Die Karten sind im Internet mit einer Reihe von weiteren Informationen für alle einzusehen. Damit ist es möglich, Lärmbelastungen für die einzelnen Häuser zu erkennen und die Lärmsituation für Gemeinden zu bewerten. Hintergrund ist eine Vorschrift der EU, die Umgebungslärmrichtline; ihretwegen wurden zunächst strategische Lärmkarten für ca. 620 Kilometer Hauptverkehrsstraßen mit mehr als 6 Millionen Fahrzeugen pro Jahr und die Ballungsräume Hamburg und Kiel ausgearbeitet.
Nun sei es Aufgabe der Städte und Gemeinden vor Ort, so der Umweltminister, auf Grundlage der Lärmkarten die Lärmsituation zu bewerten. Bei Lärmproblemen sind strategische Entscheidung - zum Beispiel bei der Gemeindeentwicklung - und auch konkrete Maßnahmen zu Abhilfe zu prüfen. Dazu sind bis zum 18. Juli 2008 Lärmaktionspläne auszuarbeiten.
Der Mitwirkung der Öffentlichkeit kommt bei der Aktionsplanung eine zentrale Bedeutung zu. "Mittels des Internetportals, in das auch Gemeinden Ihre zukünftigen Planungsschritte einstellen können, wird eine effizientere Bürgerbeteiligung möglich sein", betonte von Boetticher.
Um diese neue und anspruchsvolle gesetzliche Aufgabe der Gemeinden angesichts der engen von der EU vorgeben Fristen zielführend und effizient umzusetzen, wurde ein Leitfaden zur Aktionsplanung von Fachleuten der Verkehrsbehörden, Umweltbehörden und des Städteverbandes ausgearbeitet. Mit den wesentlichen Fragestellungen, Schritten und Inhalte der Aktionsplanung wird gerade für kleinere Gemeinden eine geeignete Praxisanleitung gegeben.
Von Boetticher wies darauf hin, dass in Deutschland sich über 60 Prozent der Menschen durch Verkehrslärm belästigt fühlen, davon mehr als zehn Prozent stark oder äußert stark. "Die Belastung der Bevölkerung durch Verkehrslärm wird stärker als in der Vergangenheit als gravierende Einschränkung der Lebensqualität empfunden", betonte der Umweltminister. Er machte daher deutlich, dass dem Lärmschutz in der Öffentlichkeit zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit zukommen wird und auch in Planungsverfahren wie der Bauleitplanung oder der Verkehrsentwicklungsplanung stärker einfließen muss.
Zugleich räumte von Boetticher ein, dass auch beim Lärmschutz nicht alles, was wünschenswert sei, auch realisiert werden könne. "Wir sollten aber das Ziel nicht aus dem Auge verlieren, die Möglichkeiten für mehr Lärmschutz in Schleswig-Holstein auszuschöpfen und damit die Lebensqualität in unserem Land weiter zu erhöhen", forderte der Minister.
Für circa zweihundert Städte und Gemeinden unter 20.000 Einwohner wurden unter Federführung des Staatlichen Umweltamtes Kiel die Lärmkarten im Auftrag des Landes ausgearbeitet. Auch die größeren Städte wurden bei der Lärmkartierung im Rahmen der Ausschreibung und bei der Datenermittlung unterstützt.
In einer zweiten Stufe 2012/2013 werden weitere Lärmkarten für geringer belastete Hauptverkehrswege (3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr)und den Ballungsraum Lübeck zu erstellen sein, um ein vollständigeres Gesamtbild der Lärmbelastung im Land zu erhalten.
Die Lärmkarten, ein Leitfaden zur Aufstellung von Lärmaktionsplänen und weitere Informationen zu allen betroffenen Gemeinden können unter www.laerm.schleswig-holstein.de eingesehen und bei Bedarf herunter geladen werden.