotionalen und sozialen Entwicklung integrativ in der ersten Klasse eingeschult. An diesem Vorhaben beteiligen sich alle 13 Grundschulen des Landkreises Rügen. Dies erfolgt in enger Kooperation zwischen Bildungsministerium, Staatlichen Schulamt Greifswald und Universität Rostock. Das Bildungsministerium hat dafür rund 250.000 Euro zur Verfügung gestellt.
In einem nächsten Schritt wird zum kommenden Schuljahr ausgehend von den Erfahrungen auf Rügen das Vorhaben auf alle Grundschulen des Staatlichen Schulamtes Greifswald ausgedehnt.
Mecklenburg-Vorpommern hat als eines der ersten Bundesländer zum Schuljahr 2010/11 keine ersten Klassen mehr an den Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen eingerichtet. Alle Kinder mit diesem Förderbedarf beginnen fortan ihre Schullaufbahn chancengleich und wohnortnah an der Grundschule.
Landesweit wurden in diesem Schuljahr 663 Kinder mit Förderbedarf im Lernen an den Grundschulen in Diagnoseförderklassen und 38 Kinder in Regelklassen eingeschult.
Für Grund- und Förderschulkräfte sowie für Schulleiter werden seit April 2010 regelmäßig Fortbildungen durchgeführt. Inhaltliche Schwerpunkte für Grundschulkräfte sind z.B. die Vermittlung von Unterrichtsmethoden zur Prävention, Diagnostik und Förderung.
Der gesamte Umgestaltungsprozess wird von einem Integrationsbeirat begleitet, der sich aus sachkundigen Vertretern von Politik, Schule und Öffentlichkeit zusammensetzt.
Der landesweite integrative Umgestaltungsprozess wird durch zusätzliche Steuerungs- und Unterstützungssysteme begleitet. So wird die Überprüfung von sonderpädagogischem Förderbedarf von vier zentralen diagnostischen Diensten der Staatlichen Schulämter wahrgenommen.