Während der Genusspartie, die in der historischen Holländer-Mühle begann und an den Backöfen des Unternehmens "Braaker Mühle" endete, unterstrich von Boetticher den Wert von frischem Backwerk für eine gesunde und ausgewogene Ernährung: "Der Biss in ein knackiges Brötchen zum Frühstück oder der Geschmack aromatischen Schwarzbrotes am Abend sind für mich geschmackliche Höhepunkte des Tages. Wir unterstützen deshalb das schleswig-holsteinische Bäckerhandwerk bei der Information der Verbraucher über Produkte der Betriebe unserer Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord. Diesen Weg wollen wir auch zukünftig fortsetzen", sagte er.
Den Rohstoff für Produkte des heimischen Bäckerhandwerks liefert zu einem nicht unerheblichen Teil die schleswig-holsteinische Landwirtschaft. Auf durchschnittlich 207.000 Hektar werden hier 1,9 Millionen Tonnen Weizen und auf 24.000 Hektar rund 164.000 Tonnen Roggen als Brotgetreide produziert. Das hieraus gewonnene Mehl wird von den rund 6.500 Arbeitnehmern des schleswig-holsteinischen Bäckerhandwerks verarbeitet, die so einen Umsatz von rund 290 Millionen Euro erwirtschaften (bundesweiter Umsatz: 11,9 Milliarden Euro).
Landwirtschaftsminister von Boetticher ist mit seiner Vorliebe für frische Backwaren nicht allein: Die Deutschen sind Weltmeister im Verzehr von Brot und Brötchen - jährlich 83 Kilogramm pro Kopf. Bundesweit decken rund 17.000 Betriebe des Bäckerhandwerks einen Teil des Bedarfs ab; in Schleswig-Holstein sind 408 Betriebe in die Handwerksrolle eingetragen, von denen 281 der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord angehören.
Allerdings werden nur noch 30 Prozent der Backwaren in Deutschland von handwerklich arbeitenden Betrieben erzeugt. Die restlichen Mengen stammen überwiegend aus etwa 50 industriell orientierten Backwaren-Unternehmen. Sie versorgen bundesweit etwa 120.000 Lebensmittelmärkte, Filialgeschäfte von Einzelhandelsketten oder Tankstellen mit vorgefertigten "Teiglingen", teilweise vorgeschnittenen Broten oder Kleingebäck.
Junge Menschen reizt dennoch zunehmend die Arbeit in den Backstuben. Rund 36.000 von ihnen haben 2006 das Bäckerhandwerk erlernt - ein Zuwachs von 4,1 Prozent gegenüber 2005. In Schleswig-Holstein stieg die Ausbildungsquote für Bäcker und Bäckereifachverkäufer von 1.393 im Jahr 2003 auf 1.810 in 2007.
"Trotz dieser erfreulichen Zahlen darf nicht unterschlagen werden, dass statistisch gesehen jeden Tag in Deutschland drei Bäckereien die Öfen nicht mehr anheizen. Ursache hierfür ist vor allem die verbreitete Suche nach den billigsten Angeboten, ohne die Qualität besonders zu berücksichtigen", warnte Christian von Boetticher. Dadurch komme es nicht nur zum Verlust von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie Wertschöpfung vor allem im ländlichen Raum. Auch ein Wegfall der ortsnahen Versorgung mit Lebensmitteln, der Verlust eines wichtigen Stücks Transparenz bei der Produktion sowie das Verschwinden von regionalen Spezialitäten mit besonderen Qualitäten seien damit verbunden. "Und nicht zuletzt geht so auch ein Happen Lebensqualität verloren, nämlich der Biss in eine Scheibe frischen Schwarzbrots oder in ein duftendes Franzbrötchen", sagte der Minister.