Christian von Boetticher erinnerte an die bereits umgesetzten Projekte, nämlich:
- Die Thermische Ersatzbrennstoff-Verwertungsanlage (TEV) in Neumünster. In der seit Mitte 2005 betriebenen TEV werden jährlich bis zu 150.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe zur Erzeugung von Fernwärme eingesetzt. Die Ersatzbrennstoffe stammen aus der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) in Neumünster, aus der MBA Lübeck-Niemark und aus anderen Abfallaufbereitungsanlagen.
- Das Heizkraftwerk der Stadtwerke Flensburg (SWF). Seit Anfang 2007 werden auch dort geeignete Abfälle verbrannt. Die Abfallaufbereitung für die SWF im Abfallwirtschaftszentrum Flensburg übernimmt die "Mittelständische Entsorgungs-Initiative Schleswig-Holstein" (MEISH), in der verschiedene Entsorger zusammenarbeiten. Weitere Abfälle stammen aus der Papierherstellung. Die in Betrieb gegangene erste Stufe ist für 50.000 Tonnen Abfälle im Jahr ausgelegt, weitere 100.000 Tonnen pro Jahr sind vorgesehen.
- Die Zementproduktion der Holcim AG in Lägerdorf, schon seit längerem werden dort jährlich etwa 150.000 Tonnen heizwertreiche Abfälle eingesetzt. Zur Aufbereitung steht bei Bedarf die Anlage der ALTERA Lägerdorf GmbH & Co. KG zur Verfügung.
In allen drei genannten Anlagen ersetzen die verbrannten Abfälle direkt Kohle, die sonst verwendet werden müsste. "Allein durch diese drei Anlagen werden jährlich 200.000 bis 250.000 Tonnen Kohle nicht verbrannt. Das schont die natürlichen Ressourcen, reduziert Kohlendioxidausstoß in Schleswig-Holstein und bremst den Klimawandel", rechnete der Umweltminister vor.
Weitere Projekte sind von Boetticher zufolge in Bau oder Planung, so der bereits genehmigte Umbau des Heizkraftwerkes Glückstadt und ein geplantes Ersatzbrennstoffkraftwerk in Brunsbüttel. Das Land befürwortet diese Projekte, wenngleich anders als bei der öffentlichen Abfallbeseitigung eine abfallrechtliche Lenkung von Abfallströmen zur energetischen Verwertung nicht möglich ist.
Die zu Ersatzbrennstoffen verarbeiteten Abfälle sind unterschiedlicher Herkunft und oft heterogen. Deshalb ist eine Qualitätssicherung für die Ersatzbrennstoffe unerlässlich, vor allem eine zuverlässige Schadstoffbegrenzung.
Im Auftrag des Landes und unter Mitwirkung der Betreiber der großen Sortieranlagen hat die Firma Stoffstromdesign Ralf Ketelhut in Neumünster ein Rechenmodell entwickelt, mit dem die Eigenschaften der jeweiligen Aufbereitungsanlage besser beschrieben werden können als mit einer zufälligen Probenahme.
Da sich zudem nach der Abtrennung störender Stoffe wie PVC die Entsorgungsfrage für die aussortierten Stoffe erneut stellt, wurden im Auftrag des Landes die Verwertungsmöglichkeiten für vermischte PVC-Abfälle aus dem Baubereich überprüft und dabei ein deutlicher Entwicklungsbedarf festgestellt.
"Diese Projekte zeigen, wie die energetische Abfallverwertung weiter verbessert werden kann. Je aufwendiger eine Aufbereitung ist und je verlässlicher ein Ersatzbrennstoff beschrieben werden kann, desto geringer sind die Folgekosten durch Schäden an Feuerungsanlagen oder ähnliches. In diesem Sinne wird das Land für den weiteren Ausbau der energetischen Verwertung eintreten", blickte Umweltminister von Boetticher in die Zukunft.